Waldbau

Die Weißtanne tritt in unseren Wäldern stets in Gesellschaft mit anderen Bäumen wie Buche und Fichte auf und kommt nur selten bestandsbildend vor. Sie stellt somit von ihrem Charakter eine typische Mischbaumart dar. Bei größeren Flächen, die Tannen-Reinbestände sind, kann man davon ausgehen, dass dies keinem natürlichen Ursprung entspricht, sondern auf menschliche Einflüsse zurückzuführen ist.


Verjüngung

Hinsichtlich der Naturverjüngung bereitet die Weißtanne keine größeren Probleme, da sie sowohl ein Humus- als auch ein Schattenkeimer ist. Auch auf Totholz verjüngt sich die Tanne (s. Abb. 26). Bei Kulturen in denen keine Naturverjüngung zu erwarten ist, kann die Tanne auch künstlich in Form von Pflanzung oder auch Saat eingebracht werden. Nach Einbringung der Saat läuft der Samen nach ca. vier bis sechs Wochen auf (s. Abb.25). Die Keimung der Samen erfolgt epigäisch. Der nun entstandene Keimling bildet vier bis acht flache, im Quirl stehende Kotelydonen (Keimblätter) aus, die oberseits mit zwei Wachsstreifen versehen sind. Zugleich werden auch die ersten Primärnadeln gebildet, welche die markanten Wachsstreifen auf der Nadelunterseite aufweisen. Unter guten Vorraussetzungen bildet die Tanne mit drei Jahren die ersten Seitentriebe und mit einem Alter von vier bis fünf den ersten Astquirl.



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Abb. 25 und 26: Erste Keimungsphase und ca. 2 Jahre alter Sämling auf Totholz
(Fotos: KIRCHHOFF A.)




Waldstruktur

Das ideale Waldbild für die Tanne stellt eine Plenterwaldstruktur dar. Der Plenterwald besteht aus vielfältigen Strukturen, die sich aus verschiedenen Baumarten und Alterstufen zusammensetzt. Hier ist die beste Möglichkeit gegeben, dass sich eine lange und vitale Krone entwickeln kann sowie die Feinastigkeit und Stabilität des Baumes erhöht wird. In diesem Waldbild, was den natürlichen Abläufen eines tannenreichen Urwaldes am ehesten entspricht, ist es für sie am einfachsten, ihre optimale Nische zu finden. Tannenreinbestände und tannenreiche Bestände gehören zu den produktivsten und vorratsreichsten Wäldern in Mitteleuropa. Im allgemeinen stellt diese Bewirtschaftungsweise eine hohe Anforderung an die Fachkenntnisse eines jeden Försters dar, der gewillt ist, die Tanne in seinen Revieren zu erhalten bzw. zu fördern.