Die Nanda-Dynastie

Nach den Haryaṅkas herrschten den buddhistischen Geschichtswerken Sri Lankas zufolge die – den Jainas ganz unbekannten – Śiśunāgas in Magadha, denen die Purāṇas, die mythologischen Traktate des Hinduismus, – fälscherweise – Bimbisāra und seine Familie zurechnen. Die Śiśunāgas setzten die Expansionspolitik ihrer Vorgänger fort. So wurde von ihnen Avanti endgültig Magadha angegliedert . Nach nur 70 Jahren folgten auf sie die Nandas als Herrscher von Magadha. Wie die Quellen auch immer das Ende ihrer Macht und den Beginn der der Nandas darstellen, alle stimmen sie darin überein, daß Mahāpadma Nanda, der Begründer der gleichnamigen Dynastie, ein Mann niedriger Abkunft war. Sein Vater – anderen zufolge sogar er selbst – soll ein Barbier gewesen sein, der ein illegitimes Verhältnis mit der Frau des Königs hatte, seine Mutter eine Gemeine. Ganz ähnliches wissen die Alexander-Historiker Diodor(os), Plutarch und Curtius Rufus – die Alexander-Geschichte Arrians (V 25,1), Plinius (6,23,68) und der (unbekannte) Verfasser der Epitome Mettensis lassen indes nichts davon verlauten – über Xandrames (Ξανδράμης), den „König der Prasioi“, zu berichten. Von diesem habe Phegeus – so genannte Autoren –, ein an der Beas herrschender indischer Stammesfürst, Alexander dem Großen erzählt, als dieser an jenem Fluß stand. Xandrames, ein Mann von zweifelhafter Herkunft, herrsche jenseits des Ganges über die Prasioi und verfüge über eine riesige Streitmacht – eine Nachricht, die Porus, ein anderer indischer Herrscher, bestätigen konnte. Als Alexander daraufhin die Beas überqueren und in das Tal des Ganges vordringen will, um das Königreich des Xandrames zu erobern, kommt es zu einer Revolte seines Heeres, die ihn zur Umkehr zwingt. Da in den Prasioi, den „Östlichen“ (prācya), unschwer die Nandas zu erkennen sind, muß jener Xandrames einer der Nanda-Könige sein. Da es das Jahr 326 v. Chr. war, da die Meuterei an der Beas Alexanders Indien-Feldzug ein Ende setzte, kann es kaum Mahāpadma Nanda gewesen sein. Denn nur sechs Jahre später bricht das mächtige Nanda-Reich, das sich der Khāravela-Inschrift von Hāthīgumphā zufolge bis nach Orissa erstreckte, zusammen. Da aber die Nanda-Dynastie, zumindest den Purāṇas zufolge, nur zwei Generationen umfaßte – angeblich Mahāpadma Nanda und seine acht Söhne (siehe App. 1) –, wird Xandrames ein Sohn Mahāpadmas gewesen sein. In diesem Falle kann Mahāpadma Nanda selbst auf etwa 350 v. Chr. datiert werden.