Frauen in der Philosophie sichtbar machen

Teilprojekt 1: Neue Stimmen im Kanon


Projektbeschreibung


Ziel dieses Teilprojekts ist, die Leistungen historischer Philosophinnen deutlich zu machen und dadurch den gängigen, männlich dominierten philosophischen Kanon in der universitären Forschung und Lehre zu erweitern. Historischen Denkerinnen soll zu mehr Sichtbarkeit verholfen werden, um ihre Leistungen angemessen anzuerkennen und sie als Rollenvorbilder zu etablieren. Denn obwohl Philosophinnen trotz zahlreicher Widerstände über die Jahrhunderte hinweg stets wichtige und in ihrer Zeit vielbeachtete Leistungen in der Philosophie erbracht haben, spiegelt der gegenwärtige philosophische Kanon in Lehre und Forschung diese immer noch kaum wider. Neben der Würdigung der Arbeiten konkreter historischer Figuren soll zudem reflektiert werden, wie Kanonisierungsprozesse vonstatten gehen, wie das etablierte Verständnis von sogenannten „klassischen Werken“ hinterfragt werden kann, wie mit anti-emanzipatorischen und frauenfeindlichen Elementen in diesen Werken umgegangen werden sollte, welche Mechanismen des Ausschlusses innerhalb des philosophischen Kanons wirksam sind und welche Möglichkeiten der Re-Interpretation, Modifizierung und Ergänzung es gibt. Ein besonderer Fokus soll dabei auf der Integration und Sichtbarmachung historischer Denkerinnen in der universitären Lehre liegen.

Um die genannten Ziele zu erreichen, konzipieren die Projektbeteiligten eine Fachtagung zum Thema „Kanonkritik/Kanonerweiterung“und richten diese im Mai 2023 an der Universität Bielefeld aus. Die eingeladenen Sprecher*innen sind Lisa Shapiro (McGill), Sarah Hutton (York) und Daniel James (Dresden). Die Tagung fungiert zudem als Auftakttreffen für alle Verbundpartnerinnen. Die Ergebnisse der Tagung sollen als Sonderausgabe einer philosophischen Fachzeitschrift herausgegeben werden. Fachtagung und Publikation widmen sich vorrangig der Frage nach der praktischen Umsetzung des Ziels der Kanonerweiterung sowie den normativen und methodologischen Grundlagen dieses Vorhabens. Um einen Beitrag zur Änderung des gegenwärtigen philosophischen Kanons zu leisten, sollen im Rahmen der Tagung folgende normative Fragen diskutiert werden: Wie können die Bemühungen um eine geschlechtergerechtere Forschung und Lehre konkret umgesetzt werden? Sollten einige der bekannten Werke der Philosophiegeschichte durch die Werke von momentan noch weniger bekannten Denkerinnen ersetzt werden? Sollte ein Dialog von männlichen und weiblichen Stimmen das Ziel sein? Wie genau können Denkerinnen sinnvoll integriert werden und welche Argumente für ihre Integration in den Kanon gibt es? Der Workshop soll insofern Modellcharakter haben, als dass er hinsichtlich der grundlegenden normativen Fragen und praktischen Strategien als Beispiel für andere Disziplinen und Subdisziplinen fungieren kann.