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Schäden und Krankheiten

Die Weißtanne ist in ihrem lang andauernden Leben vom Sämling bis zum Erreichen ihres Höchstalters verschiedenen Einflüssen ausgesetzt. Sie kann durch pflanzliche und tierische Schädlinge sowie durch abiotische Schäden in ihrem Wuchsverhalten beeinflusst werden. Je nach Stärke der Einflüsse kann es zu einer Schwächung bis hin zum Absterben des Baumes kommen.
Unter den Forstleuten wird die Tanne auch als „Mimose des Waldes“ bezeichnet, da sie eine hohe Anfälligkeit gegenüber biotischen und abiotischen Einflüssen aufweist. Diese verringerte Beständigkeit gegenüber solchen Schadfaktoren wird auf die nacheiszeitliche Rückwanderungsgeschichte der Tanne zurückgeführt. Auf dem Wege der Wanderung fand eine Verringerung und Trennung der Populationen statt. Dies hatte zur Folge, dass die genetische Vielfalt durch Inzucht und nicht mehr möglichen Genaustausch unter verschiedenen Populationen eingeengt wurde. Hieraus resultiert die heutige verringerte ökologische Anpassungsfähigkeit, die jedoch für das Überleben von langlebigen Bäumen von größter Bedeutung ist.


Pflanzliche Schädlinge

Zu den gravierendesten pilzlichen Pathogenen gehört Armillaria melllea, die an der Tannenwurzel die sogenannten „Weißfäule“ hervorruft. Der Pilz hat eine weite Verbreitung und tritt hauptsächlich bei geschwächten Bäumen auf. Des weiteren Phellimus hartigii, der „Tannen- Feuerschwamm“, der über äußere Wunden oder Aststümpfe in den Stamm eindringt und „Weißfäule“ hervorruft, die zu Stamm- und Kronenbrüchen führen kann. Als letzter wichtiger pilzlicher Schädling sei hier Melampsorella caryophyllaceraum genannt, Auslöser des „Tannenkrebses“. Der Pilz befällt Bäume mittleren und höheren Alters, wobei er in der Stamm- und Astrinde parasitiert und hier die Krebsbildung induziert. Aus dieser Induktion heraus entstehen knollige Anschwellungen, die im schlimmsten Fall umfassende Deformationen hervorrufen können. Es entsteht die sogenannte „Rädertanne“.
Die in Wirtschaftswäldern gefürchtete Kernfäule, die durch eine Pilzinfektion ausgelöst wird, tritt bei der Tanne im Gegensatz zur Fichte nur selten auf. Dieses ist zurückzuführen auf den sehr häufig auftretenden Nasskern der Tanne, der durch Sauerstoffentzug das Pilzwachstum verhindert. Man kann zwei Arten des Nasskerns unterscheiden. Zum einen gibt es den „normalen Nasskern“ und zum anderen den „pathologischen Nasskern“. Der „normale Nasskern“ entsteht bei toten Ästen im Kronenbereich und breitet sich von der Krone abwärts im Kernholz des Stammes aus. Beim „pathologischen Nasskern“, der durch Wurzelverletzung entsteht, findet keine vertikale Verbreitung statt. Dieser Nasskern verbleibt im unteren Stammabschnitt und ist unregelmäßig, oft aber bis ins Splintholz ausgebildet. Die sehr reiche Bakterienflora sorgt dort für einen unangenehmen säuerlichen Geruch. Der hier genannte „pathologische Nasskern“ wird mitverantwortlich gemacht für die, bei der Tanne auftretende, Komplexkrankheit des „Tannensterbens“.


Tierische Schädlinge

Bei den „Weißtannen-Käfern“ handelt es sich i.d.R. um Sekundärschädlinge, die in geschwächten und absterbenden Bäumen günstige Entwicklungsbedingungen vorfinden und letztlich nur diese befallen. Bei manchen Käfern kann es auch zu Kalamitäten kommen. Bei diesen Massenvermehrungen können auch vitale Bäume befallen werden. Der Krummzähnige Weißtannenborkenkäfer Pityokteines curvidens verursacht die größten Schäden bei der Tanne. Er ist eine rindenbewohnende Art und befällt bevorzugt die astfreien Stammpartien, wobei er nur selten in Stämmen mit weniger als 16 cm Durchmesser vorkommt. Das typische Fraßbild zeigt sich auf der Innenseite der Rinde in Form eines liegenden H. Weitere Schädlinge der Tanne sind der mittlere Tannenborkenkäfer Pityokteines vorontzovi und der kleine Tannenborkenkäfer Cryphalus piceae. Unter für die Käfer günstigen Bedingungen kann es vorkommen, dass alle drei Arten in verschiedenen Bereichen an ein und demselben Baum anzutreffen sind. Die beiden letztgenannten Arten findet man vor allem im Kronenbereich, wo sie die dünnen Äste und Zweige befallen. Der kleine Tannenborkenkäfer Cryphalus piceae neigt wie der Kupferstecher bei der Fichte dazu, bei Massenvermehrung auch Schäden im Dickungs- und Stangenholz zu verursachen.
Weitere Schädlinge sind die beiden, aus dem Kaukasus eingeschleppten Tannentrieblausarten Dreyfusia nordmanniana und Dreyfusia merkeri. Sie verursachen Schäden durch Saugen am Kambium und an den Nadeln. Die betroffenen Nadelpartien vergilben und krümmen sich nach unten, was letztendlich zum Absterben des Triebes führt.

Die größte Gefährdung für die Tanne ist das heimische Wild in unseren Wäldern. Vor allem das Rotwild Cervus elaphus und das Rehwild Capreolus capreolus verursachen Fege-, Schlag- und Verbissschäden. Durch den rasanten Anstieg der Wildpopulationen kam es verstärkt zu dieser Art von Schäden (PRIEN, 1997). Bei beiden der genannten Wildarten erfreut sich die Tanne einer großen Beliebtheit als Futterpflanze. Die Bevorzugung gegenüber anderen Baumarten führt man auf die, für das Wild als sehr schmackhaft geltenden, Nadelinhaltstoffe zurück. Durch den Wildverbiss (s. Abb. 18) übt die umliegenden Vegetation einen erhöhten Konkurrenzdruck (s. Abb. 19) auf die Tanne aus. Dadurch wird sie in ihrem Höhenwachstum stark eingeschränkt. Diese beiden Faktoren haben zur Folge, dass die Tanne für längere Zeit im Einflussbereich des Wildes steht. Eine längere und andauernde Beeinträchtigung der Pflanze würde letztendlich zum Totalausfall führen und somit den Fortbestand der Tanne gefährden.



VerbissschadenKonkurrenz



Abb. 18 und 19: Verbissschäden an Jungpflanzen und Konkurrenz mit umliegender Vegetation (Fotos: KIRCHHOFF A.)




Abiotische Schäden

Eine große Gefährdung geht von den durch Menschen verursachten Immissionen aus den Verbrennungsrückständen fossiler Energieträger aus. Gegenüber den entstandenen Endprodukten, die in die Atmosphäre freigesetzt werden, ist die Tanne die empfindlichste einheimische Baumart. Speziell bei einer Belastung mit SO2 stellt sie einen sensiblen Bioindikator dar, da schon bei geringen Mengen eine Schädigung festzustellen ist. Die Symptome einer Immissionsbelastung äußern sich durch die rotbraune Verfärbung der jüngsten Nadeln im oberen Bereich des Baumes.
In diesem Zusammenhang sei das „Tannensterben“ zu nennen. Hier handelt es sich um eine Komplexkrankheit dessen Auslöser bis dato ungeklärt ist. Man geht jedoch davon aus, dass zahlreiche Stressfaktoren wie z. B. Immission, Triebläuse, Hallimasch und Klimaextreme als auslösende Ursache in Frage kommen. Diese Krankheit tritt seit ca. 200 Jahren periodisch auf und befällt vorwiegend ältere Weißtannen. Folgende Symptome können an einem erkrankten Baum festgestellt werden: Eine von unten nach oben verlaufende Kronenverlichtung, Bildung eines Storchennestes, erhöhter Anteil an Feinwurzelverlusten und die Bildung eines von Bakterien besiedelten pathologischen Nasskerns.