Holz und Verwendung

Das Holz der Weißtanne ist gelblich bis grauweiß, mattglänzend, leicht, weich und elastisch. Bei der Betrachtung einer Stammscheibe stellt man fest, dass es keinen Farbunterschied zwischen dem Splint und Kernholz gibt. Dadurch wird das Holz der Tanne auch als sogenanntes „Reifholz“ bezeichnet. Die Jahrringe sind sehr deutlich zu erkennen, da sich das dunkle, rötliche Spätholz schroff vom weißen Frühholz des nächsten Jahres absetzt.
Dieser deutliche Farbunterschied bewirkt auf den Längsflächen des Holzstückes markante Fladern (s. Abb. 21) (Tangentialschnitt) bzw. Streifen (Radialschnitt) (s. Abb. 20).



Streifen15 Fladern14



Abb. 20 und 21: Darstellung von Streifen und Fladern
(Fotos: KIRCHHOFF A.)




Andere Nadelbaumarten wie Fichte, Kiefer, Lärche und Douglasie bilden Harzkanäle im Holzgewebe aus. Bei der Tanne ist dies nicht der Fall. Durch dieses fehlende Merkmal ist es möglich, Tannenholz (s. Abb. 22) von Fichtenholz (s. Abb. 23) zu unterscheiden. Denn selbst Fachleute haben häufig Probleme diese beiden Holzarten, aufgrund ihres gleichen Erscheinungsbildes zu unterscheiden. Mit einer Lupe kann auch ein Laie feststellen, ob sich Harzkanäle im Holzkörper befinden. Sind Harzkanäle vorhanden, so erkennt man diese als kleine, helle Punkte (s. Abb. 23).



Tannenholz16 Fichtenholz17



Abb. 22 und 23: Tannenholz und Fichtenholz im Querschnitt
(Fotos: HAPLA F. und MOHR E.)




Verwendungsmöglichkeiten

Verwendung findet das Holz der Tanne vornehmlich im Handel als Rund- und Schnittholz und seltener als Furnier. Im Allgemeinen ist das Holz der Tanne für die gleichen Zwecke verwendbar wie das der Fichte, da es in Qualität und technologischen Eigenschaften gleichwertig ist. In manchen Verwendungsbereichen jedoch ist es dem Holz der Fichte überlegen. So z.B. bei der Verwendung als Behältnis für die chemische Industrie. Das Holz der Tanne ist beständiger gegenüber Säuren und Alkalien. Das Tannenholz schwindet wenig und ist bei Nässe ziemlich dauerhaft. Daher findet es im Erd- und Wasserbau eine bevorzugte Anwendung für Pfählungen, Stauwehre und Schleusen. Diese Anwendungsbereiche werden einerseits durch die gute Wasserresistenz und andererseits durch die gute Imprägnierfähigkeit mit Holzschutzmitteln und Farblasuren des Holzes ermöglicht. Durch diese hervorragenden Eigenschaften wird das Holz auch in Form von Schindeln, Fenstern, Türen, Wand- und Deckenbekleidungen verbaut. Weitere Verwendungsmöglichkeiten sind die Herstellung von Holzwerkstoffen wie Blindholz für Furnierplatten, Massivholz- und Spanplatten sowie für die Zellstoff- und Papiergewinnung.

Andere Verwendungsmöglichkeiten, die sich nicht nur auf das Holz beschränken, ergeben sich zur Advents- und Weihnachtszeit. Hier werden bevorzugt Tannenzweige und Tannen-Misteln für dekorative Zwecke verwendet, aufgrund des schönen Anblicks und weil die Zweige nicht stechen und kaum nadeln. In dieser Zeit entsteht ein zusätzlicher Absatzmarkt für Waldbesitzer, die eine Tannenplantage besitzen. Der Erlös aus der Vermarktung von Weihnachtsbäumen ist fast so hoch wie der Erlös für das Rohholz (MEISTER, 1999).


Besondere Bauwerke aus Tannenholz

Besondere Verwendung fand das Holz der Tanne in letzter Zeit bei zwei weltweit bekannten Bauwerken. Als erstes sei die imposante Holzkonstruktion auf der Weltausstellung 2000 in Hannover zu nennen: Das „EXPO-Dach“ (s. Abb. 24). Es ist das größte freitragende Holzdach, das bis dato gebaut wurde. Die gesamte Dachkonstruktion wird von 40 Vollholzstützen aus Tanne getragen. Zur Herstellung der Turmkonstruktion wurden Stämme mit einem Zopfdurchmesser von mindestens 72 cm und 90 cm Durchmesser am Stock benötigt. Ihre Länge musste mindestens 18 m betragen. Tannen mit diesen Dimensionen wurden im Schwarzwald gefunden.



EXPODACH



Abb. 24: EXPO Dach Messegelände Hannover
(Foto: KÜRSTEN E.)




Als zweites sei die Dresdener Frauenkirche genannt. Der Wiederaufbau wurde im vergangenen Jahr abgeschlossen. Bei der Restauration hat man versucht, so originalgetreu wie möglich vorzugehen. Aus diesem Grund wurde das Gestühl sowie die Bänke aus Tannenholz hergestellt.
Aber auch schon zu früheren Zeiten hat das Tannenholz Geschichte geschrieben. Holzhändler aus dem 17. bis 19. Jahrhundert kauften die stärkeren Stämme aus dem Frankenwald und dem Schwarzwald auf, um sie daraufhin nach Holland zu exportieren. Dieses Holz wurde vornehmlich im Schiffsbau eingesetzt. Hieraus resultiert der bis heute für die mächtigen Weißtannen verwendete Name „Holländertannen“. Auch soll ein Teil der historischen Altstadt von Amsterdam auf Pfählen aus Weißtanne stehen.