Donnerstag, 8. Juni 2017, 18.15 Uhr
Donnerstag, 8. Juni 2017, 18.15 Uhr // Julian Ingelmann
Schriftsteller wie du und ich: Laienliteratur im Zeitalter der Digitalisierung
Die Online-Plattform Wortkrieger.de zählt zu den ältesten und größten ihrer Art: Seit sie im Jahr 1999 gegründet wurde, haben sich dort über 13.000 NutzerInnen versammelt, um selbstgeschriebene Kurzgeschichten zu veröffentlichen und mit Gleichgesinnten über ihre Werke zu diskutieren. Auf diese Weise sind bis heute gut 30.000 Texte zusammengekommen. Im Schatten der Verlage, nahezu unbemerkt von Kulturjournalismus und Germanistik, formiert sich in Schreibforen eine völlig neuartige digitale Literaturszene. LaienschriftstellerInnen wagen den Spagat zwischen der Schnelllebigkeit des Internets und dem Ewigkeitsanspruch guter Literatur. Plattformen wie Wortkrieger.de bieten Lesestoff, der sich problemlos während einer Straßenbahnfahrt auf dem Bildschirm eines Smartphones konsumieren lässt und doch viel mehr sein will als ein bloßer Zeitvertreib für BerufspendlerInnen.
Während sich die Laienliteratur vor der Digitalisierung dadurch auszeichnete, dass sie unter Ausschluss der Öffentlichkeit verhandelt wurde, stehen die Texte von HobbyautorInnen nun massenhaft und für jedermann kostenfrei abrufbar im Internet. Das führt zu der paradoxen Situation, dass Kurzgeschichten von GNOEBEL, TSERK und SIM leichter verfügbar sind als Bücher von Kästner, King und Christian Kracht. Doch warum schreiben die NutzerInnen von Wortkrieger.de? Was motiviert diese Menschen zur Teilnahme am Schreibforum, wenn am Ende doch kein Platz auf der Bestellerliste winkt? Und wie liest man für seine Doktorarbeit eigentlich 30.000 Texte? Julian Ingelmann beantwortet diese Fragen und erklärt dabei, was die digitale Laienliteratur mit der Tagesschau zu tun hat.
Alle Informationen finden Sie auch hier auf dem Flyer.