Die Kunst des Ehebruchs

Buchpräsentation mit Wolfgang Matz

Mittwoch, 2. Juli 2014, 18:00 Uhr
Lichtenberg-Kolleg, Historische Sternwarte, Roter Saal

Liebe und Betrug sind die ewigen Themen der Literatur, von Tristan und Isolde bis Don Giovanni -- mitten im 19. Jahrhundert taucht aber plötzlich im Gesellschaftsroman eine neue Variante der alten Geschichte auf: der Ehebruch in der bürgerlichen Familie. Emma Bovary, Anna Karenina und Effi Briest -- das sind die drei berühmten Frauen, die das Verbotene tun und um eines anderen Mannes willen ihre ganze Existenz riskieren: Emma, die radikale Spielerin, Anna, die leidenschaftlich Liebende, und die viel zu junge, naive Effi, die der flüchtigen Gelegenheit nicht widersteht.

Wolfgang Matz folgt in seinem temperamentvoll geschriebenen Buch den Geschichten dieser ganz verschiedenen Frauen, ihrer Ehemänner und ihrer Liebhaber und erkundet, warum ihr privates Scheitern zwischen persönlichem Freiheitsdrang und gesellschaftlicher Ordnung ihre Schöpfer Gustave Flaubert, Lew Tolstoi und Theodor Fontane so fasziniert hat und wie dieses wiederum deren Schreiben bestimmt.

Mit den gesellschaftlichen Befreiungen des 20. Jahrhunderts verschwindet die Gattung des Ehebruchromans zwar, aber all die katastrophal scheiternden Liebesgeschichten stehen nach wie vor im Mittelpunkt der Literatur, und deshalb nimmt Wolfgang Matz auch die heutigen Ausweitungen der Kampfzone in den Blick.

Die Veranstaltung wird von Professor Daniel Göske, Universität Kassel und Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, moderiert.



Matz_MiSp_2Wolfgang Matz, geb. 1955, lehrte von 1987 bis 1995 in Poitiers (Frankreich) am Institut für deutsche Sprache und Literatur. Seitdem ist er Verlagslektor in München. Als Übersetzer französischer Prosa und Lyrik wurde er mit dem Paul Celan-Preis und dem Petrarca-Preis ausgezeichnet. Buchveröffentlichungen u.a.: Gewalt des Gewordenen. Zum Werk Adalbert Stifters (2005), 1857. Flaubert, Baudelaire, Stifter (2007) und Eine Kugel im Leibe. Walter Benjamin und Rudolf Borchardt: Judentum und deutsche Poesie (2009).




Eine gemeinsame Veranstaltung des Lichtenberg-Kollegs mit dem Wallstein Verlag, Göttingen.

Bildnachweis: © D.P. Gruffot