Newsletter Nr. 2 vom 25.03.010

Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Interessierte,

in dem zweiten Newsletter der Göttinger Nachwuchsgruppe „Musik, Konflikt und
der Staat“ möchten wir über kommende und vergangene Veranstaltungen und die
aktuelle Arbeit der Forschergruppe berichten, sowie einige Ressourcen, die
für unser Thema relevant sind, vorstellen.

Inhalt:

Veranstaltungen
• Research Meetings im Sommersemester 2010
• Workshop mit Fokus auf Sierra Leone, 28.05.2010
• Symposium „Composers in the Gulag under Stalin“, 16.-19.06.2010
Bericht über vergangene Veranstaltungen
• Bericht vom ersten MCS Workshop „Celebrating difference, promoting
division? Religion, culture and conflict in Northern Ireland and former
Yugoslavia"
Weitere Informationen
• Ruanda: Der Internationale Strafgerichtshof bestätigt Verurteilung und
Strafmaß des Musikers Simon Bikindi
• Freemuse – The World Forum on Music and Censorship
• zero dB [against music torture]
• Spiegel-Artikel zu Musik als Folterinstrument

- Veranstaltungen -

RESEARCH MEETINGS IM SOMMERSEMESTER 2010
Termine: 19.4., 5.5., 17.5., 14.6., 5.7.

Ab dem kommenden Sommersemester werden öffentliche Research Meetings der
Forschergruppe stattfinden, zu denen alle Interessierten herzlich eingeladen
sind. Die Meetings werden in einem informellen Rahmen stattfinden und bieten
die Chance, die laufende Arbeit der Mitglieder und Assoziierten der Gruppe
und relevante Literatur zu diskutieren sowie die Vernetzung von
Wissenschaftlern voranzutreiben, die auf dem Göttinger Research Campus zu
ähnlichen Themen arbeiten.
Die Meetings finden jeweils um 18.15 Uhr im Hörsaal des
Musikwissenschaftlichen Seminars (Raum 101), Kurze Geismarstr. 1 in 37073
Göttingen statt.
Das endgültige Programm für das Sommersemester 2010 finden Sie in Kürze auf
der Homepage
der Forschergruppe bzw. unter http://www.uni-goettingen.de/de/139043.html)

Programm (vorläufig):

19. April M. J. Grant, Hassmusik oder Kinderlied? Sektiererertum,
Fußball, und der merkwürdige Fall des "Hokey Cokey"

5. Mai (Mi.!) Simone Münz, Die Rolle von Musik in Radiosendungen der
kubanischen Diaspora in Miami
im Rahmen des Doktorandenkolloquiums des
Musikwissenschaftlichen Seminars

17. Mai Literatursitzung (Wir werden gemeinsam einen Text
diskutieren, die entsprechende Lektüre wird noch bekannt gegeben)

14. Juni Christian Storch, Musik und Missionierung

5. Juli Musik, das Dritte Reich, und die "8 Stages of Genocide":
Diskussion des ersten Entwurfs des gemeinsamen Artikels der Forschergruppe


28.05.2010
WORKSHOP MIT FOKUS AUF SIERRA LEONE

Der MCS-Workshop im Januar (Bericht siehe unten) hat sich als erfolgreiches
und produktives Format zur Diskussion unserer Forschungsfragen bewiesen.
Daher hat die Forschergruppe beschlossen ähnliche Workshops regelmäßig zu
veranstalten.
Im nächsten Workshop, am 28. Mai 2010, liegt der Fokus auf dem Bürgerkrieg in
Sierra Leone und der Rolle von Musik und Jugendkultur während des Kriegs und
in seinen Nachwirkungen. Das Programm wird Mitte April angekündigt;
Hauptredner wird Prof. Paul Richards sein.
(http://www.ucl.ac.uk/anthropology/staff/p_richards/index)
Die Plätze sind begrenzt. Daher melden Sie sich bei Interesse bitte bei
Mareike Jacobs (mareike.jacobs@stud.uni-goettingen.de).

16.-19.06.2010
SYMPOSIUM „COMPOSERS IN THE GULAG UNDER STALIN“

Im letzten Newsletter haben wir auf das Symposium „Composers in the Gulag
under Stalin" hingewiesen, das vom 16.-19. Juni im Musikwissenschaftlichen
Seminar in Göttingen stattfinden wird.
Inzwischen steht das Programm fest und kann unter
http://wwwuser.gwdg.de/~citg/programm_d.html eingesehen werden

- Bericht über vergangene Veranstaltungen -

BERICHT VOM ERSTEN MCS WORKSHOP „CELEBRATING DIFFERENCE, PROMOTING DIVISION?
RELIGION, CULTURE AND CONFLICT IN NORTHERN IRELAND AND FORMER YUGOSLAVIA"

Am 29.01.2010 trafen sich Forscher aus Ljubljana, Belfast und London
gemeinsam mit Mitgliedern der Forschergruppe „Musik, Konflikt und der Staat“,
um zu diskutieren, inwiefern kulturelle Praktiken, wie Musik, in
verschiedenen Phasen bewaffneter Konflikte impliziert sein können. Der Fokus
lag dabei auf Nordirland und dem ehemaligen Jugoslawien. Die ersten beiden
Präsentationen behandelten visuelle Symbole (insbesondere Wandmalerei) in
Belfast und wie diese unterschiedliche und sich wandelnde Loyalität gegenüber
den protestantischen Paramilitärs widerspiegeln (Dr. Dominic Bryan) und wie
sich die langjährige Tradition der protestantischen Marching Bands als
positives Gemeinschaftssymbol in der Post-Konflikt-Phase neu definiert haben
(Dr. Jackie Witherow). Prof. Svanivor Pettan (Universität Ljubljana) gab
einen kurzen Überblick über die Fragen kultureller und religiöser Identität,
die den Kriegen im ehemaligen Jugoslawien vorausging. Dann richtete er den
Blick auf die Roma-Bevölkerung im Kosovo, die als Bewahrer musikalischer
Traditionen unterschiedlicher Gemeinschaften der Region bekannt sind, aber
deren Notlage als Flüchtlinge in der Nachkriegszeit weitgehend übersehen
wurde. Dr. Rachel Beckles Willson und Prof. John Sloboda (beide Royal
Holloway University of London) trugen durch ihren Fokus auf methodologische
Fragen in Bezug auf die Betrachtung von Musik in Konfliktsituationen zu der
Abschlussdiskussion bei.

- Weitere Informationen -

RUANDA: DER INTERNATIONALE STRAFGERICHTSHOF BESTÄTIGT VERURTEILUNG UND
STRAFMAß DES MUSIKERS SIMON BIKINDI

Die Berufungskammer des Internationalen Strafgerichtshofs für Ruanda hat die
Verurteilung Simon Bikindis wegen direkter und öffentlicher Anstiftung zum
Genozid bestätigt und bekräftigte die Freiheitsstrafe von 15 Jahren, die ihm
im Dezember 2008 auferlegt wurde. Bikindi, der in den frühen 1990er Jahren
wohl der populärste Musiker Ruandas war, wurde mit mehreren Anklagepunkten
des Genozids und der Anstiftung zum Genozid beschuldigt, u.a. im Bezug auf
seine Lieder und öffentliche Aufführungen. Das ursprüngliche Urteil sprach
ihn von mehreren Anklagepunkten frei, obwohl es die Überzeugung der
Anklagekammer unterstrich, dass Bikindis Lieder zum Ausmaß des Genozids
beigetragen haben, in dem schätzungsweise 800.000 Menschen ermordet wurden.
Die Anklage wegen des direkten Aufrufs zum Mord an Mitgliedern der ethnischen
Gruppe der Tutsi, den Bikindi auf dem Höhepunkt des Mordens im Juni 1994 von
einem Lastwagen aus über Lautsprecher machte, wurde aufrecht erhalten. Sowohl
die Anklage, als auch die Verteidigung hatten Berufung eingelegt. Das Urteil
der Berufungskammer kann hier eingesehen werden:
http://www.ictr.org/ENGLISH/cases/Bikindi/decisions/100318_apl.pdf
M.J. Grant, die Leiterin der Forschergruppe, arbeitet gegenwärtig an einem
Paper zu dem Gerichtsverfahren von Simon Bikindi mit dem Fokus auf den
juristischen Umgang mit seiner Musik und seinem Status als Musiker.

FREEMUSE – THE WORLD FORUM ON MUSIC AND CENSORSHIP

Freemuse ist eine 1998 in Kopenhagen, Dänemark gegründete internationale
Organisation, die sich für die Freiheit der Meinungsäußerung von Musikern
einsetzt.
Auf ihrer Internetplattform werden neueste Informationen zu Musik und Zensur
auf der ganzen Welt dargestellt.
www.freemuse.org

ZERO DB [AGAINST MUSIC TORTURE]

Zero dB ist eine Initiative, die sich gegen den Missbrauch von Musik als
Folterinstrument ausspricht. Sie wird von der Musicians' Union
(http://www.musiciansunion.org.uk) und der Organisation Reprieve, die sich
für die Menschenrechte Gefangener weltweit einsetzt,
(http://www.reprieve.org.uk/ ) unterstützt.
http://www.zerodb.org/

MUSIK ALS FOLTERINSTRUMENT

Der Artikel „Hören mit Schmerzen“ vom 11.01.2010 auf Spiegel online
thematisiert die Verwendung von Musik als Folterinstrument im sogenannten
„Krieg gegen den Terror“.
Der Artikel ist unter http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,671000,00.html zu
finden.

Schöne Grüße,
die Forschergruppe „Musik, Konflikt und der Staat“