Mehr als die Hälfte des Wirtschaftens: Einführung in die Feministische Ökonomie

Vortrag am 24.01.19 von 18-20 Uhr im ZHG 004

Die Feministische Ökonomie beschäftigt sich mit jenem Teil des Wirtschaftens, der „der täglichen Sorge für und Versorgung von Menschen“ dient. Von seiner Größenordnung her umfasst dieser sogenannte Care-Sektor, die bezahlte und unbezahlte Care-Arbeit zusammengerechnet, weit mehr als die Hälfte des Wirtschaftens. Der Vortrag geht der Frage nach, was Geschirrspülen, Kinder trösten und Gebrechlichen auf die Beine helfen mit den „großen“ Themen einer globalisierten Ökonomie zu tun haben und warum Roboter uns auch in Zukunft diese Arbeit nicht abnehmen werden. Wirtschaftstheoretisch betrachtet ist es nicht so, dass der Care-Sektor Kosten verursacht. Umgekehrt müssen wir davon ausgehen, dass die darin meist von Frauen verrichtete unbezahlt oder schlecht bezahlte Arbeit den Rest der Wirtschaft subventioniert.

Tove Soiland studierte Geschichte, Philosophie und Germanistik in Zürich. Sie ist Lehrbeauftragte an verschiedenen Universitäten und bietet bei der Gewerkschaft VPOD in Zürich seit Jahren Seminare für Frauen zu feministischer Ökonomie und politischer Theorie an. 2008 promovierte sie an der Universität Zürich zu Luce Irigarays Denken der sexuellen Differenz. 2009 schrieb sie für das Stadttheater Bern die szenische Lesung »Nehmen Sie Ihr Gender selbst in die Hand, Madam!«.
Ihre heutigen Arbeitsschwerpunkte liegen im Bereich Feministische Theorie, französische Psychoanalyse und Marxismus. 2003 initiierte sie den »Gender-Streit«, eine Kontroverse um die theoretischen Grundlagen des Gender-Begriffs. Im WS 2016/17 hat sie die Klara-Marie-Faßbinder Gastprofessur an der Hochschule Ludwigshafen inne. 2016 erhielt sie für ihr feministisches Engagement den Ida Somazzi-Preis.