Prof. Dr. Mats G. Hansson

Von Februar bis April 2012
Dr., Professor für Biomedizinische Ethik und Direktor des Centre for Research Ethics and Bioethics
Uppsala University, Schweden

Geboren 1952 in Sundbyberg, Schweden
Studium der Biologie und der Theologie in Uppsala, Lidingö und Princeton



Forschungsvorhaben
Leben mit genetischem Risiko

Vorsorgliche Gensequenzierung in Kliniken erfordert die Kommunikation von komplexen Risikoinformationen in der Beratung von Patienten und der allgemeinen Bevölkerung. Die Risikosituation ist ferner nicht nur aufgrund genetischer und epigenetischer Faktoren unterschiedlich, sondern in einigen Fällen auch aufgrund veränderbarer Risikofaktoren, die mit der Lebensführung verbunden sind. Die Risikowahrnehmung von Patienten und deren Verwandten wird durch Unterschiede hinsichtlich der zahlenmäßigen Wahrscheinlichkeit, der Familiengeschichte, der erkannten Krankheitsursachen, des Bevölkerungsrisikos und des wahrgenommenen Gewichts der Eigenschaften und des Ausmaßes des Ergebnisses beeinflusst. In einigen Fällen wäre eine Behandlung oder eine Prävention möglich, während in anderen Fällen von der Risikoinformation vorausgesetzt wird, dass sie Entscheidungen hinsichtlich der Lebensplanung im Bereich der Reproduktion begleitet oder dass sie dahingehend förderlich ist, dass sie eine Diagnose und ein Gefühl der Kontrolle bietet. Die ethischen Herausforderungen, die mit der Weitergabe von Informationen an Patienten und an die allgemeine Bevölkerung einhergehen, sind erheblich.
Die Interpretation der Risikosprache und auch der Risikowahrnehmung ist unterschiedlich. Damit Krankenhausärzte und das öffentliche Gesundheitssystem sich für sinnvolle Partizipative Entscheidungsfindung (PEF) einsetzen, ist mehr Wissen über individuelle Wahrnehmung erforderlich und auch darüber, wie verschiedene Modelle der Risikokommunikation und der Informierten Einwilligung, die Autonomie respektieren, eingesetzt werden können. Die Risikokommunikation im Krankenhaus wurde dahingehend kritisiert, dass sie den Pateinten mit schwierigen Einschätzungen und zu treffenden Entscheidungen alleine lässt. Des Weiteren zeigte die Risikokommunikation in der Öffentlichkeit kaum oder wenig Wirkung, z.B. in der Hautkrebsprävention oder in der Vermeidung von sexuell übertragbaren Krankheiten (STD). Modelle für Partizipative Entscheidungsfindung und für eine unterstützende Risikokommunikation sollten für Krankenhäuser und - wenn es zu um vorbeugende Maßnahmen geht - für die allgemeine Bevölkerung erarbeitet werden. Während meines Aufenthaltes in Göttingen möchte ich untersuchen, ob neue Konzepte der Risikokommunikation, z.B. der Tolerability of Risk Approach und der Einsatz von Conjoint-Analysis-Methoden, auf einige der ethischen Herausforderungen, die mit der Kommunikation von genetischen Risikoinformationen verbunden sind, angewendet werden können und ob sie darauf ansprechen.


Ausgewählte Publikationen

Hansson, M. G. 2008. The Private Sphere. An emotional territory and its agent. Dordrecht: Springer Science + Business Media B.V.

Hansson, M. G. 2010. Do we need a wider view of autonomy in epidemiological research? British Medical Journal 340:c.2335, pp. 1172-1174.