Heilkunde und Volksmedizin

Schon im alten Griechenland galt die Linde als ein Symbol der Heiler (www.harfners.net). Die Lindenblüten waren bei den Kretern das älteste bekannte Heilmittel (Laudert 2003). Der griechische Name der Linde, „Philyra“, stammt von Kreta, wo die Linde als der heilende Baum überhaupt und die Blüten als ältestes bekanntes Heilmittel galten (Beuchert 1996).
Frühe Kräuterbuchautoren schrieben allerdings wenig über den Gebrauch von Blüten, erst im späten Mittelalter wurde ihr Nutzen bei uns bekannt (Grabe et al. 1991).
Die Linde wird schon lange zur Behandlung vielerlei Krankheiten genutzt. Lindenblüten sind heute in europäischen Arzneibüchern als offizielles Heilmittel Flores Tilae aufgenommen und anerkannt (www.baum-des-jahres.de). Es dürfen nur die Blüten der bei uns heimischen Sommer- und Winterlinde geerntet werden. Als Lindenblüten sind die getrockneten Blütenstände mit ihrem netznervigen Hochblatt (Braktee) anzusehen (Grabe et al. 1991). In ihnen sind Flavonoide, Kaffeesäure sowie andere Säuren, Gerbstoffe, Schleimstoffe und ätherische Öle enthalten. Flavonoide stärken insbesondere den Kreislauf (Chevallier 2000).


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Lindenblütentee (Foto: Björn Lotze)

Besonders vielfältig einsetzbar ist der Lindenblütentee, der als Heilmittel ab dem 17. Jhd. bei uns in Kräuterbüchern aufgeführt wird (Laudert 2003). Man kann ihn gegen Fieber, Erkältung oder Husten zu sich nehmen. 2 - 3 Tassen heißer Tee führen zum Schwitzen, wodurch sich Schnupfen und Kopfschmerzen lösen können (Owinger Linden 1991). Der Lindenblütentee kann abschwellend wirken. Außerdem hilft er bei nervösem Herzschlag, Stress oder Panikzuständen. Er wird aufgrund der positiven und beruhigenden Wirkung auf den Herzschlag als Mittel gegen emotional bedingten Blutdruckhochdruck verabreicht (Laudert 2003) und dient besonders zur Vorbeugung vor Krankheiten. Die Wirkung des Tees ist vom Bundesgesundheitsministerium bestätigt, aber bis heute ist noch nicht geklärt, welcher der isolierten Inhaltsstoffe für die schweißtreibende Wirkung sorgt (Grabe et al. 1991).
Frische Blätter können abgekocht zum Ausspülen bei Mundfäule genutzt werden.
Lindenholzkohlenpulver ist ebenfalls sehr vielseitig einsetzbar, zum Heilen von Wunden und Geschwüren ebenso, wie zur Behandlung von Blähungen (Owinger Linden 1991), da es Giftstoffe und Säure im Magen bindet (Laudert 2003). Außerdem wirkt es bei Kopfschmerzen, Schnupfen (Owinger Linden 1991) und als desinfizierendes Zahnpulver (Hageneder 2000).
Blätter, Rinde und Bast ergeben nach dem Kochen eine breiige Masse, die durch Auftragen auf Brandwunden, Abschürfungen oder andere Verletzungen helfen (Owinger Linden 1991). In der Schweizer Volksmedizin wird der Bast in kaltes Wasser geschabt und ebenfalls zur Behandlung von Brandwunden genutzt.
Das Lindenblütenwasser ist lange bekannt und wurde schon von Hildegard von Bingen in ihren Kräuterbüchern zur Schönheitspflege beschrieben (Laudert 2003).
Es gibt bis heute eine Reihe von Volksglauben im Zusammenhang mit der Linde. In Drübeck schlägt man bis heute in die so genannte Zahnschmerzlinde mehrzöllige (große) Nägel, weil man erwartet, so die Schmerzen aus dem Kiefer zu ziehen (Richner et al.1995).