Historische und aktuelle Nutzung



Die wohl ursprünglichste Art der Verwendung ist die der Flechtarbeit. Besonders die biegsamen Äste unterschiedlicher Längen können bestens für die Herstellung von Körben genutzt werden. Daher ist wohl auch die Form der Kopfweide so bekannt, die als Folge der Nutzung ihrer Äste entsteht. Aus dem Mittelalter sind so genannte Korber-Sippen bekannt, die an weidenbestandenen Gebieten nahe Dörfern gelagert haben (Lautenschlager-Fleury, 1994).Wo die Silberweide vorhanden war, wurde sie bei Bedarf wahrscheinlich auch als Bau- bzw. Brennholz verwendet.



Holz



Wie alle schnellwüchsigen Baumarten, besitzt die Silberweide weiches und leichtes Holz. Da in der Wachstumsperiode relativ viel Biomasse aufgebaut wird sind die Jahresringe breit und die Dichte des Holzes relativ gering. Der Stamm selbst besitzt weißliches Splintholz und rötlichbraunes Kernholz (Abb. 10). In der Möbelindustrie spielen die Weiden keine große Rolle, nur Stämme besonders guter Qualität werden z.B. zu Furnierholz oder Massivmöbelstücken weiterverarbeitet (Grosser, 1999). Es kommt häufiger vor, dass gute Stücke zu Prothesen, kleineren Ziergegenständen oder auch Streichhölzern verarbeitet werden (Schiechtl, 1992).



Wasser- und Landschaftsbau



Die Silberweide hat aber noch andere Qualitäten, für die sie bereits lange bekannt ist und die sie für andere Bereiche attraktiv macht. Vor allem die schnelle und dichte Verwurzelung sowie die Flexibilität der Triebe sind u.a. beim Erosionsschutz sehr hilfreich. Bei Hochwasser bzw. Strömungen legen sich die Triebe schützend auf den Boden und die Wurzeln verhindern das Abschwemmen der Erde. Dazu werden i. d. R. Äste unterschiedlicher Stärke zu Bündeln gebunden und im Wasser mit Pflöcken befestigt (Lautenschlager-Fleury, 1994). Im Erdbau besitzen Setzstangen der Weiden sogar eine eigene DIN-Norm (DIN 18 918) und dienen dem Zweck der Verhinderung bzw. Verringerung von Erosion, Rutschung und Gesteinsabgang an Hängen, der Entwässerung sowie zur Begrünung von Flächen, deren Böden durch natürliche oder technische Einflüsse stark gelitten haben. Darüber hinaus gehört die Silberweide zu beliebten Arten der Landschaftsgestaltung (Schiechtl, 1992). Bekannt sein dürfte die Variation der Trauerweide, Salix alba ?Tristis? (Abb. 11) die mit ihren bis zum Boden herabhängenden Ästen ein schauriges Bild darbieten kann.

Trauerweide
Abb. 11: Trauerweide (Foto: www.agra-park.info / Columbus e.V., Zweigstelle Markkleeberg)



Forstliche Bedeutung



Die natürliche Lebensdauer kann zwar etwa 200 Jahre erreichen, die wirtschaftliche Umtriebszeit ist aber deutlich geringer. Das macht das Holz für niederwaldähnliche Bewirtschaftungsformen, wie Kurzumtriebsplantagen z.B. in Schweden, attraktiv. Hierbei werden dann in relativ kurzen Perioden Pflanzenteile entnommen, die u. a. als Energieholz, Faserholz zur Pressholzherstellung oder zur Zellstoffherstellung für die Papierindustrie genutzt werden. Nach der ersten Nutzung sind die Pflanzen nicht zwangsläufig zerstört, sondern können sich regenerieren und in einer zukünftigen Periode erneut beschnitten werden. Präferiert werden dafür vor allem Strauchweiden (Schütt et al, 2006). Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges sind die Nutzungsformen der Silberweide stark zurückgegangen. Es hat sich aber gezeigt, dass sie durch ihre hohe Flexibilität bestens zur Kultursicherung geeignet ist (Gutzweiler, 1999).