LAESSI


Late Antiquity and Early Islamic Studies

Das von der VolkswagenStiftung (Programmlinie „Momentum“) geförderte Projekt „Late Antiquity and Early Islamic Studies“ (LAESSI) hat zum 1. Oktober 2022 seine Arbeit aufgenommen. Das Projekt wurde von Prof. Dr. Jens Scheiner eingeworben und soll ‒ den Vorgaben des „Momentum“-Programms entsprechend ‒ der „strategischen und inhaltlichen Weiterentwicklung“ seiner Professur dienen. Die Stoßrichtung dieser Weiterentwicklung gilt dem wissenschaftlichen Verständnis des Frühislams als einer spätantiken Religion und Kultur, die im vielfältigen Geflecht politischer, kultureller, sozialer und religiöser Prozesse der Spätantike entstand und sich entwickelte.

Die jeweiligen Prozesse sollen in ihrer Bedeutung für den Frühislam erkannt und sachgemäß beschrieben werden, wobei es sich um eine byzantinische (Dr. Manolis Ulbricht), eine christlich-orientalische (Dr. Dmitrij Bumazhnov), eine rabbinisch-jüdische (NN), eine iranische (NN) und eine arabisch-vorislamische Perspektive (Dr. Maxim Josefi) handelt. Zu den thematischen Schwerpunkten gehören u. a. Legitimationsstrategien der Staatsmacht, religiöse Interaktionen, Theorie und Praxis der Askese, imperiale Eschatologien, sowie Bilder und Bildlichkeit. Als Zeitrahmen ist die manchmal als long Late Antiquity beschriebene Periode von ca. 300 bis ca. 930 n. Chr. anvisiert, wobei ein Versuch unternommen werden soll, charakteristische Merkmale dieser Epoche unter besonderer Berücksichtigung des Frühislams herauszuarbeiten.

Das auf sieben Jahre angelegte LAESSI-Projekt verfolgt drei didaktische Kernziele: In einem Quellenband sollen einschlägige Texte aus den o. g. Fachdisziplinen in deutscher Übersetzung aufbereitet und samt Einleitung und Glossar der Quellen- und Forschungsbegriffe für Lehre und Forschung zur Verfügung gestellt werden. In einem Handbuch wird eine Einführung in die Probleme der Erforschung der LAESSI-Epoche geboten. Darüber hinaus werden hier ausgewählte Forschungsansätze und Verbindungslinien zwischen den verschiedenen Quellen gezogen. Eine umfassende online-Bibliographie wird schließlich alle relevanten Quellen, Übersetzungen, Studien und Hilfs- und Nachschlagewerke zu diesem interdisziplinären Forschungsansatz bieten und somit weitere fächerübergreifende Zusammenarbeit erleichtern.

Die didaktische Zielsetzung wird ergänzt durch die Organisation von Sommerschulen zu unterschiedlichen Teilaspekten der globalen Thematik des Projektes, regelmäßige Lehrtätigkeit an der Universität Göttingen auch unter Beteiligung interessierter Partner aus anderen Universitäten, sowie Erstellen von Explainity-Videos. Dadurch soll der erste Grundstein zur Etablierung der „Late Antiquity and Early Islamic Studies“ als eines neuen Studienfaches gelegt werden, was allerdings bereits über den aktuellen Zeitrahmen des LAESSI-Projektes führt.

Das umfangreiche LAESSI-Arbeitsprogramm umfasst außerdem eine Ringvorlesung, mehrere Fachtagungen und -workshops, Vorträge der Gastwissenschaftler und enge Zusammenarbeit mit Fachkollegen aus Göttingen und darüber hinaus.

Das Projekt basiert auf der geschichtlich-wissenschaftlichen Erfassung des Frühislams als einer religiösen Kultur, die sich mit ihren spätantiken Wurzeln und Nachbarn, ohne sich ihnen zu verschließen, aktiv auseinandersetzte. Dass dabei beiderseitige Assimilierungsprozesse im Gang waren, könnte zudem als historisches Modell auch auf gegenwärtige junge Muslime in Deutschland und in Europa ausstrahlen.


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