Morphologie der Rinde und des Holzes

Die Rinden beider Arten besitzen viele dickwandige und zähe Bastfaserbündel (WALDBAUINSTITUT 1992). Die Sommerlindenrinde ist dunkelgrau oder graubräunlich, mit feinen längs verlaufenden Furchen und schmalen, netzig verzweigten Leisten, jedoch nicht grob oder tief skulpturiert. Die Rinde der Winterlinde ist bei jungen Exemplaren auffallend glatt und grau, bei älteren Bäumen eher braungrau und in verschiedene flache, längs verlaufende Furchen und Leisten gegliedert (REICHHOLF et al. 1993) Die Borke der Sommerlinde ist gröber als bei der Winterlinde. Die Borkenklüfte bilden sich auffallend deutlich entlang der Reihen übereinander stehender Lenticellen. Wegen der kompakten Bastfaserstränge bildet die entstehende Netzborke lange Borkenstreifen (BARTELS 1993). Reinluftzeiger (Bioindikator) sind Flechten, die auf Linden außerhalb städtischer Kernzonen, siedeln (REICHHOLF et al. 1993).


linde_13 linde_12
Borke der Winterlinde (links) und Borke der Sommerlinde (rechts) (Fotos: Björn Lotze)

Bei beiden Linden handelt es sich um so genannte Reifholzbäume, also um Bäume mit hellem Kernholz, deren Kern sich nicht durch eine besondere Färbung abhebt. Die Holzfarbe ist gelblich oder rötlichweiß, teils auch grünlich gestreift oder gefleckt. Das Holz ist zerstreut porig. Ohne Mikroskop sind die zahlreichen Gefäßporen nicht sichtbar, ebenso sind die feinen Holzstrahlen und Jahresringe nur schlecht zu erkennen (SCHWAER 1989).
Lindenholz ist ein leichtes Holz (GRABE et al. 1991). Das Aussehen des Sommer- und Winterlindenholzes ist kaum zu unterscheiden und besitzt, frisch geschlagen, einen arttypischen eigentümlichen Geruch.
Die Eigenschaften des Holzes sind als weich, zäh, sehr leicht, dichtfaserig und leicht spaltbar zu beschreiben. Es besitzt nur eine geringe natürliche Dauerhaftigkeit, auch im Bezug auf Pilz- und Insektenbefall. Im Gegensatz zu anderen Baumarten bildet Tilia weder Reaktions- noch Zugholz aus, welches bei anderen Bäumen zur Erhöhung der Festigkeit dient. Sie kompensiert dies durch die starke Ausprägung des Bastfaserkomplexes (SCHWAER 1989).