Was können wir gegen den Klimawandel tun? Ergebnisse aus dem Bericht des Weltklimarats

Bericht von Dr. Laura Birg

Der fünfte Sachstandsbericht des Zwischenstaatlichen Ausschusses über Klimaveränderungen (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) der Vereinten Nationen enthält aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse über den Klimawandel. Da die IPCC-Sachstandsberichte als Referenzdokumente vielen klimapolitischen Entscheidungen zugrunde liegen, haben sie erheblichen Einfluss auf die Klimapolitik, auch wenn sie selbst wissenschaftlichen und keinen unmittelbar politischen Charakter haben.

Moderiert von Prof. Dr. Kilian Bizer berichteten Prof. Dr. Alexander Knohl, Professur für Bioklimatologie, Prof. Dr. Josef Settele, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung Leipzig, Prof. Stephan Klasen, Ph.D., Professur für Entwicklungsökonomik und Prof. Inmaculada Martínez-Zarzoso, Ph.D., Professur für Entwicklungsökonomik über den aktuellen Sachstandsbericht und standen für eine Diskussion über die aktuellen Ergebnisse zur Verfügung.

Prof. Knohl präsentierte wesentliche Ergebnisse des Sachstandberichts über den Fortgang des Klimawandels. Zu den wichtigsten Ergebnissen gehört die Erkenntnis, dass das Weltklima sich eindeutig erwärmt und dass die Erwärmung über Land größer ist als über Ozeanen. Derzeit wird die höchste Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre gemessen, was auch zu einer Versauerung der Ozeane führt. Extreme Wetterereignisse (sehr heiße Tage/Nächte, Starkniederschlag, Trockenheit, Wirbelstürme) sind durch den Klimawandel häufiger geworden.

Unter den Treibern des Klimawandels kann zwischen natürlichen und durch Menschen verursachte Einflüsse unterschieden werden. Die Beobachtungen zum Klimawandel können am besten erklärt werden, wenn man sowohl natürliche als auch menschengemachte Einflüsse zugrunde legt. Hierbei dominieren die menschlichen Einflüsse. Der Anstieg von CO2 ist der zentrale Treiber des Klimawandels. Der Einfluss der Sonne muss hingegen als vergleichsweise gering eingestuft werden.

Auf der Grundlage der gegenwärtigen Erkenntnisse ist je nach Szenario bis zum Ende des 21. Jahrhunderts mit einem Anstieg der durchschnittlichen Temperatur um 0,3 °C bis 4,8 °C und einem Anstieg des Meeresspiegels um 0,26 m bis 0,82 m zu rechnen. Die mittlere Niederschlagsmenge wird sich voraussichtlich nicht ändern, allerdings ist mit einer Zunahme extremer Wetterereignisse zu rechnen.

Prof. Settele schilderte die im Sachstandsbericht resultierenden Konsequenzen aus dem Klimawandel, die in der zuständigen Arbeitsgruppe herausgearbeitet wurden. Er nutzte die Gelegenheit, um neben den Ergebnissen auch die Arbeitsweise der Gruppe anekdotisch dazustellen. Die Zuordnung von beobachtbaren Effekten zum Klimawandel als ursächlicher Treiber ist nicht eindeutig möglich, allerdings lassen sich die Effekte mit einer jeweils bestimmten Wahrscheinlichkeit dem Klimawandel zuordnen. Der Ernteertrag für Weizen, Mais und Reis wird etwa voraussichtlich global negativ durch den Klimawandel beeinflusst. Die Aktivitäten vieler Arten wird durch den Klimawandel verändert. Dies zeigt sich u. a. in Wanderungsbewegungen, die dem Klimawandel zuzuordnen sind. Wenige Arten sind bislang durch den Klimawandel ausgestorben. Menschen sind nicht gleichermaßen vom Klimawandel betroffen. Insbesondere marginalisierte soziale Gruppen sind besonders verwundbar. Besorgniserregend sind auch die zu erwartenden Folgen von extremen Wetterereignissen sowie der zu erwartende Verlust an Biodiversität.

Prof. Klasen berichtete über die Zunahme der Treibhausgasemissionen. Der Anstieg der Weltbevölkerung und weltweites Wirtschaftswachstum wirken positiv auf Treibhausgasemissionen, während die tendenziell abnehmende Energieintensität der Volkswirtschaften und die tendenziell abnehmende Kohlenstoffhaltigkeit der Energiegewinnung sich negativ auf die Treibhausgasemissionen auswirken. Bis 1980 entstammte der Großteil der kumulierten Treibhausgasemissionen aus OECD-Staaten. Seit 1980 ist die größte Zunahme an Treibhausgasemissionen in asiatischen Schwellenländern zu verzeichnen.

Das Ziel, die Erderwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts auf 2 °C zu begrenzen, ist mit wenigen realistischen Szenarien zu erreichen. Eine aggressive Bekämpfung des Klimawandels ist jedoch relativ kostengünstig möglich. Bis 2030 müssten 1,7 % des Bruttoinlandsprodukts darauf verwendet werden, bis 2050 3,7 % des BIP. Das Wachstum verringert sich durch Klimaschutzpolitik um ca. 0,06 Prozentpunkte. Diese Zahlen setzten allerdings eine effiziente Klimaschutzpolitik voraus, die dort Treibhausgasemissionen reduziert, wo dies kostengünstig möglich ist.
Aus ökonomischer Sicht funktionieren marktbasierte Instrumente am besten, da sie am ehesten eine kostengünstige Vermeidung von Treibhausgasemissionen sicherstellen können. In der Praxis sind nicht-marktbasierte Markteingriffe allerdings effektiver und haben bislang höhere Einsparungen bewirkt als marktbasierte Instrumente. Die gegenwärtige Politik ist durch ein Nebeneinander von marktbasierten und nicht-marktbasierten Instrumenten gekennzeichnet. Es verbleiben noch immer viele "niedrig hängende Früchte", also kostengünstige Möglichkeiten, Treibhausgasemissionen einzusparen.

Prof. Martínez-Zarzoso stellte die Bedeutung von Entwicklungsländern im Zusammenhang mit der Klimaschutzpolitik heraus. Der Anteil der Entwicklungsländer an den globalen Emissionen steigt an. Um das 2-Grad-Ziel zu erreichen, müssen die Emissionen von der Entwicklung des Einkommens in Entwicklungsländern entkoppelt werden. In Entwicklungsländern sind die Vermeidungskosten typischerweise moderat. Darüber hinaus wirken Klimaschutzmaßnahmen potenziell positiv auf das Wirtschaftswachstum, da neue "grüne" Technologie eine neue Dynamik entfachen kann ("grüne industrielle Revolution").

Um Klimaschutzmaßnahmen in Entwicklungsländern realisieren zu können, sind massive finanzielle Transfers erforderlich. In den Entwicklungsländern müssen allerdings die institutionellen Voraussetzungen für eine wirksame Klimaschutzpolitik teilweise erst noch geschaffen werden. Vorrangig ist derzeit ein Umbau der Energieversorgung, auch um die Versorgungssicherheit zu verbessern. Ein Verzicht auf die Subventionierung von Kraftstoffen könnte im Jahr 2020 zu einer Einsparung von Treibhausgasemissionen um 4,4 % führen. Ebenso sind klimaschützende Effekte zu erwarten, wenn regionale Freihandelsabkommen durch eine ökologische Komponente ergänzt werden würden.

Im Anschluss an die Vorträge hatten die Zuhörer Gelegenheit, ihre Fragen an die Experten zu richten. Die Veranstaltung klang bei Laugengebäck, kühlen Getränken und zahlreichen Gesprächen in kleinen Gruppen aus.

Bilder von der Veranstaltung finden Sie hier.