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Schon im Altertum besaßen Eichen bei den verschiedenen Völkern in ihrem Verbreitungsgebiet eine große Symbolkraft und auch eine ähnliche Symbolik. Das kam sicher daher, dass ein Eichenwald, in seiner damaligen Funktion als Nährwald, alles für die Existenz der Menschen Nötige bereithielt – Nahrung für Mensch und Tier sowie Feuer- und Bauholz. Dass sie zum Zeichen der Ewigkeit wurde verdankt die Eiche wohl der Tatsache, dass ein Eichenleben etwa 30 Menschengenerationen umfasste (4). Häufig wurde sie mit blitztragenden Göttern oder Götterfürsten in Verbindung gebracht (17).
Bei den alten Griechen galt die Eiche als Baum des Zeus. In der antiken Stadt Dodona in Epirus befand sich das Eichenorakel, wo drei weißgekleidete Frauen aus dem Rauschen der Blätter der heiligen Eichen die Stimme des Göttervaters vernahmen (13). Die ebenfalls der griechischen Mythologie entstammenden Waldnymphen haben ihren Namen, Dryaden, von dem griechischen Wort drys für Eiche. Zeus entspricht in der römischen Götterwelt Jupiter. Er ist ebenfalls Göttervater und Blitzgottheit. Auch sein Baum ist die Eiche. Zusammen mit der Palme galten Eichen im alten Rom als Sinnbild des „goldenen Zeitalters“ (4).
Bei den Kelten war die Eiche ebenfalls der Baum des Himmelsherrschers und Wettergottes Taranis. Durch den römischen Geschichtsschreiber Plinius d. Ä. (23/24 - 79 n.Chr.) ist überliefert worden, dass die Kelten ohne Eichenlaub gar keine kultischen Handlungen vollzogen (17). Die sakrale Bedeutung der Eichen für die Kelten ist auch daran zu erkennen, dass das keltische Wort Druide, für Priester, von duir, was Eiche bedeutet, abgeleitet ist. Auch die Wörter Türe und Tor haben ihren Ursprung im keltischen duir (4). Wer widerrechtlich einen Eichhain fällte, der war dem Tode geweiht (13).
Die Iren ordneten die Eiche mit Dagda ebenfalls einem Wettergott zu (17) und den Slawen war sie dem Perun oder Perkun geweiht, dessen Name vom indoeuropäischen Wort für Eiche herrührt (13).
In der nordischen Mythologie ist die Eiche dem Donner- und Kriegsgott Thor geweiht. Bei den Germanenstämmen Mitteleuropas wurde er Donar genannt. Der Legende nach fährt dieser mit einem Ziegenkarren über den Himmel, wodurch der Donner entsteht und schickt Blitze zur Erde. Nach ihm ist der Donnerstag benannt, der im Schwedischen entsprechend torsdag heißt (13). Die Eiche vereinte beide Geschlechteraspekte in sich. Den männlichen in der Symbolik von Kraft, Ruhm und Stolz im Donnergott und den weiblichen in der indogermanische Urmutter Ana, die Mensch und Tier mit ihren Eicheln nährt (17). Der Legende nach wurde der erste Mensch aus einer Eiche geboren. Die Germanen verehrten ihre Götter im Wald, der ursprünglich 90 Prozent ihres Siedlungsgebietes bedeckte. Es gab heilige Eichenhaine, in denen den Göttern geopfert wurde. Diese Haine durften von Unbefugten nicht betreten werden. Auch das Fällen von Bäumen, das Abknicken von Zweigen, sowie das Töten von Tieren war streng verboten. Bei Zuwiderhaltung musste mit der Todesstrafe gerechnet werden. An die Bäume dieser Haine hing der siegreiche Krieger seine Schlachttrophäen und wurde von den Priestern mit Eichenlaub bekränzt (4).
Im Jahre 719 beauftragte Papst Gregor Bonifatius, der später als der „Apostel der Deutschen“ bekannt wurde, mit der Christianisierung der heidnischen Germanenstämme. 723 ließ dieser das wahrscheinlich bedeutendste Baumheiligtum, die Donareiche beim hessischen Geismar, fällen. In den folgenden Jahren wurden im ganzen Land zahlreiche weitere Baumheiligtümer zerstört. Vom weiteren Schicksal des Bonifatius gibt es verschiedene Versionen. Am wahrscheinlichsten ist, dass er im Jahre 764 bei dem Versuch auch die Friesen zu bekehren erschlagen wurde (5). Trotz des neuen Glaubens brachte die Landbevölkerung den Bäumen noch weiterhin Ehrfurcht entgegen. Ein Regensburger Mönch schrieb noch im 11. Jahrhundert: „Es gibt Bauern, die es für einen Frevel halten, in einem Wald Bäume zu fällen, unter denen einst die Heidenpriester geweissagt haben.“ (5). Nach der Christianisierung diente die Eiche der katholischen Kirche als Allegorie (rational fassbare Darstellung eines abstrakten Begriffes) für Jesus Christus und die Jungfrau Maria (4).
Im Laufe der Zeit haben sich regional unterschiedliche Bräuche rund um die Eiche entwickelt. So wurde zum Beispiel in Westfalen zur Wintersonnenwende, bzw. nach der Christianisierung zu Weihnachten, ein Eichenklotz verbrannt um das Haus vor Feuer zu bewahren und für die Fruchtbarkeit der Felder. In Schleswig hing man ein Stück Rinde einer vom Blitz getroffenen Eiche auf, um Bienenvölker daran zu hindern abzuwandern, denn der Honig war in früherer Zeit ein wichtiges Wirtschaftsgut. Aus Mittelfranken ist der Brauch überliefert, drei Eichenpfähle in den Garten zu schlagen. Soweit der Schall zu hören war, so glaubte man, seien Hühner und Gänse vor dem Fuchs sicher (4).
Den Malern des Barock (1600 - 1730) war die Eiche ein Symbol des Lebens (4). Im 18. Jahrhundert wurde sie zum typisch deutschen Wappenbaum gemacht und gilt seither als Symbol für deutsche Freiheitsliebe, Stolz, Kraft und Stärke. Nicht unwesentlichen Anteil daran hatte der Dichter Friedrich Gottlieb Klopstock (1724 - 1803) (5). Er war es, der in seinen Gedichten diese Eigenschaften auf die Deutschen übertrug. Auch hat er seine Gedichte noch im nachhinein mit Eichesymbolik angereichert. Wo vorher von Lorbeerschatten und ganz normalen Hainen die Rede ist, finden sich später Eichenschatten und Eichenhaine (11 und 13).
Für die Romantiker (Epoche um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert) war die Eiche ein Symbol der Hoffnung. Ein bedeutender Dichter dieser Zeit, Joseph Victor von Scheffel (1826 - 1886) titulierte die Eiche als: „Der Deutschen urheiligster Baum“ (4). Noch heute zieren Eichenblätter die deutschen Centmünzen.
Als Sinnbild für Siegesmut und Heldentum tritt die Eiche zum erstenmal 1813 im Eisernen Kreuz auf (13). Die militärische Verwendung der Eichensymbolik hat sich gehalten. Vom Major an aufwärts tragen Offiziere der Bundeswehr noch heute Eichenlaub im Dienstgradabzeichen. Die sich im Laufe der Zeit entwickelte Symbolik griffen in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts die Nationalsozialisten auf, da sie gut zu ihrer eigenen Ideologie passte. So trug der Adler im Parteiemblem der NSDAP einen Eichenkranz in seinen Fängen. Dies wurde später sogar zum Hoheitszeichen des Dritten Reiches (13). Den Vergleich des Deutschen mit der Eiche und die Übertragung positiver Attribute auf ihn findet sich auch in dem, aus der gleichen Zeit stammenden Niedersachsenlied von Hermann Grote. Hier heißt es in der ersten und der letzten Strophe: “Fest wie unsere Eichen halten alle Zeit wir stand, wenn Stürme brausen übers Deutsche Vaterland.“ Und im Refrain werden die Niedersachsen als „sturmfest und erdverwachsen“ bezeichnet.