Ziele und Programm des Graduiertenkollegs

"Die Zukunft des Europäischen Sozialmodells"


Ausgangspunkt von Forschung und Lehre des Kollegs, das seit Oktober 1997 von der DFG gefördert wird, bildet die Annahme eines historisch gewachsenen, bei aller Vielfalt doch näher zu kennzeichnenden Europäischen sozialmodells. Drei Leitfragen bestimmen die interdisziplinäre, historisch und ländervergleichende Arbeit des Kollegs:

  • Wie kann das „alte“ Europäische Sozialmodell beschrieben und allgemein sowie in seinen spezifischen Varianten in seiner Entstehung und Durchsetzung erklärt werden?
  • Welche allgemeinen und länderspezifischen Herausforderungen an das „alte“ Europäische Sozialmodell lassen sich beschreiben und erklären?
  • Welcher Umbau, welche Anpassungsprozesse der Institutionen des „alten“ Europäischen Sozialmodells können beobachtet werden? Welches „neue“ Europäische Sozialmodell zeichnet sich als Reaktion auf exogene und endogene Herausforderungen ab? Welche Ideen und welche Interessen tragen den Umbau des Europäischen Sozialmodells? Schließlich: Welche Gewinner und Verlierer eines Umbaus des „alten“ zum „neuen“ Sozialmodell lassen sich identifizieren?
  • Jacques Delors prägte Mitte der 1980er Jahre den Begriff des Europäischen Sozialmodells, um im schwierigen europäischen Integrationsprozeß ein Konzept ins Spiel zu bringen, mit dem sich die EU-Europäer über alle Unterschiede hinweg identifizieren konnten. Wenn heute vom Europäischen Sozialmodell die Rede ist, wird damit allerdings ein neues Modell anvisiert, das zwar noch als spezifisch „europäisch“ bezeichnet werden kann, jedoch mit den Institutionen des „alten“ Modells und den ihnen zugrundeliegenden Ideen durchaus konfligiert. Das Kolleg untersucht das Ineinandergreifen von „altem“ und „neuem“ Sozialmodell, indem es nach Tendenzen der Erosion der Institutionen des Europäischen Sozialmodells und nach gezielten Politiken, diese aufzulösen, sowie nach Formen neuer Institutionenbildung fragt. Wie reagieren Institutionen des Europäischen Sozialmodells auf exogene und endogene Herausforderungen? Mit welchen Folgen für die Bürger(innen) – mit welchen Konsequenzen aber auch für die Modellkonstruktion selbst? Mit diesen Fragen konzentriert sich das Kolleg in seiner laufenden Arbeit auf Probleme des Wandels von Institutionen, seiner Bestimmungsfaktoren und Ergebnisse.

    Kontakt:
    gkesm@uni-goettingen.de