Vorkommen

Mit Beginn der Würmeiszeit verschwand die Tanne aus unseren Wäldern und fand Refugien in Italien und in Gebieten der Pyrenäen und des Balkans. Mit Einsetzen der klimatischen Veränderungen kehrte die Tanne nach der Eiszeit laut der Hypothese von BERTSCH (1935) auf drei Hauptwegen in den mitteleuropäischen Raum zurück und besiedelte dort die Bergmischwälder.
Diese Rückwanderung fand auf einem West- bzw. Südwestweg ins Rhonetal, in den Schwarzwald und in die Vogesen statt. Des weiteren nutzte die Tanne den Südweg quer über die Zentralalpen in das Bodenseegebiet und den Ostweg über Österreich in die bayerischen Mittelgebirge sowie in den osteuropäischen Raum.


Vorkommen02
Abb. 02: Natürliches Verbreitungsgebiet von Abies alba
(Grafik: DOHRENBUSCH, A.)



Das heutige Hauptverbreitungsgebiet der Tanne (s. Abb. 02) liegt zum Großteil in Mittel- und Südeuropa, wobei sie ihren Schwerpunkt in der montanen Bergwaldstufe hat. Nach einer Hypothese von DENGLER (1912) sind die Grenzen des natürlichen Verbreitungsgebietes heutzutage darauf zurückzuführen, dass im Westen eine Winterwärme- und im Osten eine Winterkältegrenze vorherrschen. In den Bereichen, die zwischen diesen Grenzen liegen, spielt der jährliche Niederschlag, der mindestens 500 mm pro m² betragen sollte, eine wesentliche Rolle für das Vorkommen der Weißtanne.
In Deutschland befinden sich die bedeutendsten Tannengebiete in den bayerischen Alpen, dem Bayerischen Wald, dem Fichtelgebirge, dem Schwarzwald, dem Thüringer Wald sowie in Franken und im Erzgebirge. Je weiter man vom nördlichen in den südlichen Teil des Verbreitungsgebietes gelangt, um so höher wird auch die Vorkommensgrenze, wobei sie von 800 m ü. NN im Thüringer Wald bis zu 2100 m ü. NN in den Seealpen liegen kann. Die einzige Ausnahme bildet der Wuchsbereich in Polen, wo die Tanne eine Baumart des Flach- und Hügellandes darstellt. Einzelne Tannenbestände findet man auch in nördlicheren Gefilden, wie zum Beispiel in Dänemark, Schweden und Nordwestdeutschland. Hierbei handelt es sich jedoch um künstliche Anbauten, fernab vom natürlichen Verbreitungsgebiet der Tanne.