Lehrforschung
Intention
Das Modul B.Sowi.2000 'Interdisziplinäre Forschungspraxis der Sozialwissenschaften' sollen die Studierenden des Bachelorstudiengangs Sozialwissenschaften ab dem fünften Semester belegen. Sie haben bis dahin viele Fähigkeiten und Kenntnisse in ihren zwei sozialwissenschaftlichen Fachgebieten und ihrer Spezialisierung sowie im Methodenbereich erworben, die sie nun in den interdisziplinär angelegten Lehrforschungsprojekten anwenden können. Dazu bilden sie in den einzelnen Projekten, die mit Bezug zu den fakultären Forschungsschwerpunkten (s.u.u) angelegt sind, kleinere Forschungsgruppen und bringen ihre unterschiedlichen Blickwinkel in ihr Thema ein. Sie bearbeiten gesellschaftlich relevante Fragestellungen, reflektieren und kritisieren diese fachlich und methodologisch. Dabei arbeiten Sie auch weiter an Ihren Fähigkeiten zum wissenschaftlichen Arbeiten und bereiten sich somit auf ihre Abschlusarbeit vor.
Die bisherigen Lehrforschungsprojekte
SoSe 2019
- Dr. Klaas Kunst: Deutsche Erinnerung – Nationalsozialismus
Beschreibung von 'Deutsche Erinnerung – Nationalsozialismus' aus dem Vorlesungsverzeichnis
Eine gemeinsame Geschichte ist einer der wichtigsten Grundpfeiler einer Nation. Erinnerungskulturen und Geschichtspolitik sind also wichtige Themen auf der Tagesordnung. Wer hier die Deutungsmacht besitzt, hat großen Einfluss auf die Geschicke eines Landes. In diesem Lehrforschungsprojekt wollen wir gemeinsam unterschiedliche Formen der Erinnerung auf staatlicher und nicht-staatlicher Ebene untersuchen. Geplant ist auch eine Exkursion nach Berlin, um vor Ort Monumente, Initiativen und Ausdrucksformen kennenzulernen. In einem eigenen Teil soll die Praxis der Vermittlung von Geschichtskultur Thema sein.
Die Ergebnisse des Projekts finden Sie hier.
WS 2019/20
- Prof. Alexander-Kenneth Nagel: Erfolgsgeschichten des Ankommens: Interdisziplinäres Lehrforschungsprojekt in der Flüchtlingshilfe
Beschreibung von 'Erfolgsgeschichten des Ankommens' aus dem Vorlesungsverzeichnis
In den vergangenen Jahren hat eine große Anzahl von Menschen aus unterschiedlichen Ländern in Deutschland Zuflucht vor Verfolgung und wirtschaftlicher Not gesucht. Soziale Träger und die Zivilgesellschaft bemühen sich darum, die Geflüchteten beim Ankommen zu unterstützen. Das Lehrforschungsprojekt zielt darauf ab, durch qualitativ-empirische Forschung die Bedingungen für eine erfolgreiche Integration und Teilhabe geflüchteter Menschen besser zu verstehen und diese Erfolgsgeschichten breiter bekannt zu machen. Das Lehrforschungsprojekt wird in Kooperation zwischen dem Mehrgenerationenhaus Burgdorf und dem Lehrstuhl für sozialwissenschaftliche Religionsforschung durchgeführt und richtet sich an Studierende der Sozialwissenschaft, der Religionswissenschaft sowie der Europäischen Ethnologie mit Interesse an Migration. Die gemeinsame Arbeit umfasst die sozial- und kulturwissenschaftliche Definition "erfolgreicher" Integration und Teilhabe, die Konzeption eines Interviewleitfaden sowie die eigenständige Durchführung, Transkription und Analyse teilstrukturierter Interviews mit Geflüchteten. In einem zweiten Schritt sollen die Ergebnisse des Projekts in Form einer Posterausstellung einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Das Mehrgenerationenhaus Burgdorf unterstützt die Lehrforschung auf vielfältige Art und Weise, z.B. durch logistische und organisatorische Hilfestellung bei der Auswahl und Ansprache geeigneter Interviewpartner sowie Räumlichkeiten und, bei Bedarf, Übersetzer*innen.
Die Ergebnisse des Projekts finden Sie hier.
- Dr. Klaas Kunst: Deutsche Erinnerung – SED-Diktatur und Kolonialzeit
Beschreibung von 'Deutsche Erinnerung – SED-Diktatur und Kolonialzeit' aus dem Vorlesungsverzeichnis
Eine gemeinsame Geschichte ist einer der wichtigsten Grundpfeiler einer Nation. Erinnerungskulturen und Geschichtspolitik sind also wichtige Themen auf der Tagesordnung. Wer hier die Deutungsmacht besitzt, hat großen Einfluss auf die Geschicke eines Landes. In diesem Lehrforschungsprojekt wollen wir gemeinsam unterschiedliche Formen der Erinnerung auf staatlicher und nicht-staatlicher Ebene untersuchen. Geplant ist auch eine Exkursion nach Berlin, um vor Ort Monumente, Initiativen und Ausdrucksformen kennenzulernen. In einem eigenen Teil soll die Praxis der Vermittlung von Geschichtskultur Thema sein.
Die Ergebnisse des Projekts finden Sie hier.
SoSe 2020
- Prof. Alexander-Kenneth Nagel: Erfolgsgeschichten des Ankommens: Interdisziplinäres Lehrforschungsprojekt in der Flüchtlingshilfe (Fortsetzung)
Beschreibung von 'Erfolgsgeschichten des Ankommens' aus dem Vorlesungsverzeichnis
In den vergangenen Jahren hat eine große Anzahl von Menschen aus unterschiedlichen Ländern in Deutschland Zuflucht vor Verfolgung und wirtschaftlicher Not gesucht. Soziale Träger und die Zivilgesellschaft bemühen sich darum, die Geflüchteten beim Ankommen zu unterstützen. Das Lehrforschungsprojekt zielt darauf ab, durch qualitativ-empirische Forschung die Bedingungen für eine erfolgreiche Integration und Teilhabe geflüchteter Menschen besser zu verstehen und diese Erfolgsgeschichten breiter bekannt zu machen. Das Lehrforschungsprojekt wird in Kooperation zwischen dem Mehrgenerationenhaus Burgdorf und dem Lehrstuhl für sozialwissenschaftliche Religionsforschung durchgeführt und richtet sich an Studierende der Sozialwissenschaft, der Religionswissenschaft sowie der Europäischen Ethnologie mit Interesse an Migration. Die gemeinsame Arbeit umfasst die sozial- und kulturwissenschaftliche Definition "erfolgreicher" Integration und Teilhabe, die Konzeption eines Interviewleitfaden sowie die eigenständige Durchführung, Transkription und Analyse teilstrukturierter Interviews mit Geflüchteten. In einem zweiten Schritt sollen die Ergebnisse des Projekts in Form einer Posterausstellung einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Das Mehrgenerationenhaus Burgdorf unterstützt die Lehrforschung auf vielfältige Art und Weise, z.B. durch logistische und organisatorische Hilfestellung bei der Auswahl und Ansprache geeigneter Interviewpartner sowie Räumlichkeiten und, bei Bedarf, Übersetzer*innen.
Die Ergebnisse des Projekts finden Sie hier.
- Dr. Klaas Kunst: Der 20. Juli 1944 und die Folgen
Beschreibung von 'Der 20. Juli 1944 und die Folgen'' aus dem Vorlesungsverzeichnis
Eine gemeinsame Geschichte ist einer der wichtigsten Grundpfeiler einer Nation. Erinnerungskulturen und Geschichtspolitik sind also wichtige Themen auf der Tagesordnung. Wer hier die Deutungsmacht besitzt, hat großen Einfluss auf die Geschicke eines Landes. In diesem Lehrforschungsprojekt wollen wir gemeinsam das missglückte Attentat auf Hitler mitsamt den beteiligten Personen untersuchen und uns mit der Nachgeschichte und der Rezeption in Deutschland und dem Ausland auseinandersetzen. Es existieren unterschiedliche Formen der Erinnerung auf staatlicher und nicht-staatlicher Ebene. Geplant ist auch eine Exkursion nach Berlin, um vor Ort Monumente, Initiativen und Ausdrucksformen kennenzulernen. In einem eigenen Teil soll die Praxis der Vermittlung von Geschichtskultur Thema sein.
Die Ergebnisse des Projekts finden Sie hier.
WS 2020/21
- Marcus Zachäus: Qualitative Analyse öffentlicher Diskurse am Beispiel des Migrationsdiskurses
- Dr. Giuseppe Pietrantuono: Quantitative Analysen zur Diskriminierung im Deutschen Arbeitsmarkt in STATA
Diskriminierung ist eine Schlüsselkomponente zur (Re-)Produktion sozialer Ungleichheiten. Diese greifen in Bezug auf verschiedene Gruppenkategorien (z.B. Gender, Religion, soziale und ethnische Herkunft) und in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft. Diskriminierung zu messen und zu untersuchen, stellt jedoch Forschende vor einige Herausforderungen. So sind beispielsweise Befragungsdaten oft im Sinne der sozialen Erwünschbarkeit verzerrt (in anderen Worten: Menschen geben es nicht gerne zu, wenn sie andere Menschen - beispielsweise aufgrund ihrer Herkunft - ungleich behandeln). In diesem Kontext hat sich das Feldexperiment als valider Ansatz zur Untersuchung von Diskriminierung erwiesen, weil die Messung eine tatsächlichen Handlung erlaubt. In diesem Seminar untersuchen wir Arbeitsmarktdiskriminierung. Die Studierenden haben die Aufgabe, den Effekt einzelner Merkmale von (fiktiven) Bewerbern auf die Wahrscheinlichkeit, zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden, empirisch zu untersuchen. Hierbei fokussieren wir insbesondere Mechanismen, die einer Ungleichbehandlung entgegenwirken können. Die Studierenden lernen dabei, eine eigene sozialwissenschaftliche Fragestellung innerhalb der Grundthematik zu entwickeln, diese in empirisch überprüfbarer Form zu formulieren und anhand quantitativer Daten empirisch zu überprüfen. Anschliessend werden die Ergebnisse in präsentierbare Form gebracht und als Poster und in einer schriftlichen Ausarbeitung zusammengefasst und vorgestellt. Dieser Kurs bietet somit eine Einführung in die Methoden der quantitativen Datenanalyse am Beispiel von Feldexperimenten und in die Software STATA. Ziel des Kurses ist es, Studierende zu befähigen, ein Forschungsprojekt von der Fragestellung über die Analysen bis hin zur Präsentation der Ergebnisse durchzuführen. Der Besuch des Kurses setzt keine Vorkenntnisse zu STATA oder Regressionsanalysen voraus.
- Dr. Emanuel Deutschmann: Quantitative Analysen zu politischen Orientierungen in Stata
Die politische Orientierung von Menschen ist sozialstrukturell vorgeprägt und mit Einstellungen zu einer Vielzahl gesellschaftlicher Themenbereiche verknüpft. So hängt die Selbsteinschätzung der eigenen politischen Position als links, rechts oder mittig zum Beispiel mit dem Einkommen zusammen und wirkt sich ihrerseits auf eine Vielzahl von Einstellungen aus, z. B. bezüglich Themen wie Zuwanderung, Umweltschutz, Religiosität oder Demokratieverständnis. In diesem Seminar haben die Studierenden die Aufgabe, den Zusammenhang zwischen der politischen Orientierung und einem weiteren sozialen Phänomen ihrer Wahl empirisch genauer zu untersuchen. Die Studierenden lernen dabei, eine eigene sozialwissenschaftliche Fragestellung zu entwickeln, diese in empirisch überprüfbare Form zu gießen und dann mithilfe von für Deutschland repräsentativen Umfragedaten (dem ALLBUS-Datensatz) empirisch mithilfe von deskriptiven Analysen und Regressionsmodellen zu überprüfen. Anschließend werden die Ergebnisse in präsentierbare Form gebracht und als Poster und in einer schriftlichen Ausarbeitung zusammengefasst und vorgestellt. Die Studierenden lernen so, eine eigenständige quantitative Forschungsarbeit durchzuführen. Für die statistischen Analysen wird dabei das Programm Stata verwendet, auf das die Studierenden via remote access zugreifen können. Es sind keine Vorkenntnisse zu Stata oder Regressionsanalysen nötig.
SoSe 2021
- Marcus Zachäus: Frauen*bilder in Wirtschaft und Beruf – Eine diskursanalytische Aufarbeitung
Das Lernziel des Moduls B.Sowi.2000 ist, ein sozialwissenschaftliches Problem im Rahmen eines interdisziplinären Lehrforschungsprojektes weitestgehend eigenständig mithilfe wissenschaftlicher Theorie und Empirie zu bearbeiten. In diesem Seminar werden wir hierfür zunächst verschiedene Varianten und Methoden der (qualitativen) Diskursanalyse besprechen, wovon später für die einzelnen Projekte jeweils eine Methode ausgewählt werden kann. Oberthema des Seminars sind Frauenbilder in der deutschen Wirtschaft in all ihren Varianten und Unterthemen der letzten Jahrzehnte. Ich möchte mit Ihnen hierbei ergründen, in welchen Rollen und mit welchen Bildern Frauen* in öffentlichen Diskursen in Bezug auf wirtschaftliches Handeln bzw. Beruf gezeichnet wurden und werden. Wie lassen sich im Anschluss daran diese Rollen und Bilder erklären und einordnen und lässt sich ggf. auch die Benachteiligung von Nicht-Männern auf dem Arbeitsmarkt darüber erklären? Sie werden sich im Rahmen der Projektarbeit dafür selbstständig einen Teilbereich eines selbst zu bestimmenden Diskursbereiches als Thema auswählen und hierzu eine analytische, das heißt erklärende Fragestellung eigenständig erstellen. Nach Sichtung des Forschungsstandes und Verortung der eigenen Arbeit im aktuellen Forschungsstand sollen Sie das Ziel ihres Projektes benennen. Im Anschluss wählen Sie selbstständig die zu verwendende(n) Theorie(n) und das Untersuchungsmaterial aus und entscheiden sich für einen (qualitativen) empirischen Zugang. Nach der Durchführung der Analysen werden Sie ihre Ergebnisse im Rahmen einer Posterpräsentation und schriftlichen Ausarbeitung präsentieren. Insgesamt durchschreiten Sie damit an einem kleinen Beispiel und unter enger Anleitung durch mich den gesamten Forschungsprozess und werden so darauf vorbereitet, eigenständig kleine Forschungsprojekte zu planen und durchzuführen.
- Jan-Eric Bartels: Kleinstparteien in der Bundesrepublik
Beschreibung von 'Kleinstparteien in der Bundesrepublik' aus dem Vorlesungsverzeichnis
Die parlamentarische Demokratie in Deutschland lebt von Parteien. Im Rahmen des politikwissenschaftlichen Studiums sowie des täglichen Medienkonsums sind die großen Parteien Deutschlands allgegenwärtig. Doch unterhalb dieser Ebene verbergen sich dutzende kleine Parteien, die lediglich als Randnotiz auf den Wahlzetteln wahrgenommen werden. Auch die bisherige Analyse dieser Parteien hält sich in Grenzen. Motivation, programmatische Ausrichtung, Organisation sind recht spärlich - wenn überhaupt - untersucht. Im Rahmen dieses Forschungsseminars soll versucht werden, diesen Zustand im Rahmen eines kleinen "Sammelbandes" zu ändern. Im Seminarkontext erschließen sich dafür die Studierenden den Forschungsstand zu Kleinstparteien. Schließlich entwickeln sie einen eigenen methodischen Rahmen in Anlehnung an existierenden Parteiuntersuchungen, innerhalb dessen (ausgewählte) Kleinstparteien selbst untersucht werden sollen.
WS 2021/22
- Prof. Halyna Leontiy: Sexualität aus der sozialwissenschaftlichen Perspektive
Vorstellungen von Sexualität, genauer: geschlechtliche und sexuelle Orientierung und Identität sowie die damit einhergehenden sexuellen Lebenspraktiken und Beziehungsformen haben sich im Zuge der gesellschaftlichen Ausdifferenzierung in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt. Sie sind eingebettet in vielfältige gesellschaftliche Diskurse: pädagogisch-institutionelle, familiär-lebensweltliche, jugendkulturelle, medizinische, soziopolitische, rechtliche, mediale, ethnisch-kulturelle, wissenschaftliche. Da die menschliche Sexualität im Kindes- und Jugendalter ausgebildet wird, rücken Fragen der Sexualitätserziehung in den Vordergrund, die zugleich ein Spannungsfeld von repressiver, liberal-affirmativer und emanzipatorischer bzw. humanistisch-kritischer Sexualpädagogik bilden. Beobachtet wird die gleichzeitige Existenz sowohl der Forderungen nach freier Selbstbestimmung und kritischer Reflexion von Normen/Ideologien als auch der Tendenzen zur Normierung und Re-Traditionalisierung. Aufgrund ethischer Komplexität und emotionaler Befangenheit eignet sich Sexualität (und insb. sexuelle Diversität) zudem als politisches Instrument zur Moralisierung, Naturalisierung und Polarisierung der Gesellschaft, was eine Herausforderung für jede Gesellschaft darstellt. Diskutiert wird dies in der breiten Öffentlichkeit in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen wie dem Sport oder der Politik über die nationalstaatlichen Grenzen hinaus. Das Projektseminar widmet sich diesem sensiblen Thema im Rahmen verschiedener theoretischer und methodischer Ansätze am Beispiel von wissenschaftlichen Theorien und Forschungsstudien zu Sexualität, Sexualerziehung, sexueller Orientierung und Identität sowie den neuen Partnerschafts- und Familienformen. Den Studierenden wird zudem - im Rahmen der intra- bzw. interdisziplinär angelegten Kleingruppenarbeit - die Gelegenheit gegeben, ein eigenes empirisches Forschungsprojekt zu einem ausgewählten Themenbereich der Sexualität durchzuführen. Eine gemeinsame Basis der intra-/interdisziplinären Forschungsprojekte stellen konstruktivistische sowie diskursorientierte theoretisch-methodische Ansätze dar. Die Forschungsergebnisse werden in Form einer Posterpräsentation sowie einer wissenschaftlich adäquaten schriftlichen Ausarbeitung aufbereitet.
- Dr. Paul Christensen: Klima-Aktivismus erforschen
Beschreibung von 'Klima-Aktivismus erforschen' aus dem Vorlesungsverzeichnis
In den letzten Jahren wurde der menschenverursachte Klimawandel zum zentralen Thema für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Eine breite Protestbewegung hat sich entwickelt, an der zahlreiche Gruppierungen teilnehmen. Einigkeit zwischen den Gruppen besteht in der Prämisse "global denken, lokal handeln", doch darüber hinaus gibt es große Unterschiede zwischen den sozialen Bewegungen. In dem Lehrforschungsprojekt soll die sozialwissenschaftliche Untersuchung von Klima-Aktivismus erlernt, erprobt und diskutiert werden. Wer setzt für oder gegen was ein? Welche Ziele verfolgen die Gruppen in welcher Organisationsform? Was verstehen sie unter Natur, Klimawandel oder Aktivismus? Das Lehrforschungsprojekt "Klima-Aktivismus erforschen" vermittelt grundlegende Kompetenzen der wissenschaftlichen Untersuchung von sozialen Bewegungen. Im Sinne des forschenden Lernens werden Studierenden in Kleingruppen selbst forschen und dabei ihre methodischen Kenntnisse erproben. Der Forschungsprozess wird begleitet in Treffen von kleinen und großen Diskussionsrunden. Am Ende der Vorlesungszeit werden die Forschungsergebnisse als Poster präsentiert. Eine wissenschaftliche Hausarbeit ist als schriftliche Prüfungsleistung vorgesehen.
SoSe 2022
- Prof. Halyna Leontiy: Interaktionssoziologische Fallstudien
Beschreibung von 'Interaktionssoziologische Fallstudien' aus dem Vorlesungsverzeichnis
Interaktion kann als elementarste Einheit des sozialen Geschehens betrachtet werden, in der Menschen ihr Handeln aufeinander orientieren und so als Angehörige einer sozialen oder kulturellen Einheit die soziale Wirklichkeit und somit die Gesellschaft konstituieren. Wie diese alltägliche Praxis von Vergesellschaftung vonstattengeht (nämlich durch symbolisch vermittelte Interaktion) und wie sie erforscht werden kann, haben mehrere Vertreter*innen der Soziologie im 20. Jahrhundert mithilfe verschiedener Theoriekonzepten erklärt: angefangen von der phänomenologisch begründeten Handlungstheorie von Weber und Schütz, über die Soziologie der Wechselwirkungen bei Simmel bis hin zu Vertretern des Symbolischen Interaktionismus Mead, Blumer, Shibutani, Strauss (mit der Sonderstellung Goffmans), der Ethnomethodologie Garfinkels, der Konversationsanalyse Sacks und abschließend mit neueren Modellkonstruktionen sozialer Wirklichkeit wie der gesellschaftlicher Konstruktion der Wirklichkeit bei Berger/Luckmann. Diese Interaktionstheorien liegen als Methodologien verschiedenen qualitativ-interpretativen Methoden der empirischen Sozialforschung zugrunde, wie z.B. der ethnomethodologischen und interpretativen Konversationsanalyse, der Grounded Theory, der dokumentarischen Methode oder der objektiven bzw. sozialwissenschaftlichen Hermeneutik. Auf Basis der Interaktionstheorien sowie des methodologischen Wissens widmet sich das Lehrforschungsseminar der Erforschung von vielfältigen Praxisräumen der sozialen Interaktion. Den Studierenden wird - im Rahmen der interdisziplinär angelegten Kleingruppenarbeit - die Gelegenheit gegeben, ein eigenes empirisches Forschungsprojekt zu einem ausgewählten Themenbereich durchzuführen. Dafür sollen - nach dem Zugang zum Forschungsfeld - "authentische" Gespräche (keine Interviews) audioaufgenommen, transkribiert und mit Hilfe der Methoden der Konversations- und Interaktionsanalyse bearbeitet werden. Ethnographische Kontextualisierung der Interaktionsforschung ist ebenfalls erwünscht.
- Prof. Halyna Leontiy: Doing culture - doing ethnicity
Beschreibung von 'Doing culture - doing ethnicity' aus dem Vorlesungsverzeichnis
Welche kulturalisierenden und ethnisierenden Differenzierungen werden durch alltäglich konkretes Handeln wie markiert und konstruiert? Wie, mit welchen Mitteln wird dies hervorgebracht? Wann findet die Verschränkung von Kulturalisierungen und Ethnisierungen mit feldspezifischen (sozialarbeiterischen, polizeilichen, unternehmerischen, akademischen u.a.) Kategorisierungen statt? Welche Bedeutung wird ihr zugeschrieben und welche Funktion erfüllt sie? - Diesen und weiteren Fragen geht das Lehrforschungsseminar mithilfe des Konzepts des "doing" (Herstellung) bzw. des "undoing" (Außerkraftsetzung) sozialer Zugehörigkeiten nach. Dem Seminar liegt das Verständnis von Kultur als tagtäglich soziale und kommunikative bzw. interaktive Praktiken zugrunde. "Doing culture" steht als Sammelbegriff für die pragmatische Verwendungsweise von Kultur: doing gender, doing identity doing ethnicity, doing knowledge. Den Studierenden wird - im Rahmen der interdisziplinär angelegten Kleingruppenarbeit - die Gelegenheit gegeben, ein eigenes empirisches Forschungsprojekt zu einem ausgewählten Themenbereich durchzuführen. Dafür können qualitative, interpretative und rekonstruktive Methoden der Sozialforschung in Verbindung mit den Theorien der verstehenden Soziologie, der Wissenssoziologie, den Praxis- und Diskurstheorien oder den Theorien im Rahmen des Interpretative Turn angewendet werden.
- Dr. Paul Christensen: Interdisziplinäre Stadtforschung
Beschreibung von 'Interdisziplinäre Stadtforschung' aus dem Vorlesungsverzeichnis
Global betrachtet ist die Stadt der Lebensraum der Zukunft. Als Folge der Urbanisierung wird schon 2050 zwei Drittel aller Menschen in Städten leben. Sozialwissenschaftlich betrachtet ist die Stadt eine relativ große, dichte und dauerhafte Siedlung von sozial heterogenen Individuen, sowie der Schnittpunkt mehrerer dynamischer und instabiler Netzwerke und Strömen von Menschen, Tieren, Geld, Dingen, Ideen und Technologien (Brenner et al. 2011). Sie bildet also einen spannendes Forschungsfeld, das im Lehrforschungsprojekt "Interdisziplinäre Stadtforschung" unter ethnologischen, historischen oder ästhetischen Gesichtspunkten untersucht werden kann. Das Lehrforschungsprojekt vermittelt grundlegende Kompetenzen der sozialwissenschaftlichen Forschung. Im Sinne des forschenden Lernens forschen die Studierenden selbst und setzen dabei ihre methodischen Kenntnisse erstmals in die Tat um. Der Forschungsprozess wird begleitet von Treffen von kleinen und großen Diskussionsrunden, wissenschaftlichen Kolloquien und Reflexionsübungen. Am Ende der Vorlesungszeit werden die Forschungsergebnisse als Poster präsentiert. Die schriftliche Prüfungsleistung kann im geplanten Sammelband des Lehrforschungsprojekts publiziert werden.
Öffentlichkeit
Die Sozialwissenschaften tragen Ihre Ergebnisse seltener in die Außenwelt als andere Fachbereiche. Mit unseren Lehrforschungsprojekten wollen wir die Prüfungsleistungen der Studierenden auch mit dem Blick auf Forschungsmöglichkeiten publizieren und in der Öffentlichkeit sichtbar machen. Die Studierenden erstellen Poster und wissenschaftliche adäquate Verschriftlichungen. Es hat sich schon einiger Output ergeben, den Sie hier im Detail anklicken können:
- Publikationen in der Reihe SowiPro
Im Sommersemester 2019 haben 15 Studierende des LFP 'Deutsche Erinnerung - Nationalsozialismus' bei Dr. Klaas Kunst die Möglichkeit genutzt und sich noch intensiver und auf wissenschaftlichem Niveau mit einzelnen Themen auseinandergesetzt. Die Beiträge sind zusammengefügt in der Reihe SowiPro der Sozialwissenschaftlichen Fakultät veröffentlicht. Das Werk ist lizensiert unter einer Creative Commons Namensgebung-Lizenz, die Weitergabe ist unter gleichen Bedingungen erlaubt und erwünscht. Sie finden es über GoeScholar bereitgestellt unter diesem Link. Im OPAC finden Sie es unter diesem Link.
Diese Beiträge finden Sie in dem gleichnamigen Buch
- Urte Poppinga: Wettkampf um die Erinnerungen - Definitionsmacht innerhalb der deutschen Erinnerungspolitik am Beispiel der Neuen Wache in Berlin
- Clemens Edelmann: Determinanten des individuellen Gedächtnisses am Beispiel des sekundären Antisemitismus
- Dominic Hög: Wissenssoziologische Diskursanalyse des öffentlich-juristischen Spezialdiskurs über die Sinti und Roma nach dem 2. Weltkrieg in der Bundesrepublik Deutschland
- Gerrit Claudio Lippe: Die Vertreibung der jüdischen Bevölkerung aus dem Göttinger Stadtbild und die Entwicklung einer Erinnerungskultur
- Nele Grundmann: Die gegenwärtige Manifestation der Erinnerung an die Bücherverbrennung von 1933 in Universitätsstädten im sozialen, kollektiven, kommunikativen und kulturellen Gedächtnis
- Lena Lütteken: Im Schatten? Adam von Trott und die deutsche Erinnerungskultur
- Henri Marschall: Erinnerungskultur der Bundeswehr – Wie wird bei der Bundeswehr mit der Wehrmachtsvergangenheit umgegangen?
- Justus Reber: Betriebliche Erinnerungskultur - Was bewegt Unternehmen zur Etablierung innerbetrieblicher Erinnerungsarbeit und wie ist diese konkret gestaltet - ein Vergleich zwischen Volkswagen und Bahlsen
- Ferdinand von Breymann: Motive von Helfern und Helferinnen von Verfolgten zur Zeit des Nationalsozialismus
- Christoph Jarchow: Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas
- Nadine Lücker: Der konfliktbeladene Beitrag von Stolpersteinen zur Erinnerungskultur in Deutschland
- Ines Tönnissen: Raubgut der Nationalsozialisten - welches Kunst- und Literaturverständnis hatten sie?
- Melina Schmidt: Studentischer Widerstand gegen das NS-Regime – Die Weiße Rose. Mitglieder und Aktionen der Gruppe sowie Gründe für den hohen Bekanntheitsgrad und ihre prominente Stellung in der Erinnerung an den deutschen Widerstand
- Sebastian Rahe: Die „Kölner Kontroverse“ um die Ehrenfelder Gruppe und die Edelweißpiraten und ihr Einfluss auf die Erinnerungskultur
Im dritten Teil der Reihe zu Erinnerungskulturen fand im Sommersemester 2020 das LFP 'Der 20. Juli 1944 und die Folgen' statt. Auch hier haben 21 Studierende ihre Beiträge veröffentlicht, ebenso wieder in der Reihe SowiPro und unter einer Creative Commons Namensgebung-Lizenz, die Weitergabe ist unter gleichen Bedingungen erlaubt und erwünscht. Sie finden es über GoeScholar bereitgestellt unter diesem Link.
Diese Beiträge finden Sie in dem gleichnamigen Buch
- Nadine Peinemann, Veronika Link: Wie wurde das Attentat vom 20. Juli 1944 vom Widerstand organisiert und geplant trotz der umfassenden Denunziationspolitik im Deutschen Reich?
- Jana Kozubski: Nur eine ganz kleine Clique? Der 20. Juli 1944 in der NS-Propaganda
- Henrique Heiermann: Die westdeutsche Nachkriegsrezeption des Widerstands vom 20. Juli 1944. Eine Analyse auf Grundlage der Umfrage ‚Helden oder Verräter‘ von 1951
- Marlin Steudel: Der Wandel in der Rezeption des 20. Juli 1944 in der frühen BRD – Vom Landesverräter zum Helden
- Diana Heine: Welche Auswirkungen hatte das Attentat des 20. Juli 1944 auf die Gesellschaft und Politik der Bundesrepublik Deutschland?
- Jan-Christoph Ohnesorge: Öffentliche Wahrnehmung und Bewertung des 20. Juli 1944 im Wandel - Entwicklungen der Nachkriegsjahrzehnte
- Franziska Korte: Der Wandel der Erinnerungskultur innerhalb von Gedenkredebeiträgen des 20. Juli 1952-2019
- Wiebke Lerch: Die Sippenhaft nach dem 20. Juli 1944 – Die Familien von Stauffenberg und von Wartenburg
- Isabel Krekeler, Elina-Sophie Hennigs, Stefanie Maier: Inwiefern ist wichtig für die deutsche Erinnerungskultur, über Widerstandskämpfer vom 20. Juli 1944 zu berichten? Generalmajor Henning von Tresckow
- Linda Böhtel: Wie hat sich das Andenken an Friedrich Karl Klausing und Arthur Nebe im Laufe der Zeit verändert?
- Justus Gabert: Eine objektiv-hermeneutische Analyse der Motive des Widerstandes Carl Friedrich Goerdelers sowie der Weißen Rose
- Lucas Kato Meyer: Wird das Andenken an Adam von Trott im Sinne der Vergangenheitsaufarbeitung sinnvoll erinnert?
- Leonie Stüber, Anna-Sophie Freyer: Inwieweit unterscheidet sich die Erinnerungskultur des Dietrich Bonhoeffer gegenüber der des Claus Schenk Graf von Stauffenberg?
- Moana Bajwa: Wird das Andenken an Margarethe von Oven und Emmi Bonhoeffer im Sinne des kollektiven Gedächtnisses nach Aleida und Jan Assmann sinnvoll erinnert?
- Riccarda Boß: Der Führerbunker und die Gedenkstätte Plötzensee. Ein Vergleich der Erinnerungsorte in Hinsicht auf Täter- und Opfergedenken
- Christoph Zeevaert: Georg Elser, deutscher Widerstand und das kulturelle Gedächtnis der Bundesrepublik in der Nachkriegszeit
- Marcel Wiesner: Roland Freisler – Politischer Richter am Volksgerichtshof
- Öffentliche Posterausstellungen
Poster im Gang
Um die Ergebnisse der Studierenden präsent zu machen, wurden einige der Poster im ersten Stock des Oeconomicums (Platz der Göttinger Sieben 3) aufgehängt, zwischen den Räumen der Professur für Grundlagen der Sozialwissenschaften. Hier sorgen Sie für Aufmerksamkeit nicht nur für die Inhalte der einzelnen Themen, sondern auch für das Konzept der Lehrforschungsprojekte, so dass in den kommenden Semestern hoffentlich noch viel Forschung präsent gemacht werden kann.
Poster bei ‚Wissenswert‘-Tag der Stadt und Uni am 26. Oktober 2019
Bei dem Aktionstag ‚Wissenswert – Science goes City‘ konnte auch das Lehrforschungsprojekt dabei sein und in der Alten Mensa am Wilhelmsplatz alle Poster der Studierenden ausstellen. Auch wenn das Gebäude sonst von Naturwissenschaften dominiert war, waren doch über 60 Interessierte in der Ausstellung, mit einigen ergaben sich auch interessante Gespräche und interessante Ansätze für die Fortführung des Projekts.
Tag der Lehre am 7. November 2019
Am Tag der Lehre war das Lehrforschungsprojekt eingeladen, sein Konzept und seine innovativen digitalen Elemente auf einem Poster vorzustellen. Dr. Klaas Kunst hat das Projekt vertreten und ist mit interessierten Kolleginnen und Kollegen in den Austausch getreten. Bitte finden Sie hier das Poster..
Nacht des Wissens 2022
Auf der Nacht des Wissens am 9. Juli 2022 präsentiert der Bachelorstudiengang Sozialwissenschaften im Hörsaal ZHG 001 ab 18 Uhr nicht nur sein Konzept der Lehrforschung, sondern auch viele Poster, die in den vergangenen Projekten erstellt wurden. Kommen Sie gerne vorbei und lassen Sie sich durch die spannenden Inhalte begeistern.
Die fakultären Forschungsschwerpunkte
Eingebettet in den Göttingen Research Campus mit vielfältigen Kooperationsbeziehungen zu inner- und außeruniversitären Instituten und Zentren fächert sich die Forschung der Sozialwissenschaftlichen Fakultät in drei miteinander verschränkten Schwerpunkte "Globalisierung und institutioneller Wandel", "Kulturelle und religiöse Diversität und soziale Integration" sowie "Bildungsforschung" auf. Erfahren Sie hier mehr über die Forschungsschwerpunkte. Die Lehrforschungsprojekte fügen sich in diese Schwerpunkte thematisch ein und bieten Studierenden wie Lehrenden eine Zusammenarbeit außerhalb von Vorlesungen und Seminaren in Bereichen, die in Richtung Master, Promotion und Forschung weisen.
Die Übung/Übungen 'Schreiben in der Forschung'
Die auf höherem Niveau stattfindenden Übung/Übungen unterstützen die Studierenden der Lehrforschungsprojekte bei der Erstellung der Posterpräsentation und insbesondere der Anfertigung der wissenschaftliche adäquaten Ausarbeitungen, so dass diese bis zur Publikationsreife gebracht werden können. Die Übung/Übungen sollen im Hinblick auf das wissenschaftliche Arbeiten auch eine Hilfe sein für das spätere oder parallele Verfassen der Bachelorarbeit, daher wurden diese von erfahrenen Mitarbeiter:innen oder Studierenden im Master, die sich selbst in der Masterarbeitsphase befinden, angeboten. So erhalten die Studierenden zudem Einblick in das Masterstudium und die Forschung und Publikationstätigkeiten und werden im besten Fall mit Ihrem Beitrag veröffentlicht. Die Übung/Übungen setzt die umfassende Ausbildung im Bereich des wissenschaftlichen Arbeitens fort, die im ersten Semester begonnen, durch Angebote der Schreibberatung fortgesetzt wird und während der Bachelorarbeit mit einem Bachelorarbeitsforum ergänzt werden kann.