SoSe 2020

Lehrveranstaltungen im SoSe 2020 (vertreten durch PD Dr. Philipp Müller)

Kaiserreich global

Vorlesung
Dienstag 10.00–12.00 Uhr
ZHG 006

In dieser Vorlesung wird ein Überblick über die Geschichte des deutschen Kaiserreichs (1871–1918) gegeben. Angefangen von der Gründung des deutschen Nationalstaates, über verschiedene innenpolitische Krisen, die vom Kulturkampf, über die Sozialistengesetze und Kulturkampf bis zu einer Reihe von Skandalen führen, die die politische Herrschaft erschüttern, ist diese Geschichte eng mit der anderer europäischer Staaten genauso wie mit den Entwicklungen außerhalb Europas verbunden. Diese Verflechtungen sollen genau beleuchtet werden, und zwar nicht nur in Bezug auf die politische Geschichte. Auch die Wirtschaftsgeschichte, d.h. die Entstehung neuer Wirtschaftsräume u.a. mit den Kolonien wie die Herausbildung der modernen Konsumkultur und moderner Unternehmensformen sollen in den Blick genommen werden. Ebenso wird die Wissensgeschichte und die soziale Geschichte, zu der auch die Entstehung einer neuen globalen Elite gehört wie die Internationalisierung der Arbeiterbewegung, betrachtet. Schließlich wird die Wissensgeschichte, und damit die Entstehung international vernetzter Universitäten und neuer globaler Wissenschaften beleuchtet. Auch die Alltagskultur, die durch das Aufkommen einer neuer Vergnügungskultur, dem bürgerlichen Museum, neuer Medien und Brüche in der traditionellen Geschlechterordnung gekennzeichnet sind, soll behandelt werden.

Einführende Literatur:
Jürgen Osterhammel, Die Verwandlung der Welt, München 2009.



Mediengeschichte des Kolonialismus 1870–1950

Masterseminar
Dienstag 14.00–16.00 Uhr
KWZ 1.601

Im Mittelpunkt des Seminars steht die Frage, wie, welche Medien den Kolonialismus, koloniale Herrschaft, die Kolonien und ihre Bewohnerinnen und Bewohner dargestellt haben. Der Zeitraum erstreckt sich vom Kaiserreich, als Deutschland Kolonien hatte, bis zur Weimarer Republik und den Nationalsozialismus, nachdem mit dem Ersten Weltkrieg die Kolonien verloren gegangen waren. In dieser langen Zeitspanne haben sich nicht nur die Perspektiven auf die Kolonien verändert, sondern auch die Medien selbst. Beides gilt es genauer zu analysieren. Ebenso wichtig ist die Frage, wer die unterschiedlichen Medien nutzte. Stimmt es, dass koloniale Vorstellungen vor allem im Bürgertum positiv rezipiert wurden, während die Arbeiterschaft eher wenig Interesse hatte an Kolonialromanen, kolonialen Heldenfilmen oder auch Werbebildchen, in denen Kolonialkriege verherrlicht und Afrikanerinnen und Afrikaner, Asiatinnen und Asiaten und viele andere Personen jenseits von Europa als minderwertige Menschen dargestellt wurden. Wie veränderten sich Themen, und welche Rolle spielten Völkerschauen, die Printmedien, Radio und Kino, aber auch Zoos und botanische Gärten als Orte in denen koloniale Phantasien evoziert wurden?
Abschließend wird es auch darum gehen zu klären, welche der kolonialen Vorstellungen bis heute in welchen Medien noch nachklingen.

Einführende Literatur: Wolfgang Struck, Die Eroberung der Phantasie. Kolonialismus, Literatur und Film. Zwischen Kaiserreich und Weimarer Republik, Göttingen 2010.