Besonderes


Die Rinde der Buche ist glatt und die Kronenäste zweigen meist schräg nach oben ab. Beides hat zur Folge, dass die Menge des am Stamm ablaufenden Niederschlagswassers erheblich größer ist als bei anderen Baumarten. Da kein Stamm genau senkrecht steht, fließt das Wasser, den Gesetzen der Schwerkraft folgend, auf der Seite des Stammes ab, wo der Winkel des Baumes zum Boden kleiner als 90° ist. Die während einer Schönwetterperiode von den Buchenblättern aus der Luft ausgekämmte, saure Staubmasse wird mit dem Regenwasser über den Stammabfluss in den Boden verfrachtet. Dadurch sinkt dort der pH-Wert ab und der Boden wird sauer. Es entsteht eine vegetationsfreie Stelle auf einer Seite des Stammfußes (Spiong 1985).


Buchenstammfuss


Abb. 13: Partielle Absenkung des pH-Wertes
durch Schadstoffeintrag über Stammabfluss

(Foto: P. Beckschäfer)


Ein weit verbreiteter Irrtum, der in diesem Zusammenhang ausgeräumt werden kann, ist der Glaube, dass Buchen bei Gewittern einen guten Schutz vor Blitzen bieten. Die alte Volksweisheit besagt: „Vor Eichen sollst du weichen / Und Weiden sollst du meiden / Zu den Fichten flieh mitnichten / Doch die Buchen musst du suchen!“ Dieser Irrglaube ist wohl darauf zurückzuführen, dass man nach Gewittern nur selten Schäden an Buchen findet. Das liegt aber nicht daran, dass Buchen von Blitzen nicht getroffen werden, sondern daran, dass Buchen bei Blitzeinschlägen nicht so zerfetzt werden, wie andere Bäume. Bei Regen wird der Stamm der Buche sehr schnell vom Niederschlagswasser benetzt. Dadurch ist die Aussenableitung des Blitzes viel besser als z.B. bei einer Eiche. Die Energie wird einfach über die Stammoberfläche in den Boden geleitet ohne dem Baum großen sichtbaren Schaden zuzufügen.



Die Größte unter den Roten


Vor allem als Park- und Gartenbäume beliebt und verbreitet sind die sogenannten Blutbuchen. Bei ihnen wird das grüne Chlorophyll von im Zellsaft gelösten roten Farbstoffen, den Anthocyanen überdeckt (Raven et al. 1988). Aufgrund dieser genetischen Veränderung erscheinen die Blätter nicht mehr im gewohnten Grün, sondern weisen eine dunkelrote bis tief violettrote Färbung auf. Blutbuchen sind die größten, roten Pflanzen der Welt. Früher wurde ihnen nachgesagt, sie seien ein Zeichen dafür, dass die Natur ein Verbrechen mißbillige – dass sich das Blut weigere zur Ruhe zu kommen. Die Röte ist aber ein recht stabiles Merkmal dieser Pflanzen, deren Sämlinge ebenfalls oft Rot sind (Johnson 1973).


Blutbuche(g)


Abb. 14: Blutbuche
(Foto: P. Beckschäfer)


Krüppel oder Schönheit?


Eine weitere, wahrscheinlich mutationsbedingte Sonderform der Buche ist die Süntelbuche (Fagus sylvatica var. Suentelensis). Mit ihrer extravaganten gewundenen, schlangenartigen Wuchsform ist sie eine der interessantesten Ausprägungen der Buche. Ihre Besonderheit ist leider gleichzeitig auch ihr Schicksal, denn sie wird von ihren gradschaftigen Artgenossen schnell überwachsen oder im Zuge forstlicher Pflegemaßnahmen entfernt. Heute ist sie bei uns nur noch extrem selten zu finden.