Arbeitsschwerpunkte

Geistes- und Religionsgeschichte der Frühen Neuzeit; calvinistische und katholische Missionen; Amerika




Projekte:

"What reason teaches me": Missionen an der Grenze der Neuen Welt, ca. 1680-1760

Mein Projekt erforscht die Beziehung zwischen Aufklärung und religiösem Denken im achtzehnten Jahrhundert durch die Untersuchung von französischen, spanischen, und englischen Missionen unter den amerikanischen Völkern. Beide Denkrichtungen beschäftigten sich mit der menschlichen Natur und den Möglichkeiten, diese Natur auf sozialer, intellektueller und politischer Ebene zu kontrollieren oder ihr zur Entfaltung zu verhelfen. Die "Naturvölker" des amerikanischen Doppelkontinents wurden von europäischen Denkern als ideale Fallbeispiele für philosophische Untersuchungen der menschlichen Natur und der Angemessenheit der verschiedenen politischen Systeme betrachtet. Zur gleichen Zeit dehnten sich die Grenzländer im achtzehnten Jahrhundert immer weiter ins Innere des amerikanischen Doppelkontinents aus. Die Missionare erkundeten neue Gebiete und versuchten, pagane Indianerstämme zum Christentum zu bekehren.

Folgende Fragen sollen am Schluss meines Forschungsprojektes geklärt werden: Wurden aufklärerische Denkweisen, im Gegensatz zu den früheren Beschreibungen, von missionarischen Berichten beeinflusst? Hatten die Ideen der Aufklärung Auswirkungen auf missionarische Praktiken? Haben die Missionare die Definition der menschlichen Natur aus einer anderen Perspektive aufgrund des atlantischen Zusammenhanges betrachtet? Waren die anthropologischen und psychologischen Theorien vom Menschen und sein Verhältnis zur -- politischen oder göttlichen -- Autorität von diesem besonderen atlantischen Kontext abhängig?

Mit einer Analyse der Schriften über die amerikanischen Ureinwohner hoffe ich zu zeigen, wie religiöse, philosophische wie auch politische Anliegen in einer komplexen und turbulenten atlantischen Welt interagierten, und wie diese Interaktionen wiederum einen großen Einfluss auf das europäische und euro-amerikanische Denken hatten.




"Prying-Indians": Konflikt und religiöse Identitäten

Ein Nebenprojekt beschäftigt sich mit den Auswirkungen imperialer Praktiken auf Bürgerschafts- und Gemeinschaftsbildungskonzepte. Missionare, europäische Regierungsbeamte, Kolonisten und Ureinwohner hatten verschiedene Welt- und Gesellschaftsbilder. Die Untersuchung der Missionen zeigt, dass der Imperialismus in eine Vielfalt divergierender Praktiken übersetzt werden konnte und dass die Probleme und Möglichkeiten des Kolonialismus eine wichtige Rolle bei der (Neu-)Definition der Funktion des Individuums in werdenden Nationalstaaten spielten. Europäische Beamte, Kolonisten und Ureinwohner Amerikas, aber auch Missionare hatten sehr konkrete Vorstellungen darüber, wie die Eingeborenen in koloniale Gemeinschaften inkludiert oder aus ihnen ausgeschlossen werden sollten. Diese konkurrierenden Ansichten trugen zu Debatten über die Natur der politischen Gemeinschaft und ihrer Mitglieder bei. Die verschiedenen Konflikte und Revolten, die die kolonialen Beziehungen in der Neuzeit gestalteten, heben wichtige gemeinsame Muster in allen Kolonien hervor. Diese Muster sind nicht nur für die missionarischen Praktiken aufschlussreich, sondern auch, um die Prozesse der Schaffung neuer Imperien und der Staatsbildung zu verstehen.




Publikationen (Auswahl)

  • "The Idea of Freedom in Missionary Writings about the New World", in Quentin Skinner and Martin van Gelderen, eds., Freedom and the Construction of Europe: New Perspectives on Philosophical, Religious, and Political Controversies, Cambridge University Press, 2013.
  • Forthcoming: "'Adopted Children of God': Native and Jesuit Identities in New France, c. 1630­1690", to be published in French History and Civilization: Papers from the George Rudé Seminar.