Mythologie und Volksheilkunde

Der Ursprung der Menschen


In vielen urtümlichen Religionen wurden die Menschen aus Eschen geschnitzt. Schon im 7. vorchristlichem Jahrhundert berichtete der griechische Dichter Hesiod in “Werke und Tage”, wie Zeus das 3. eherne Menschengeschlecht aus Eschen schuf (Laudert 2003).
In der Germanischen Mythologie sind Ask (Esche) und Embla (Ulme) die ersten Menschen. Sie wurden von den Göttern aus zwei angeschwemmten Hölzern geschaffen. Von Odin bekamen sie die Seele, von Hönir die Lebenswärme und von Lodur das Aussehen.
Der Indianerstamm der Algonkin führt seine Herkunft darauf zurück, dass der Erschaffer der Welt Mann und Frau hervorbrachte, indem er einen Pfeil in eine Esche schoss (Laudert 2003).



Achilles Speer


Der wohl bekannteste Speer aus Eschenholz ist der des Kentauren Chiron (Fischer-Rizzi 1993). Dieser Speer wurde von der griechischen Sagengestalt, halb Mensch, halb Pferd, aus einer heiligen Esche hergestellt. Diese Esche wuchs auf dem sagenumwobenen Berg Pelion über der Höhle des Kentauren. Mit diesem Speer zog Achilles in die Schlacht von Troja. Im Kampf Achilles gegen Hektor wurde der trojanische Held mit diesem Speer getötet (Laudert 2003).



Wasserzauber


Die Esche galt als Symbol für die Macht des Wassers (Fischer-Rizzi 1993). Von Druiden wurde das Holz der Esche für den Regenzauber verwendet. Ebenso sollte die Esche die zerstörerische Kraft des Wassers bannen.
Aber was sind eigentlich Druiden? Vielleicht denkt man bei diesem Begriff an Asterix und Obelix, an Hinkelsteine, Zaubertrank und Römer. Aber Druide leitet sich aus dem keltischen Drui ab, was soviel wie Wissender bedeutet. Druiden waren Wissende oder Weise, die es wagten, in den Wald hineinzugehen und die Angst vor der Dunkelheit des Waldinneren zu überwinden. Diese Menschen schrieben der Esche eine besondere Macht über das Wasser zu (Vescoli 1995).
Aber auch Fischer glaubten an diese Macht der Esche. Sie fertigten einzelne Teile ihrer Boote aus Eschenholz, um diese vor dem Kentern zu schützen (Fischer-Rizzi 1993).



Yggdrasil die Weltenesche


In der germanischen Mythologie spielt die Esche eine große Rolle. Sie stellt dort den allumfassenden Weltenbaum Yggdrasil dar. Dieser Baum verbindet mit seinen drei Wurzeln die neun unterschiedlichen Welten, die auf drei Ebenen aufgeteilt sind (Laudert 2003). In diesen Welten leben unterschiedliche Wesen: Elben, Zwerge, Riesen und Götter. In Midgard, der Welt im Zentrum aller Welten, leben die Menschen. Sollte diese allumfassende Esche jemals anfangen zu welken, hat das den Weltuntergang zur Folge. Der Drache, der mit seinen Giftzähnen in eine der Wurzeln beißt, versucht die Esche zu vergiften. In der Krone der Esche lebt der Adler, der sein Gegenspieler ist. Die beiden stellen den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse dar. Bei diesem Kampf spielt auch das Eichhörnchen eine wichtige Rolle, es stiftet ständig zwischen den beiden Kontrahenten Unruhe, um den ewigen Kampf nicht verebben zu lassen (http://members.tripod.com 2005).



Tees aus Eschenblättern


Ein überliefertes Rezept gegen Rheuma und Gicht ist ein Tee aus Eschenblättern. Alle folgenden Angaben sind ohne Gewähr. Es werden die jungen Eschenblätter im Mai oder Juni gesammelt, von den Stielen gezupft und getrocknet. Zur Teezubereitung überbrüht man 2 Teelöffel der zerkleinerten Blätter mit einer Tasse Wasser (Fischer-Rizzi 1993). Die Eschenblätter können aber auch mit anderen Kräutern zu einem Rheumatee gemischt werden. Rheumatee: Eschenblätter, Weidenblätter, Brennnesselblätter und Berberitzenblätter. Bei diesem Rezept werde alle Zutaten zu gleichen Teilen miteinander gemischt. Die Zubereitung entspricht der Zubereitung des Tees aus Eschenblättern (Fischer-Rizzi 1993).



Eschengeist


Aus den Samen kann Absud gewonnen werden, der äußerlich angewendet gegen Rheuma, Gicht, Muskelkater und Hexenschuss helfen soll. Die Samen werden hierzu im Oktober gesammelt und frisch oder getrocknet verwendet. Eschengeist: Eschensamen (mit den Flügeln), Wacholderbeeren, Melissenblätter, Majoran oder wilder Dost, Pfefferminzblätter, Rainfarnblätter und 70 %iger Alkohol je nach Kräutermenge. Für dieses Rezept werden alle Zutaten - frisch oder getrocknet - zu gleichen Teilen gemischt. Die gemischten Kräuter werden in ein weithalsiges Glas gegeben und mit dem Alkohol aufgefüllt. Das Glas sollte etwa bis zur Hälfte gefüllt sein und 3 Wochen an einem sonnigen Ort stehen. Der Absud wird von den Blättern getrennt und in dunkle Flaschen umgefüllt. Der Eschengeist ist nicht zum Trinken gedacht, wie es der Name vielleicht vermuten lässt, sondern zum Einreiben (Fischer-Rizzi 1993).



Heilmittel Eschenrinde


Auch die Eschenrinde ist ein altbewährtes Heilmittel. Sie galt lange Zeit als Fiebermittel, das der Chinarinde gleichwertig ist. Hierzu wurde die Rinde junger Äste abgeschabt und getrocknet. Aus der getrockneten Rinde wurde ein Absud hergestellt, der dem Fieberkranken gereicht wurde.
Die Eschenrinde hilft nicht nur Fieberkranken, ihr wird auch eine wundheilende Wirkung nachgesagt. Wird auf eine frische, gesäuberte Wunde Eschenrinde mit der saftigen Seite nach unten gelegt, wird die Blutung gehemmt und die Wunde heilt schneller. (Fischer-Rizzi 1993).



Schlangen


Früher hieß es, Schlangen hätten großen Respekt vor Eschenlaub. Wenn man eine Schlange mit Eschenlaub und Feuer umbringen wollte, sei die Schlange eher ins Feuer als ins Eschenlaub geflohen. Um sich vor Schlangen zu schützen, legte man um Wohnungen und Stallungen Eschenlaub aus. Hatte eine Schlange doch einmal zugebissen, wurden zerstampfte Eschenblätter auf die Wunde gelegt und man verabreichte zusätzlich ein Glas Wein, das mit einigen Tropfen Saft aus Eschenblättern versetzt war (http://www.pilsak.de 2005).



Viehfutter


Aber nicht nur bei den Menschen wurde die heilende Wirkung der Esche angewendet, auch Tiere wurden mit Eschenlaub gefüttert. So gab es bestimmte Tage, besonders Johanni und Pfingsten, an denen man Haustiere, hauptsächlich Ziegen, mit Eschenlaub fütterte (Fischer-Rizzi 1993). Es hieß, diese Tiere würden für das ganze Jahr vor Krankheiten geschützt werden. Wurde Eschenlaub an Milchkühe verfüttert, so gaben diese angeblich besonders gute Milch (Petruszek 1991). Auf Grund dieser Eigenschaften waren Eschen als Laubfutterbäume weit verbreitet. Noch heute stammen einige alte Eschen in der Nähe von Bauernhöfen und Burgen aus dieser Zeit (Fischer-Rizzi 1993).