Titel des Projekts:
Der Wandel von der aktiven zur aktivierenden Arbeitsmarktpolitik in Deutschland

Die politischen Akteure wie auch viele Wissenschaftler beschreiben den Wandlungsprozess der Erwerbsarbeitsintegrationspolitik in Deutschland als einen Wandel von der aktiven zur aktivierenden Arbeitsmarktpolitik. Diese Deutung des Wandlungsprozesses soll ausgehend von der Gouvernementalitätskonzeption von Foucault reinterpretiert werden.(Foucault 1978; Foucault 1982) Der Untersuchungsgegenstand ist die Erwerbsarbeitsintegrationspolitik, worunter diejenigen Maßnahmen und Projekte gefasst werden sollen, die auf die (Wieder-)Eingliederung in die Erwerbsarbeit zielen und dabei nicht als makroökonomische Interventionen zu charakterisieren sind. In der Arbeit soll der Frage nachgegangen werden, welche Rolle Denkweisen, oder anders formuliert „Normal“vorstellungen, über die in den Arbeitsmarkt integrierten Arbeiter in der Erwerbsarbeitsintegrationspolitik spielen.

In dieser Arbeit werden aus der wirtschafts- und arbeitskraftsoziologischen Literatur deduktiv zwei Idealtypen der Organisationsform von Arbeit entwickelt (Williamson, Wachter et al. 1975; Offe 1984; Voß and Pongratz 1998)
: die Organisation als Ware und die selbstunternehmerische Organisation der Arbeit. Diese beiden Organisationsformen der Arbeit entsprechen zwei Erwerbsarbeitertypen: der statusgesicherte und -stratifzierte in einen Betrieb integrierte Arbeitnehmer und der selbständige, seine Arbeitskraft selbst verwertende und vermarktende, Arbeitskraftunternehmer. Diesen wiederum entsprechen unterschiedliche Ausrichtungen der Erwerbsarbeitsintegrationspolitik.

In der Arbeit wird untersucht, welche Relevanz die Denkweise über die in den Produktionsprozess integrierten Erwerbsarbeiter für die Politikentwicklung in der Erwerbsarbeitsintegrationspolitik in Deutschland hatte und ob eine Entwicklung von der einen der beiden Konzeptionen der Erwerbsarbeitsintegrationspolitik zu der anderen Konzeption im zeitlichen Verlauf feststellbar ist. Dazu wird der Zeitraum von der Begründung der Erwerbsarbeitsintegrationspolitik im Jahr 1969 bis zu dem Vierten Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt im Dezember 2003 analysiert. Ein solcher für eine politikwissenschaftliche Untersuchung verhältnismäßig langer Zeitraum ist notwendig, weil bei sehr grundlegenden Deutungsmustern und Normalannahmen davon ausgegangen werden muss, dass sich diese nur selten verändern und die Möglichkeit besteht, dass sich ein solcher Wandel über einen längeren Zeitraum hinzieht.