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Nutzung in der Vergangenheit

Die Hauptverwendung des Lindenholzes liegt seit langer Zeit in der Schnitzerei und Bildhauerei (www.wald-in-not.de). Im Mittelalter kam Lindenholz zu dem Namen lignum sanctum, oder sacrum, heiliges Holz, da viele Heiligen- und Marien-Figuren aus ihm geschnitzt wurden (VESCOLI 1991).

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Moses-Figur, St. Jacobi,
Osterode am Harz (Foto: Björn Lotze)


Es war Hauptnutzungsholz zum Schnitzen von Tellern, Besteck, Schüsseln und anderen Haushaltsartikeln (www.wikipedia.org 2.).
Berühmte Bildhauer fertigten Heiligenstatuen, Krippen und Altäre, die aufgrund des Eiweißgehaltes des Holzes oft vom Holzwurm befallen wurden.
Eine Besonderheit der Linde ist die große Menge Bastfasern in der Baumrinde (LAUDERT 2003), also Phloemfasern, die besonders zäh und biegsam sind (HAGENEDER 2000). Der Bast ist sekundär gebildete Rinde. Dieser kann nach einer besonderen Behandlung in Form von Baststreifen aus der Rinde gelöst werden. Zur Gewinnung wurde Mitte Mai die Linde geschält und 10 cm breite Streifen der weichen Rindeninnenseite zusammengebunden, getrocknet und getrennt. Seiler stellten aus ihnen Seile, Bogensehnen, Bienenkörbe (LAUDERT 2003), Säcke, Körbe und andere Flecht- und Seilerwaren her (www.wald-in-not.de).
Mit dem Sesshaftwerden der Menschen konnte das weiche Holz der Linden leicht gefällt und zum Hausbau sowie für Bögen verwendet werden. Die Pfahlbauern fertigten aus Lindenbast ihre Kleidung, daher auch die althochdeutsche Bedeutung des Wortes Bast für Haut, Rocksaum und Naht. Die Germanen flochten aus dem Bast in mehreren Schichten Kriegschilde.
Die antiken Griechen konnten Papier aus Lindenbast herstellen und nutzten es zerrissen zur Weissagung (LAUDERT 2003). Auch die Angelsachsen benutzten den Bast ebenfalls vielseitig. Sie kannten sogar zwei Wörter, das eine war Linde, das andere, „bæst“, stand für junge Linden im Lindenniederwald. Dort wurden die Lindenstöcke in 14- bis 15-jährigen Perioden nach einem Rotationsprinzip beschnitten, so dass der Bast geerntet werden konnte (HAGENEDER 2000).
In Finnland wurden die Steuern im Mittelalter teilweise in Form von Lindenbast-Abgaben gezahlt (EISENHUT 1957).
Die carbo tiliae, die Lindenholzkohle, wurde zur Schießpulvererzeugung und, wie auch der Lindenblütentee, als Heilmittel genutzt (LAUDERT 2003).
Vom Nutzungsrecht an Wildbienen, der so genannte Zeidelweide, profitierte man schon in frühen Zeiten. Wegen der hohen Nektarproduktion war die Linde wohl der bedeutendste Beutebaum. An Linden mangelte es zu der Zeit meist nicht in den Wäldern. Bis Ende des 17. Jhd. war Honig der einzig erschwingliche Süßstoff.
Das Bienenwachs für Kerzen, Siegel und Schreibtafeln, war ebenfalls Jahrhunderte nicht zu ersetzen, bis 1824 Stearin erfunden wurde. Die abgabenfreie Imkerei (Hauszucht) verdrängte die Zeidlerei. Durch die Reformation sank der Kerzen- bzw. Wachsverbrauch der Kirchen. Rohrzucker ließ sich mit der Zeit günstiger produzieren, so dass der Stellenwert der Wachs- und Honigproduktion sank und somit auch die Bedeutung der Linden (LAUDERT 2003).