Alltagschinesisch lernen leicht gemacht.
4. Semester, Student der Modernen Sinologie
In meinen Augen sind Sprachpartnerschaften eine der besten Möglichkeiten die Faszination und Motivation für das Chinesisch-Lernen zu stärken. Natürlich war meinen KommilitonInnen und mir am Anfang des ersten Semesters schon bewusst, dass wir eine sehr weit verbreitete und lebendige Sprache lernen würden. Aber es war für mich dennoch etwas Besonderes, das, was wir im Chinesischunterricht gelernt haben, dann auch tatsächlich im Gespräch mit chinesischen Austauschstudierenden anwenden zu können.
Ende meines ersten Semesters habe ich in einer Wirtschaftsvorlesung, die ich für meinen SK-PB-Bereich belegt habe, meine erste Tandempartnerin kennen gelernt. Als sie erfuhr, dass ich Chinesisch lerne, bot sie mir sofort ihre Hilfe an und wir beschlossen, uns gegenseitig beim Erlernen der jeweils anderen Sprache zu unterstützen. So einfach war das.
Da wir am Campus nur mit Mühe leere Übungsräume fanden, haben wir schnell entschieden, uns privat zu treffen und regelmäßig einen Abend in der Woche zusammen verbracht. Ich hatte das große Glück, dass sie eine ausgezeichnete und begeisterte Köchin ist und wir daher vor dem Üben häufig auch gemeinsam zu Abend gegessen haben. (Ich habe noch nie vorher einen so leckeren Brokkoli gegessen!!) Die Zeit der Sprachübungen selber haben wir meistens aufgeteilt und in einer Hälfte Chinesisch und der anderen Deutsch gelernt. Am Anfang war für mich vor allem das Lesen der Lehrbuchtexte und das Üben der richtigen Aussprache (Töne) wichtig. Auch meine Sprachpartnerin hatte zu jedem Treffen einen Text herausgesucht, den wir gemeinsam gelesen haben.
Zu Beginn des dritten Semesters erhielt ich eines Tages eine Nachricht bei facebook. Diese Nachricht begann mit den Fragen, ob ich nicht Jan Philipp sei und Chinesisch studieren würde und ob ich nicht vielleicht einen Sprachpartner suchen würde. Etwas überrascht las ich weiter und erfuhr ein paar Zeilen später, dass der Verfasser ein Freund einer anderen Chinesin ist, die das voran gegangene Semester an der Uni Göttingen verbracht und mit der meine Kommilitonen und ich uns angefreundet hatten. So einfach war das. Schon wieder.
Sein Deutsch war schon ziemlich gut, weshalb wir bei unseren Treffen zunächst wieder Chinesisch nach obigem Muster geübt und uns die übrige Zeit auf Deutsch einfach unterhalten haben. Dabei konnten wir sehr offen über politische und soziale Themen diskutieren, uns aber auch über private Erfahrungen und Erlebnisse austauschen. Diese Unterhaltungen habe ich immer sehr genossen, weil ich dabei spannende Perspektiven und Erfahrungsberichte aus erster Hand erhalten konnte.
Neben den Sprachübungen haben wir uns aber auch bei vielen anderen Dingen gegenseitig unterstützt. So kam es unter anderem, dass ich ihm meinen schwarzen Anzug für den Abschlussball seines Tanzkurses geliehen habe.
Ich habe fest vor, ihn während meines Auslandssemesters im kommenden Herbst zu besuchen.
(Noch eine Kleinigkeit zu unseren Übungstreffen: Am Anfang war mein Sprachpartner aus Gründen der Höflichkeit nur sehr zurückhaltend mit Kritik und hat nur die gröbsten Fehler korrigiert. Daher habe ich ihn mehrfach bitten müssen, mich sehr genau zu verbessern, damit ich möglichst viel bei unseren Treffen lernen könne.)
Bevor er nach einem Semester wieder nach hause zurückgekehrt ist, hat er mich einer Freundin vorgestellt, die ihrerseits einen Sprachpartner suchte. Auf diese Weise habe ich meine dritte Sprachpartnerin kennen gelernt. So einfach war das.
Ich habe das Glück, dass sie in China bereits mehrfach als Chinesisch-Nachhilfe-Lehrerin gearbeitet hat und dadurch bereits darin geübt war, Ausländern Chinesisch beizubringen.
Mittlerweile bin ich mit meinen Chinesischkenntnissen so weit, dass wir bei unseren Treffen nur noch kurz die Texte lesen und uns danach hauptsächlich frei darüber unterhalten. Dabei stellt meine Sprachpartnerin häufig Fragen, die grammatisch und inhaltlich nahe am Lehrbuchtext sind, sodass mir das Antworten leichter fällt.
Daneben beginnen wir aber auch langsam, frei über verschiedene Themen zu diskutieren – sie auf deutsch und ich auf chinesisch!
Alle drei SprachpartnerInnen, mit denen ich bisher geübt habe, waren immer sehr hilfsbereit, aufgeschlossen und schlicht tolle Menschen! Dank Ihnen habe ich ein bisschen Alltagschinesisch und chinesischen Alltag kennen lernen können und bin umso gespannter auf meinen eigenen Aufenthalt in China.