Defizite und neue Ziele

Seit ungefähr 35 Jahren wird der Linde im Waldbau wieder mehr Beachtung geschenkt (Grabe et al. 1991). Die Linde ist heute nur in wenigen Beständen anzutreffen. Aufgrund ihrer deutlichen waldbaulichen Vorteile, ist es ratsam, sie wieder verstärkt an für sie günstigen Standorten zu nutzen.
Dies soll aber nicht dazu führen, sie als eine Modebaumart auch an für sie ungünstigen Standorten anzubauen, wie es vor einigen Jahrzehnten auf Hochflächen und basenarmen Standorten praktiziert worden ist. Die bestehenden Vorkommen sollten erhalten, gepflegt und genutzt werden. Insbesondere die Linden in den ostdeutschen Trockengebieten sollten erhalten werden (Waldbauinstitut 1992), ebenso wie sich natürlich verjüngende und in naturnahen Wäldern beteiligte Linden in ihren Bestandesanteilen, vor allem an Steilhangwäldern in Mischung mit anderen Laubbaumarten ohne Buchenkonkurrenz (Grabe et al. 1991).
Die Winterlinde eignet sich besonders, um vormals mit Monokulturen bestandene Flächen als Mischbestände zu begründen (Petruszek 1991).
Winterlinden sollten aufgrund ihrer großen Massen- und Wertleistung und wegen ihrer sehr guten und vielfältigen ökologischen sowie biologischen Eigenschaften auf entsprechenden Standorten verstärkt als Hauptwirtschaftsbaumart in reiner Form oder mit entsprechenden anderen Mischbaumarten genutzt werden. In Umtriebszeiten von 100 - 140 Jahren kann so qualitativ hochwertiges und starkes Stammholz erzeugt werden, das wahrscheinlich gute Erlöse auf dem Holzmarkt erzielen könnte (Böckmann 1990).
In großen Teilen Deutschlands gibt es für beide einheimischen Linden Schutz- und Erhaltungsmaßnahmen. Ältere Waldvorkommen werden registriert und zur Saatgutgewinnung genutzt. Aus dem gewonnen Vermehrungsgut zieht man anschließend in Forstbaumschulen junge Bäume heran, um sie danach im Wald auspflanzen zu können.
Da die beiden einheimischen Linden gute ökologische und ökonomische Eigenschaften besitzen, die sie vielfältig einsetzbar machen, sollten sie bei den angestrebten Schutz- und Erhaltungsmaßnahmen auch weiter genutzt werden. Vermehrungsgut ist aus eindeutig heimischen Beständen zu gewinnen, um sicherzustellen, dass die Linde als Edellaubbaum auch in der Zukunft eine tragende Rolle in den natürlichen Lebensräumen spielt (www.wald-in-not.de).
Die Winterlinde wurde ins Forstgutgesetz aufgenommen, welches dafür Sorge trägt, dass im Wald nur standortangepasste Rassen gepflanzt werden, die nicht aus fremden Klimaherkünften stammen (Grabe et al. 1991).