Zur Entstehung der Förderlinie "Barrierenfreie Qualifizierung"

Anlass für die Konzeption und Etablierung der Förderlinie „barrierefreie Qualifizierung und Vernetzung“ war die Aufnahme einer tauben Doktorandin, die im Frühjahr 2014 eine Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Gebärdensprachlabor SignLab und zugleich ihr Promotionsstudium antrat. Liona Paulus und ihre Betreuer*innen machten uns darauf aufmerksam, an wie vielen Stellen im Universitätsbetrieb kommunikative Barrieren bestehen, die wir zuvor nicht einmal wahrgenommen hatten. Liona warb über die im Jahr 2017 dann endlich etablierte Förderlinie Mittel für eine individuelle Schreibberatung und für ein individuelles Mentoring ein, beide Formate wurden von Gebärdendolmetscher*innen begleitet. Im September 2019 verteidigte Liona erfolgreich ihre Dissertation in der Deutschen Gebärdensprache – als erste taube Person an der Universität Göttingen und eine von wenigen tauben Doktorand*innen in Deutschland. Unmittelbar im Anschluss trat sie eine unbefristete Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität zu Köln an.

Wären Liona und ihre Betreuer*innen nicht bereit gewesen, ihr Wissen und ihre Erfahrungen mit uns zu teilen, und hätten sie nicht geduldig den angesichts der begrenzten Promotionszeit langwierigen Weg der Konzeption und Etablierung begleitet, wäre unsere Förderlinie nie ins Leben gerufen worden. Sie haben den Weg für alle Promovierenden der GSGG geebnet, die zukünftig das Wagnis eingehen werden, in einem noch immer von vielen Barrieren geprägten Umfeld zu forschen und zu lehren. Diesen Promovierenden können wir nicht die Last von den Schultern nehmen, alltäglich strukturelle und kulturelle Grenzen auszuloten. Wir können ihnen aber ein verlässliches und transparentes Verfahren für die individuelle Förderung anbieten, die ihnen zusteht, und wir leisten damit zugleich einen Beitrag zur diversitätsorientierten Weiterentwicklung unserer Universität.