Wirtschaftspolitisches Forum

Ursachen und Folgen von Korruption



Axel Dreher, Thurgauer Zeitung, S. 11, 22. März 2005


Korruption bereichert einige Wenige, schwächt aber die Wirtschaft, die Gesellschaft und den Staat. Deshalb herrscht heute die Meinung vor: Korruption ist ein schweres Übel – wo sie um sich greift, wird sie zu einem Entwicklungshindernis ersten Ranges. Ob und inwieweit Korruption die Entwicklung tatsächlich behindert, ist Gegenstand zahlreicher empirischer Untersuchungen. Sie zeigen, dass die Korruption Investoren abschreckt, die Produktivität der Staatsausgaben und die Investition in Bildung reduziert, komplexere Handels- und Kapitalverkehrsschranken mit sich bringt und somit letztlich das Wirtschaftswachstum behindert.


Wie hoch die Kosten der Korruption in den einzelnen Ländern tatsächlich sind, geht aus einer neuen Studie von Dreher, Kotsogiannis und McCorriston hervor. Die Ergebnisse zeigen, dass das Schweizer Bruttosozialprodukt um 2,5 Prozent steigen könnte, gelänge es, der Korruption den Garaus zu machen. Damit ist die Schweiz das am wenigsten korrupte Land der Welt. Sie liegt an der Spitze der 99 untersuchten Länder, gefolgt von Holland (mit einem Verlust von 3,4 Prozent), Zypern (4,2 Prozent), Japan (4,9 Prozent) und Schweden (5,6 Prozent). Am Ende der Skala steht Niger, dessen Bruttosozialprodukt ohne die Korruption um 27 Prozent höher sein könnte. Diese Ergebnisse bestätigen eine frühere Studie für den Zeitraum 1991-97, in der die Schweiz ebenfalls als das am wenigsten korrupte Land der Welt ausgewiesen worden ist.


Die Ursachen der Korruption sind häufig untersucht worden. Es zeigt sich, dass Demokratien durchschnittlich weniger korrupt sind, Regierungen mit längerer Amtszeit tendenziell korrupter werden und die Einhaltung rechtsstaatlicher Grundsätze die Korruption beschränkt. Der Zusammenhang zwischen Korruption und der Grösse der Schattenwirtschaft eines Landes ist hingegen weniger eindeutig. Auf der einen Seite kann die Korruption die unternehmerische Tätigkeit im offiziellen Sektor erschweren und Unternehmen so in die Schattenwirtschaft treiben. Auf der anderen Seite kann Korruption die Umgehung von bürokratischen Hindernissen und hohen Steuerzahlungen ermöglichen, so dass Unternehmen weniger häufig in den inoffiziellen Sektor abwandern. Wie eine weitere Studie von Dreher, Kotsogiannis und McCorriston zeigt, ist der letztgenannte Zusammenhang in den OECD Ländern durchschnittlich stärker, die Korruption verkleinert also den inoffiziellen Sektor.