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Biotische Schäden



Rosskastanien-Miniermotte


Im Sommer sind die bräunlichen Flecken auf den Kastanienblättern besonders auffällig. Sie werden verursacht durch einen kleinen Falter. Die Rosskastanien-Miniermotte Cameraria ohridella gehört zur Familie der Gracillariidae, den Blatt- und Minier-Tütenmotten (Freise 2001). Diese kleinen Falter haben schmale und gefranste Flügel mit langen Antennen und einen gut ausgebildeten Saugrüssel (Freise 2001). Die Rosskastanien-Miniermotte ist nur 5 mm groß und ihre 3,5 mm langen Flügel sind rötlich oder braunocker gefärbt mit schwarz-weißen nach außen verlaufenden Zeichen (Freise 2001)(vgl. Abb. 12).


Rosskastanien-Miniermotten


Abb. 12: Rosskastanien-Miniermotten


Das Ursprungsgebiet der Rosskastanien-Miniermotte ist unbekannt. Seit den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts breitet sie sich sehr schnell in Europa aus (Freise 2001). Durch einen sehr starken Befall können sich die Blätter vollständig verbräunen, es kann sogar zum vorzeitigen Blattfall im Juni oder Juli kommen. Freise (2001) beschreibt die Entwicklung der Rosskastanien-Miniermotte folgendermaßen: Sie legt ihre Eier auf die Rosskastanienblätter und die Eiraupe bohrt sich in die obere Blattepidermis. Dort entwickelt sich die Larve bis zur Imago (ausgewachsener Falter), indem sie Blattzellen frisst und so die Miniergänge produziert (vgl. Abb.13 und 14).


Larve in Miniergang


Abb. 13: Larve in Miniergang


Nach drei bis vier Wochen verpuppt sich die Larve nach verschiedenen Larvenstadien und hält dann 14 bis 21 Tage Puppenruhe bis das adulte Tier schlüpft. Manche der Puppen überwintern in einer sechs Monate andauernden Diapause, damit sie im nächsten Frühjahr schlüpfen können.


Befallenes Blatt
Gefingertes Blatt


Abb. 14: Von Rosskastanien-Miniermotten befallenes Blatt und gesundes Blatt (unten)



Blattbräune der Rosskastanie


Auf den ersten Blick ähnelt die Blattbräune der Rosskastanie dem Schaden durch die Rosskastanien-Miniermotte. Jedoch verursacht der Pilz Guignardia aesculi die Krankheit der Blattbräune. Auf den infizierten Blättern bilden sich unregelmäßige, mehrere Zentimeter große, rötlich braune Flecken (Nekrosen) mit hellgelben Rand (Butin u. Zycha 1973). Diese einzelnen Nekrosen entwickeln sich vom Blattrand in Richtung Mittelrippe. Ist ein Blatt sehr stark befallen, welkt es, rollt sich zusammen und fällt vorzeitig zu Boden. Die Krankheit der Blattbräune wird auch „Blattrollkrankheit“ genannt (Butin u. Zycha 1973). Auf den kranken Blättern sind kleine schwarze Punkte zu sehen, die mit Konidien (Sporen) angefüllt sind. Es werden zwei Konidienformen unterschieden. Die erste Form ist Phyllostictina sphaeropsoidea, welche für eine „weitere Verbreitung“ sorgt. Die zweite, zum Ende der Vegetationsperiode auftretende Form, ist Asteromella aesculicola. Beide Konidienformen sind nur mit Hilfe des Mikrosokops zu unterscheiden (Lohrer 2009). Die Sporen fallen mit den Blättern zu Boden und überwintern dort. Im Frühjahr bildet sich der Fruchtkörper des Pilzes, welcher wiederum mit seinen Ascosporen die jungen Kastanienblätter ansteckt. Als vorbeugende Maßnahme sollte das Laub im Herbst entfernt werden, da die erneute Ansteckung von den am Boden liegenden Blättern ausgeht (Butin u. Zycha 1973).



Rotpustelkrankheit


Ist der Baum an der Rotpustelkrankheit, dem Pilz Nectria cinnabarina erkrankt, erkennt man auf dem Holzkörper kleine, rote Pusteln und bräunliche Verfärbungen des Holzes (Bärtels 2008). Dieser Pilz nutzt insbesondere Wunden und Bereiche mit totem Pflanzengewebe, um von dort aus in die Pflanze einzudringen (Böhmer u. Wohanka 1999). Die Rosskastanie, aber auch andere Gattungen wie beispielsweise Ahorn (Acer), Esche (Fraxinus) und Linde (Tilia), werden von dem Pilz geschädigt. Gegen den Befall wirkt die Behandlung mit Wundverschlussmitteln und einem Rückschnitt befallener Stellen (Bärtels 2008).



Weitere Schädlinge


Einige andere biotische Schädlinge sind der Hallimasch Armillaria mellea und der Schwefel- und Schuppige Porling Polyporus sulphureus und Polyporus sqaumosus. Diese Pilze schädigen meist das Holz der Rosskastanie, der Hallimasch kommt auch an der Wurzel vor (Siewniak u. Kusche 1988).
Spinn- und Gallmilben Tetranychus urticae und Oxypleurites carinatus befallen die Blätter der Rosskastanie. Mehrere Schildlausarten können Wurzeln, Äste und Triebe besiedeln und somit zu Rindennekrosen und Triebschäden führen. Feld- und Waldmaikäfer Melolontha melolontha und Melolontha hippocastani schädigen die Wurzeln, sodass es bis zur Entblätterung kommen kann. Sogar Ameisen der Gattung Camponotus sp., die sogenannten Rossameisen, sind für Wurzel und Holz gefährlich (Siewniak u. Kusche 1988).



Abiotische Schäden


Abiotische Schäden der Bäume sind nach Siewniak u. Kusche (1988) oft standorts-, beziehungsweise umweltabhängig. Die Rosskastanie ist ein beliebter Stadtbaum und damit auch besonders der Luftverunreinigung und bodenbedingten Schadfaktoren ausgesetzt. Die Bodeneigenschaften sind wichtig für die Versorgung mit Wasser, Nährstoffen und Sauerstoff. Siewniak u. Kusche (1988) beschreiben, dass nach einer Baumpflanzung Mängelerscheinungen auftreten könnten. Durch die Streubeseitigung gibt es keine Nährstoffrückführung durch die Blätter.
Aber auch durch das vom Bodenbelag am Abfließen gehemmte Wasser im Traufbereich sowie Schwankungen des Grundwasserspiegels können die Wasserversorgung des Baumes beeinträchtigen. Dürre-Symptome sind das Welken der Blätter, Kümmern und vorzeitiger Blattfall in den oberen Kronenpartien. Zur „physiologischen Dürre“ tragen laut Siewniak u. Kusche (1988) auch Streusalze bei, die durch zu hohe Na- und Cl-Ionen-Konzentrationen im Boden die Pflanzen an der Wasseraufnahme hindern können. Bernatzky (1994) zählt die Rosskastanie zu den salzunverträglichen Baumarten. Amann (2006) gibt an, dass die Rosskastanie unter Frühfrost leidet. Innerstädtisch und an Straßen kann auch ein falscher Beschnitt zur Verkehrssicherung die Rosskastanie schädigen. Kronen, die falsch beschnitten oder durch Windbruch vorgeschädigt sind, können den Befall durch Parasiten begünstigen und beschleunigen. Durch Autounfälle beschädigte Borken sind ebenfalls mögliche Eintrittsöffnungen für Krankheitserreger (vgl. Abb. 15).


Verwundeter Stamm


Abb. 15: Vermutlich durch einen Autounfall verwundeter Rosskastanienstamm