Preisträgerin und Nominierte für den Christian-Gottlob-Heyne Preis 2024
Der Christian-Gottlob-Heyne-Preis wurde am 7. November 2024 in der Historischen Sternwarte (Geismar Landstr. 11) verliehen.
Teils tief verborgen und fast vergessen im Depot, teils ganz präsent auf den Flächen oder in den Vitrinen einer Dauerausstellung als Lieblinge des Publikums – Objekte von Gorillas und anderen Menschenaffen gehören zur Standardausstattung naturkundlicher Sammlungen in Deutschland. Wie alle Objekte in Museen tragen sie ihre eigenen Biografien in sich. Dass diese vor dem Hintergrund ihrer Erwerbs- und Ausstellungsumstände nicht immer unproblematisch sind, verdeutlicht die mikrohistorische Betrachtung von Prozessen der Wissensgenerierung am Beispiel von Gorillapräparaten um 1900. Dabei betrachtete ich im Sinne des Wissenschaftshistorikers Hans-Jörg Rheinberger Präparate als „epistemische Objekte“. Die Präparate von Menschenaffen eröffneten dabei einen anderen Blick auf die Institution des Naturkundemuseums, der den bis heute meist unangetasteten Anspruch naturkundlicher Objektivität hinterfragt.
Die gesetzliche Kodifizierung islamischen Familienrechts blieb – mit Ausnahme Irans – lange die Kodifizierung sunnitischen Familienrechts. Diese Arbeit geht der Frage nach, wie und warum zu Beginn des 21. Jahrhunderts fast zeitgleich in mehreren muslimischen Ländern die ergänzende Einführung schiitischer Familiengesetze diskutiert und teilweise umgesetzt wurde. Im Fokus steht die Rolle konfessioneller Identitäten in diesen Familienrechtsdiskursen und deren Auswirkungen auf die damit eng verknüpfte Frage der Rechte von Frauen. Im Rahmen einer Rechtsvergleichung zwischen dem Irak, Bahrain und Afghanistan werden die politischen, sozialen und historischen Entstehungskontexte der Gesetze und Entwürfe auf Akteurs-, Verfahrens- und Argumentationsebene anhand arabischer und persischer Quellen untersucht und Gemeinsamkeiten wie auch nationale Spezifika herausgearbeitet. Am Beispiel der Früh- und Zeitehe werden gesetzgeberische Besonderheiten und mögliche Auswirkungen auf Frauenrechte diskutiert.
Meine Dissertation untersucht im Rahmen der formalen Pragmatik die Frage, wie menschliche Sprachen impräzise Bedeutungen ausdrücken. Ich kombiniere dabei Analysen einzelner Konstruktionen im Englischen und Deutschen mit sprachübergreifenden Beobachtungen. Impräzision liegt vor, wenn ein Satz mehr oder weniger „exakt“ interpretiert werden kann, je nachdem, welche implizite Frage er beantwortet. So kann z.B. Die Türen sind offen bedeuten, dass alle (aktuell relevanten) Türen offen sind, oder aber eine schwächere Bedeutung haben, für die es ausreicht, wenn zwei von drei Türen offen sind. Weitere impräzise Ausdrücke sind z.B. „runde“ Numerale, Konditionalsätze und Farbadjektive. Meine Hauptthese ist, dass das Ausmaß von Impräzision, das ein Ausdruck zulässt, systematisch durch seine strukturellen Alternativen (d.h. Ausdrücke mit analoger oder einfacherer syntaktischer Struktur) beschränkt wird. Diese Beschränkungen gehören zur Universalgrammatik, können aber pragmatisch motiviert werden.