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Magister iuris Maria Filipiak

Vita


  • Seit 04/2012 Mitglied von Association of Young Legal Historians
  • 10/2010-09/2013 Stipendiatin des Graduiertenkollegs "Expertenkulturen des 12. bis 16. Jahrhunderts" der Georg-August-Universität Göttingen
  • 2008-2010 Studium der Ostwissenschaften an der Historischen Fakultät (Adam Mickiewicz Universität in Posen, Polen)
  • 2006-2010 Studium an der Fakultät der Rechts- und Verwaltungswissenschaften (Adam Mickiewicz Universität in Posen, Polen)
  • Geboren 1987 in Warschau (Polen)



Dissertationsprojekt



Rechtstransfer durch Praktikerliteratur am Beispiel des polnischen Juristen Bartlomiej Groicki (um 1534-1604)


    Das Anliegen des Dissertationsprojekts mit dem Titel „Rechtstransfer durch Praktikerliteratur am Beispiel des polnischen Juristen Bartłomiej Groicki (um 1534-1604)“ ist es, die besondere Rolle Groickis für die polnische Rechtspflege darzustellen. In sechs umfangreichen Werken fasste er die in der Praxis angewandten Elemente des sächsisch-magdeburgischen Rechts in eine konsistente Ordnung zusammen, indem er diese mit Elementen des gelehrten römisch-kanonischen Rechts, Krakauer Gewohnheitsrecht und eigenen Gedanken zum Zustand der Justiz und zur Anwendung einzelner Rechtsinstitute ergänzt hat. Neben einer praktischen Beschäftigung mit dem in Polen geltenden Recht, unterzog es Groicki einer kritischen, rechtsdogmatikorientierten Analyse auf einer Grundlage von selbständiger Lektüre von Corpus Iuris Civilis. Die diesem Krakauer Jurist geschaffenen Rechtstexte wurden als Rechtsquelle in den polnischen Gebieten benutzt. In der Untersuchung wird der Versuch unternommen werden, die Rolle Groickis bei der Entwicklung folgender Prozesse und bei der Interpretation folgender Begriffen darzustellen: Rezeption, Rechtstransfer und Rechtsvielfalt.

    Obwohl die Bedeutung Groickis in der polnischen und deutschen Rechtsgeschichte unbestritten ist, ist über sein Leben bislang nur wenig bekannt. Dabei ist die Person Groickis von besonderem Interesse für die Rechtsgeschichte, weil er einerseits als europäischer Jurist in der Tradition des gelehrten Rechts und des Geistes des Humanismus stand und andererseits als polnischer Rechtspraktiker fremdes Rechtsgut (das deutsche Recht einerseits und gelehrtes Recht andererseits) an die polnischen Bedingungen angepasst hat und er damit als Mittler zwischen mehreren Rechtskulturen, Rechtssprachen und zwischen Theorie und Praxis auftrat.

    Anhand einer Analyse von Primärquellen (aus dem Staatsarchiv Krakau) und der Biografien anderer Krakauer Juristen (wie Cervus oder Cerassinus), mit denen er in Kontakt stand, wird zudem das Umfeld von Groicki in Krakau analysiert. Ein Teil des Forschungsvorhabens wird sich daher mit Krakau als Zentrum der polnischen Lehre, Rechtspraxis und Rechtspflege beschäftigen. Da Krakau eine Königsstadt war, gab es dort außergewöhnlich günstige Bedingungen für Gelehrte. An der Krakauer Akademie studierten zur Zeit der Reformation (also zur Zeit Groickis) über 3000 Studenten und lehrten berühmte Experten verschiedener Nationen. Außer der Akademie, war der Königliche Hof ein Platz, an dem sich die Rechtskultur entwickeln konnte – dort waren zwei Gerichte tätig, nämlich das Gericht des deutschen Rechts (in dem Groicki als Schreiber arbeitete) und das Gericht der Sechs Städte. Da in Krakau die Rechtsgelehrten der Akademie, die Rechtspraktiker der städtischen Gerichtsbarkeit und des Appellationsgerichts aufeinandertrafen, war Krakau im 16. Jahrhundert nicht nur Zentrum der Rechts in Polen, sondern auch ein Ort, wo sich die Kulturen der Stadt, des Hofs, der Kirche (mehrere Krakauer Juristen kamen aus dem Klerus) und der Universität vermischten.