
GOOD PRACTICE LEHRBEISPIELE
Wintersemester 2024/25
"Die Vorlesung bot eine Einführung in die Wirtschaftsanthropologie, die sich durch die vergleichende Untersuchung der Art und Weise wie Menschen ihren Lebensunterhalt bestreiten auszeichnet. Ein Fokus lag deshalb auf den kulturellen Prozessen, die Produktion, Zirkulation und Konsum von Dingen beeinflussen; ein weiterer Fokus lag darauf, wie der Kapitalismus diese Prozesse formt und häufig fundamental bedroht. Besondere Aufmerksamkeit galt der Frage, wie wirtschaftliches Handeln in soziale Kontexte eingebettet ist und wie es häufig stärker auf die Gestaltung alltäglicher Beziehungen als auf die Befriedigung materieller Bedürfnisse zielt. Um dieses Thema nicht als verstaubt und irrelevant zu vermitteln, war eine wichtige Methode der Vorlesung, die klassischen ethnographischen Fallstudien des 20. Jahrhunderts stets gemeinsam mit drängenden ökonomischen Prozessen der heutigen Zeit zu präsentieren: keine Tauschsphären bei den Tiv ohne Investmentbanking, kein Substantivismus ohne Wasserprivatisierung, kein Marx ohne Feminismus, keine Mauss’sche Gabe ohne Organtransplantationen. Was zudem didaktisch sehr gut funktioniert hat, war eine fünfminütige Pause noch etwa 45min Vorlesung, in der die Studierenden aufgefordert waren, etwas zu trinken, sich zu bewegen und Notizen zu vervollständigen. Ich konnte eine gesteigerte Aufmerksamkeit in den 45min danach beobachten."


"Über kaum ein Fach gibt es so viele Vorurteile und Halbwissen wie über die Geschlechterforschung. Die Vorlesung vermittelt daher fachliche Grundlagen und lädt zur wissenschaftlich fundierten Auseinandersetzung mit der Entstehung, Theorie und Relevanz des Forschungsfelds ein. Zunächst wurde der historische Kontext beleuchtet: Die Entstehung der Geschlechterforschung ist inter- und transdisziplinär, kritisch und eng mit sozialen Bewegungen wie Feminismus, Queer Studies und postkolonialen Theorien verbunden. Danach ging es um theoretische Fragen, etwa zu Natur/Kultur, Geschlecht als Strukturkategorie und dem historischen Wandel geschlechtlicher Ordnungssysteme. Auch konkrete Anwendungsfelder wie Care-Arbeit, Erwerbsarbeit, Globalisierung und Migration wurden thematisiert. Praxisnähe spielte eine zentrale Rolle: Statt einer Klausur bearbeiteten die Studierenden semesterbegleitende Portfolio-Aufgaben. Dazu gehörten z.B. eine ChatGPT-Diskussion über den Begriff „queer“, Analysen von Kindersendungen oder Beobachtungen im Alltag. Ich habe mich gefreut, dass die Resonanz so positiv war: Die Studierenden schätzten besonders die Möglichkeit, theoretisches Wissen mit eigenen Erfahrungen zu verknüpfen und neue Perspektiven auf Geschlecht im Alltag zu entwickeln."
"Das Seminar setzte sich mit der Arbeit des Anthropologen Philippe Bourgois auseinander, der die Lebensrealitäten marginalisierter Gruppen in New York und San Francisco über Jahrzehnte hinweg dokumentierte. Die Erkenntnisse seiner Ethnographien entwickeln gerade jetzt, im Rahmen der sogenannten „American opioid crisis“ mit über 100.000 Drogentoten im Jahr 2022, eine nachdrückliche Relevanz, da es Bourgois gelingt, Drogenabhängigkeit, Rassismus sowie neoliberale Staatspolitik zusammenzudenken. Ethnologie leistet hier mehr als die präzise und möglichst objektive Beschreibung einer gegebenen Gesellschaft: Bourgois legt dar, auf welche Weise politische Systeme, strukturelle Faktoren und kulturelle Reproduktion die individuellen Schicksale einzelner Bürger*innen formen. Neben diesen inhaltlichen Anliegen widmeten wir uns im Begleitkurs dem Verhältnis von Anthropologie und Ethik: Wie weit darf eine Ethnographie in der Dokumentation verstörenden Leids gehen und welchen ethischen Prinzipien muss anthropologische Repräsentation genügen? Besonders gut funktioniert hat das Seminar in Momenten, in denen ich die übliche Diskussionsrunde bzw. das Abfragen von Textinhalten variiert und aufgebrochen habe. Besonders hervorheben möchte ich eine Foto-Übung, in der Studierende jeweils alleine mit ihrem Smartphone loszogen, um in Göttingen den abstrakten, aber für das Seminar theoretisch zentralen Begriff der strukturellen Gewalt fotographisch festzuhalten. Im Anschluss wurden die Bilder gemeinsam gesichtet und diskutiert. Zudem habe ich eine fantastische Lernkurve bei den Studierenden beobachten können, als ich die lange Hausarbeit durch 2-3 Essays ersetzt und mit einem Schreibworkshop ergänzt habe. Die Essays wurden teilweise während des Semesters abgegeben und stets von mir mit Feedback versehen."


"Im Laufe des Seminars entwickeln die Studierenden ihr eigenes Forschungsprojekt – beginnend bei der Forschungsidee, weiterführend die Planung und Durchführung bis hin zur Verschriftlichung und Reflexion des Forschungsprozesses. In den ersten Seminarsitzungen lernen die Studierenden grundlegende Inhalte zum empirischen Forschen kennen – sei es Literatur- und Theoriearbeit als auch Studiendesigns und methodische Vorgehensweisen – und tauschen sich dabei in Kleingruppen immer wieder über ihre bestehenden Erfahrungen aus. Sukzessive werden sie auf die Entwicklung von Arbeitstitel und Forschungsfrage, das Erstellen eines Zeitplanes für ihr Projekt, die Ausarbeitung von Theorie in Verbindung mit einem wissenschaftlich fundierten methodischen Vorgehen und schlussendlich die Feldphase (Datenerhebung) und anschließende Analyse (Datenauswertung) vorbereitet. Im letzten Teil des Seminars erfolgt die Vorbereitung auf die Verschriftlichung ihres Projektverlaufes – dem Forschungsbericht – der gleichzeitig als Prüfungsleistung fungiert. Begleitet wird das Seminar von Semesterbeginn an durch das interaktive Online-Whiteboard Miro, wodurch die Studierenden sämtliche Seminarunterlagen, Links zur Weiterarbeit und Möglichkeiten zur partizipativen Mitgestaltung des Seminars erhalten. Durch das Forschungsseminar erproben sich die Studierenden im empirischen Forschen, sie lernen verschiedene Forschungsansätze kennen, begegnen dabei aber auch Herausforderungen im Forschungsprozess. Der Austausch mit mir als Dozentin und ihren Kommiliton*innen ermöglicht eine stetige kritische Reflexion des eigenen Vorgehens. Im Hinblick auf ihre weitere studentische, berufliche und vielleicht sogar wissenschaftliche Laufbahn generieren sie dabei wichtige Erfahrungen im empirischen Forschen und erhalten gleichzeitig die Möglichkeit zur Ausarbeitung einer ersten Idee für ihre Abschlussarbeiten." >> Ausführliches Konzept von Anja Bosold (pdf)
"Wenn Erstsemesterstudierende ihre ersten Veranstaltungen an der Universität besuchen, haben manche hohe, andere vielleicht gar keine Erwartungen. Viele haben jedoch gemein, dass sie noch nicht genau wissen, was auf sie zukommt. Gleichzeitig lernen sie häufig gerade eine neue Stadt kennen, manche sind noch auf Wohnungssuche, andere wohnen vielleicht noch im familialen Haushalt – oftmals eine Zeit der (Über)Forderung und vielleicht auch mit der ein oder anderen Krise verbunden. An diesen eigenen Krisenerfahrungen sowie einem Zeitgeist, in dem Krise allgegenwärtig scheint, lassen sich viele Anknüpfungspunkte finden, über Krise und (Un)Gleichheiten aus einer wissenschaftlichen Perspektive zu diskutieren. Zu Beginn des Seminares wurden zunächst Erwartungen abgefragt und Themenwünsche der Studierenden aufgenommen. Dann ging es darum, was unter Krise und Chancen(un)gleichheit verstanden werden kann, wie sich Erziehung und Bildung unterscheiden und inwiefern auch sie mit Krisen bzw. (Un)Gleichheiten zusammenhängen. Nachdem diese wissenschaftliche Brille erarbeitet und aufgesetzt wurde, konnte auf einzelne Krisenphänomene geschaut werden, u. a.: Warum gelingt es nicht lange bestehende und bekannte Bildungsungleichheiten abzubauen? Inwiefern hatte die Coronakrise unterschiedliche Folgen für Kinder und Jugendliche? Welche Krisen erleben Menschen mit Fluchtmigrationserfahrungen wenn sie mit dem deutschen Bildungssystem konfrontiert werden – und inwiefern wird Krisengerede als ideologisches Instrument rechter Agitator*innen? Besonders positiv hervorgehoben wurde von den Studierenden die Wahl verschiedener Medien- und Arbeitsformen: Neben den Seminartexten wurden in den Sitzungen Videos, Textauszüge und Bilder analysiert und diskutiert. Jede Sitzung begann mit einem Rückblick und wechselte dann zwischen Input, Gruppenarbeiten, Textdiskussionen und den weiteren Materialanalysen. Diese Konzeption in Kombination mit einer fehlerfreundlichen, offenen Gesprächskultur hat für ein gelungenes Seminar gesorgt, das auch mir sehr viel Spaß gemacht hat. Und bei all dem Gerede über Krisen und Ungleichheiten konnten wir uns immer wieder daran erinnern: In jeder Krise steckt immer auch die Chance auf einen Wendepunkt."


"Das methodisch orientierte Seminar setzte reflexives Schreiben ins Zentrum und war als „Luxusraum“ gedacht, insofern hier Zeit für die Dinge eingeplant war, für die oftmals an anderer Stelle keine Zeit ist: Zeit für die gemeinsame Reflexion der Bedeutung von Texten in der Wissensproduktion, für die eigene Rolle darin, für die Schwierigkeit Worte zu finden, für die Erkenntnis, dass in der Suche nach den ‚richtigen‘ Worten Gedanken geschärft und Wissen geschaffen wird und Zeit für die ganz profanen Fragen der Schreiborganisation. Die Studierenden waren dabei nicht nur in ihren Fähigkeiten, sondern auch mit ihren persönlichen Geschichten gefordert: eine Leidenschaft für das Tauchen, die Beziehung zum Großvater oder die Wiederentdeckung von Erinnerungen aus der Kindheit waren einige der Schätze, die wir entdeckten. Begleitend zur gemeinsamen Lektüre klassischer und aktueller Literatur zum Thema arbeiteten die Studierenden an kleinen textlichen Werkstücken, die im Laufe des Semesters reifen konnten und die schließlich vom Lernfortschritt zeugen, den die Studierenden in dieser zentralen akademischen Praxis gemacht haben.“ >> Ausführliches Konzept von Dr. Mehmet Kalender (pdf)
"Aus kultur- und sozialanthropologischer Perspektive wird Religion durch Gegenstände, Sinne und Körper gelebt und wahrgenommen. Sinneserfahrungen dienten in diesem Kurs deshalb sowohl als Forschungslinse als auch als Lehrmethode. Der Kurs kombinierte verschiedene Unterrichtsmaterialien, darunter wissenschaftliche Literatur, Blogbeiträge und Filme, die es uns erlaubten, über sensorielle Erfahrungen von Religion zu sprechen. Außerdem bat ich die Studierenden, materielle Dinge und Tonaufnahmen mit in den Unterricht zu bringen. So brachten die Studierenden beispielsweise Gegenstände mit in das Seminar, die es uns ermöglichten, über die Beziehung zwischen den materiellen, taktilen und affektiven Dimensionen religiöser Gegenstände und den von Erinnerungen geprägten emotionalen Dimensionen zu diskutieren. In einer Sitzung zu den klanglichen Dimensionen von Religion brachten die Studierenden Aufnahmen religiöser Klänge mit in die Lehrveranstaltung, um darüber zu diskutieren, wie Klänge auf uns wirken - mit oder ohne vorherige Erfahrungen und Erinnerungen. Einer der Höhepunkte des Kurses stellte ein Unterrichtsgang zu einem Sikh-Gurdwara in Hannover dar. Nach einer intensiven Vorbereitung dieser Exkursion konnten die Studierenden selbst Gespräche mit den Praktizierenden führen und intensive multisensorische Erfahrungen machen, die das Hören ritueller Klänge, das Sehen, wie der Gurdwara eingerichtet ist, die partielle Teilnahme an rituellen Praktiken, und das Riechen und Schmecken der im Gurdwara zubereiteten Speisen einschloss. Die Diskussionen, die wir anschließend im Seminar führten, zeigten die nuancierten Perspektiven auf materielle und verkörperte Religion, Verortung, Migration und Diaspora, die die Studierenden während dieses Unterrichtsgangs gewannen.“


"Das Seminar ist ein einführendes Seminar für unseren neu strukturierten Masterstudiengang Soziologie, in dem die Analyse sozialer Ungleichheit eine gemeinsame Klammer über die verschiedenen Schwerpunktbereiche hinweg bildet. Ziel des wiederkehrenden Seminars ist es einen lebendigen Einblick in verschiedene aktuelle Perspektiven und gegenwärtige Phänomene sozialer Ungleichheit zu geben. Die Konzeption des Seminars ist dabei auch als Ergebnis einer gemeinsamen Diskussion des gesamten Instituts zu sehen. Daher freut es mich besonders, dass das Seminar und damit auch die Neuausrichtung des Studiengangs soviel Anklang gefunden hat! In der Gestaltung der Seminarsitzungen war es mir wichtig, dass ich ein Gleichgewicht zwischen einer klaren Struktur mit gemeinsamen Orientierungspunkten und Freiraum für weiterführende Diskussionen schaffen. Im Konkreten war fast jede Sitzung war etwas anders gestaltet, je nach Thema stand stärker die Textrekonstruktion (bei komplexeren theoretischen Ansätzen), die Anwendung und Übertragung teilweise auch auf externe Materialien oder die freie Diskussion im Zentrum. Für eine der Seminarstunden standen unterschiedliche Themenfelder zur Auswahl, so dass die Studierenden hier die Möglichkeit hatten, nach der Diskussion unterschiedlicher konzeptueller Ansätze im ersten Block mit Einfluss darauf zu nehmen, welche Forschungsfelder wir uns vertiefend anschauen."
"Das Seminar ist als Lernraum für angehende Politiklehrkräfte konzipiert und fokussiert zentrale fachdidaktische Prinzipien, normative Leitbilder politischer Bildung sowie das Ziel politischer Mündigkeit. Die Studierenden reflektieren diese Grundlagen kritisch und übertragen sie auf schulische Kontexte. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf dem Methoden- und Medienmarkt, einem mehrteiligen Format, das auf dem Prinzip eines Markts der Möglichkeiten basiert. Die Studierenden wählen eigenständig eine Methode oder ein Medium politischer Bildung aus – z. B. Rollenspiel, Planspiel, Fish-Bowl, Podcast oder Social Media – und bereiten dieses auf Grundlage definierter Qualitätskriterien auf. An den Marktständen wird die jeweilige Methode oder das Medium politischer Bildung erprobt, gemeinsam fachdidaktisch reflektiert und in Peer-Feedbackprozessen bewertet. Die Veranstaltung ist partizipativ und kooperativ angelegt: Studierende gestalten Planung, Durchführung und Evaluation mit. Fallbeispiele und curriculare Vorgaben dienen als Ausgangspunkt für professionsbezogenes Lernen. Drei Aspekte zeichnen das Seminar besonders aus:
1. Didaktischer Doppelbezug – die Lehrveranstaltung selbst folgt den Prinzipien guter politischer Bildung und reflektiert diese zugleich.
2. Berufsorientierung – Inhalte und Methoden sind konsequent auf den schulischen Alltag und die Rolle der Politiklehrkraft ausgerichtet.
3. Haltung und Beziehung – politische Bildung erfordert eine reflektierte professionelle Haltung. Die Beziehung zwischen Lehrenden und Lernenden bildet hierfür die Grundlage “


"Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sind offene Baustellen. Es wird an vielen Stellen gearbeitet – abgerissen und wiederaufgebaut, Neues geplant und Altes wieder ausprobiert. Welches Gebilde dabei entsteht, kann schwer vorhergesagt werden. Wer zum ersten Male auf diese Baustelle gerät, dem wird das Durcheinander als großes Chaos erscheinen. Und es ist wichtig, dass das Treiben von allen verstanden wird, d.h. wir müssen versuchen, dass allen die Grundstrukturen der Baustelle deutlich werden. Angehende Lehrkräfte, die die Veranstaltung „Nachbereitung des Fachpraktikums Politik/Wirtschaft“ besuchen, stehen vor der Herausforderung, Schüler*innen das Begreifen dieser Grundstrukturen von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu ermöglichen. In der Nachbereitungsveranstaltung zum Praktikum können Studierende mithilfe didaktischer Doppeldecker und aktivierender Übungseinheiten erleben, wie sowohl die Vermittlung fachlicher Inhalte für den Politik- und Wirtschaftsunterricht als auch die Reflexion über die eigene Lehrpraxis in den Mittelpunkt gerückt werden können. Die Veranstaltung legt großen Wert auf Personenorientierung. Individuelle Bedürfnisse, Erfahrungen und Perspektiven werden wertgeschätzt und in den Lernprozess integriert. Zum einen haben die Studierenden die Möglichkeit, aus einem vorgegebenen Pool von Themen diejenigen auszuwählen, die ihren aktuellen, individuellen Lernbedürfnissen entsprechen. Zum anderen werden die erstellten Essays im Nachgang zum Praktikum in der Veranstaltung gemeinsam reflektiert und passgenau in die Lerneinheiten eingebunden. Mit der Veranstaltung soll angehenden Lehrkräften das theoretische wie praktische Handwerkszeug zur Entwirrung der Baustelle an die Hand gegeben werden, so dass Politik- und Wirtschaftsunterricht gelingen kann. Es besteht nicht der Anspruch, festzulegen, welcher Baustil der einzig richtige ist. Eine absolute Wahrheit gibt es nicht. Was aber unverhandelbar ist, ist das Anerkennen unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung als Fundament für das Bauwerk unserer Zeit.“ >> Ausführliches Konzept von Andreas Wüste (pdf)
"„Eine Reise voller Erfolge, Herausforderungen und Erkenntnisse“ – ein Zitat einer Studentin aus ihrem Portfolio zum Sportpraxiskurs „Klettern“. Ähnlich wie diese Studentin, weisen die Teilnehmenden des Kurses grundsätzlich wenig bis keine Vorerfahrungen im Klettern auf. Dementsprechend bedeutet die Einführung in die Sportart Klettern am Seil (Toprope) nicht das bloße (und gleichzeitig sehr wichtige) Erlernen der Kletter- und Sicherungstechniken. Die praktischen Lerninhalte des Kurses bieten darüber hinaus vielfältige und individuelle Erfahrungsmöglichkeiten auf unterschiedlichsten Ebenen an. Themen, die im Verlauf bei den Studierenden erscheinen sind vor allem Vertrauen, Verantwortung, mentale Herausforderung, Konzentration, Leistung, Stress und Angst sowie der Umgang mit all diesem. Dabei bieten regelmäßige Reflexionsrunden die Möglichkeit das Erlebte und Erspürte zu verbalisieren, um bestenfalls eine bedeutsame Lernerfahrung daraus werden zu lassen. So soll der Kurs auch ein angstfreier Raum sein, um frei über seine Angst sprechen zu dürfen. Zusammenfassend ist das Ziel des Kurses vor allem unmittelbar zu vermitteln, welche diversen Lehr- und Lernpotentiale der Klettersport inne hat."


"Die Übung war Bestandteil des bachelorbezogenen Moduls „Einführung in die Politikwissenschaft“ und diente dazu, den Studierenden einen praxisorientierten Einstieg in das Teilgebiet der internationalen Beziehungen zu ermöglichen. Ziel war es, ein vertieftes Verständnis für zentrale globale Herausforderungen zu fördern – Problemlagen, die nationale Grenzen überschreiten und ohne internationale Kooperation nicht zu bewältigen sind. Die Übung ist thematisch in vier bis fünf besonders aktuelle und gesellschaftlich relevante Schwerpunkte gegliedert – darunter Globalisierung und internationaler Handel, Terrorismus, Gewalt gegen Frauen, Klimawandel, Agrar- und Ernährungskrisen, globale Gesundheit sowie Migration. Jeder Themenblock wird über einen Zeitraum von zwei bis drei Wochen behandelt. Die inhaltliche Gestaltung erfolgt durch eine systematische Verknüpfung von theoretischen Debatten, aktuellen empirischen Daten sowie konkreten Alltagsbeispielen. Neben wissenschaftlicher Fachliteratur werden auch journalistische Texte, audiovisuelle Materialien sowie interaktive Formate eingesetzt. Einen besonderen Stellenwert nimmt dabei die World Climate Simulation ein, in der die Teilnehmenden in die Rollen internationaler Verhandlungsdelegierter schlüpfen. Auf diese Weise werden die politischen und institutionellen Herausforderungen globaler Klimapolitik erfahrbar gemacht. Die Übung zeichnet sich durch einen konsequent partizipativen Ansatz aus. Die aktive Einbindung unterschiedlicher Perspektiven fördert die Fähigkeit der Studierenden, eigene Lösungsvorschläge zu erarbeiten, zu testen und kritisch zu hinterfragen. Indem Verantwortung schrittweise an die Lernenden übertragen und Theorie mit Praxis verzahnt wird, gelingt es, abstrakte Konzepte in konkrete, erfahrbare Problemstellungen zu überführen. Die diesen Prinzipien zugrunde liegende didaktische Herangehensweise lässt sich auch auf andere Lehrveranstaltungen übertragen und trägt wesentlich zur Vertiefung von Engagement und Lernerfolg bei."
"Als ich mein Tutorium für die Vorlesung „Einführung in die Internationalen Beziehungen“ im Wintersemester 2024/25 vorbereitet habe, war mir eines von Anfang an wichtig: Ich wollte nicht einfach nur Inhalte wiederholen, sondern tatkräftiges politisches Denken anstoßen. Internationale Politik ist für mich keine abstrakte Theorie, sondern gelebte Realität. Und genau das sollte in jeder Sitzung spürbar werden. Mich hat besonders motiviert, dass ich meine Begeisterung für Weltpolitik, Diplomatie und Ordnungsvorstellungen weitergeben konnte – und dass ich Studierende dazu bringen konnte, komplexe Zusammenhänge nicht nur zu verstehen, sondern aktiv zu hinterfragen. Besonders stolz bin ich darauf, dass viele Teilnehmende das Tutorium nicht nur als hilfreich, sondern als inspirierend empfunden haben – und dass Diskussionen entstanden, die weit über das Skript hinausgingen. Ich habe in jeder Sitzung versucht, aktuelle Entwicklungen, von UN-Resolutionen bis zu geopolitischen Krisen, mit den theoretischen Grundlagen zu verbinden. Wenn man für ein Thema brennt, springt der Funke über und genau das war mein Ziel. Dass mein Tutorium nun als eines der herausragenden Lehrveranstaltungen aus dem Wintersemester 2024/25 an der Sozialwissenschaftlichen Fakultät ausgezeichnet wird, bedeutet mir sehr viel. Es ist für mich Bestätigung und Ansporn zugleich. Denn gute Lehre lebt nicht nur von Struktur und Wissen, sondern vor allem von Haltung, Begeisterung und dem Vertrauen in die intellektuelle Neugier junger Menschen." >> Ausführliches Konzept von Anh Do (pdf)

Außerdem gratuliert die Sozialwissenschaftliche Fakultät den folgenden Lehrenden, die schon in den vergangenen Semestern durch good practice Lehrbeispiele auffielen, und die auch im Wintersemester 2024/25 beispielhafte Lehre (mit dem gleichen Titel) abhielten:
- Maximilian Blaeser (Wintersemester 2022/23)
- Dr. Michael Kraus (Wintersemester 2021/22)
- Sonja Lewin (Wintersemester 2022/23)
- Prof. Dr. Sarah Nies (Wintersemester 2023/24)
- Dr. Felix Prehm (Sommersemester 2024)
- Kathrin Randl (Sommersemester 2022 und Wintersemester 2023/24)
- David Walli (Sommersemester 2022 und Wintersemester 2022/23)
