Projekt PAESE

Zum Verbundprojekt Provenienzforschung in außereuropäischen Sammlungen und der Ethnologie in Niedersachsen (PAESE)


Olaf Geerken

Olaf Geerken
Projektthema: „Provenienzen von Tjurunga im Landesmuseum Hannover und in der Sammlung Hermannsburg"

Im Mittelpunkt des Projektes stehen Tjurunga (geheim-sakrale Stein- und Holzobjekte der Aborigines Zentralaustraliens, die im Deutschen auch als Seelenstein bzw. -holz bezeichnet werden). Sie befinden sich heute im Landesmuseum Hannover und in der Sammlung des Evangelisch-Lutherischen Missionswerks in Hermannsburg und kamen wahrscheinlich im Laufe des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts von Australien nach Niedersachsen. Das Projekt ist aus drei Gründen von exemplarischer Bedeutung: Erstens geht es um sogenannte secret-sacred objects (geheim-sakrale Objekte), die mit großer Sensibilität zu behandeln sind und besondere Handhabungsweisen erfordern. Diese sollen beispielhaft im Dialog mit den Herkunftsgesellschaften in Australien erarbeitet werden. Hier steht die Frage der genauen Provenienzbestimmung im Zentrum. Zweitens wird erstmals die Rolle der Missionare im Erwerb und Transfer von kolonialen Objekten in Bezug auf kolonialen Provenienzforschung betrachtet. Und schließlich haben die Tjurunga und die kulturellen Beobachtungen der Lutherischen Missionare die Aufmerksamkeit der zeitgenössischen Anthropologie, Religionssoziologie und Psychoanalyse angeregt, womit sie exemplarische Objekte der Wissensverflechtung und einer shared history sind.

    Olaf Geerken ist Kulturanthropologe und arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Georg-August-Universität Göttingen im Rahmen der PAESE Teilprojekts „Provenienzen von Tjurunga im Landesmuseum Hannover und in der Sammlung Hermannsburg“. Er studierte Ethnologie, Anthropologie und Aboriginal Studies in München und Adelaide, Australien, und hat danach 22 Jahre als ‚angewandter‘ Anthropologe mit dem Central Land Council in Alice Springs/ Zentralaustralien in Sachen traditionellem Landrecht der Aborigines gearbeitet und geforscht. Im Zuge seiner Arbeit in Zentralaustralien hat er wertvolle Erfahrungen mit Tjurungas (‚Sacred Objects‘, den geheim-sakralen Objekten der Aborigines) gesammelt, sowohl in Bezug auf ihren fortwährenden Gebrauch und Stellenwert in heutigen Aborigine Gesellschaften, als auch in der Provenienz Forschung an Tjurunga Sammlungen im deutschsprachigen Raum (Deutschland, Schweiz). Darüber hinaus bringt er seine Erfahrungen in der Repatriierung von sakralen Objekten und kulturellem Wissen im australischen Kontext in das Projekt ein.

Sara Müller, M. A.

Sara Müller, M. A.

Projektthema: „Viele Wegen führen nach Göttingen. Die ethnologische Sammlung der Georg-August-Universität Göttingen und die internationalen Handelswege und Netzwerke im 19. und 20. Jahrhundert“ (Arbeitstitel)

Ziel des Dissertationsprojekts ist die Rekonstruktion von Handelswegen und Netzwerken zwischen Deutschland und seiner ehemaligen Kolonie in Deutsch-Neuguinea, dem heutigen Papua-Neuguinea. Untersucht werden sollen jene Netzwerke und Handelswege, auf Objekte aus der Kolonialzeit, die auf die eine oder andere Art in die Ethnographische Sammlung der Universität Göttingen gekommen sind. Auf Grundlage dieser Objektbestände wird verschiedenen Fragen nachgegangen: Wie erwarben Europäer wie Europäerinnen und auch Einheimische Objekte in den Kolonien? Warum sind diese Objekte heute in Göttingen? Wie hat sich die Bedeutung der Objekte in diesem Transferprozess verändert? Welche Motive verfolgten die Akteurinnen und Akteure die Objekte produzierten/verschenkten/ verkauften/kauften oder sich gewaltsam aneigneten? Damit möchte die Dissertation zur Aufarbeitung der Deutschen Kolonialgeschichte in Ozeanien, sowie zur Aufarbeitung des kolonialzeitlichen Sammlungsbestandes der Ethnologischen Sammlung in Göttingen beitragen.

    • Seit 10/2018 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Seminar für Mittlere und Neuere Geschichte an der Georg-August-Universität Göttingen
    • Seit 10/2018 Promotion an der Georg-August-Universität Göttingen, Arbeitstitel: Viele Wegen führen nach Göttingen. Die ethnologische Sammlung der Georg-August-Universität Göttingen und die internationalen Handelswege und Netzwerke im 19. und 20. Jahrhundert
    • 10/2015 – 03/2018 Masterstudium der Geschichte an der Georg-August-Universität Göttingen
    • 10/2012 – 10/2015 Bachelorstudium mit der Fächerkombination Politikwissenschaften und Geschichte an der Georg-August-Universität Göttingen
    • 9/2016 – 2/2017 Studentische Hilfskraft im Bereich Marketing der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit an der Georg-August-Universität Göttingen
    • 11/2015 Studentische Hilfskraft bei der Konferenz "Migration – Frieden – Human Security“ an der Georg-August-Universität Göttingen
    • 10/2013 – 12/2017 Studentische Hilfskraft am Institut für Historische Landesforschung an der Georg-August-Universität Göttingen


    • 10/2020 „Ein Dolch vom Sepik – Ein Vermittler Papua-Neuguineischer und Deutscher Geschichte“; Vortrag im Rahmen des Workshop „Jungen Forums für Sammlungs- und Objektforschung“, Zentralmagazin Naturwissenschaftliche Sammlungen der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
    • 1/2020 „Vom Sepik an die Leine – Ein Objekt aus Deutsch-Neuguinea und seine Einbettung in internationale Handelswege und Netzwerke im 20. Jahrhundert“; Vortrag im Rahmen des Forschungskolloquiums Neuere Geschichte (Richard Hölzl), Universität Göttingen.
    • 12/2019 „Objekte wissenschaftlicher Expeditionen aus Deutsch-Neuguinea in Göttingen“; Vortrag im Rahmen des Workshops des Sammlungs- und Forschungsverbunds Gotha „Universität und Residenz, Wissenschaft und Sammlung, Göttingen und Gotha. Eine Beziehungsgeschichte“, Forschungszentrum Gotha.
    • 11/2019 „Ein Objekt der Kaiserin-Augusta-Fluss-Expedition in Göttingen“; Vortrag im Rahmen des Forschungskolloquiums für Doktorandinnen des PAESE-Projektes, Universität Göttingen.
    • 1/2019 Viele Wegen führen nach Göttingen. Die ethnologische Sammlung der Georg-August-Universität Göttingen und die internationalen Handelswege und Netzwerke im 19. Und 20. Jahrhundert; gehalten im Rahmen des Forschungskolloquiums Neuere/Neueste Geschichte von Prof. Dr. Rebekka Habermas (Göttingen)
    • 11/2017 Das Sammeln von Wissen. Die Royal Geographical Society und die Erforschung Neuseelands im 19. Jahrhundert; gehalten im Rahmen des Forschungskolloquiums Neuere/Neueste Geschichte von Prof. Dr. Rebekka Habermas (Göttingen)


    • Auf der Suche nach einer Win-win-Situation, in: Historische Anthropologie 30 (2022) H. 1, S. 110–115.
    • „Spoons are everything!“; Blog-Beitrag des Blogs „Wie Wissen ausstellen?“ des Forschungskollegs Wissen I Ausstellen, Universität Göttingen, online August 2020.
    • „Die deutsche Kolonie Neuguinea“; Beitrag für die Webseite „Universität und Kolonialismus – Das Beispiel Göttingen", Universität Göttingen, online September 2020.