Medizinische Bedeutung

Die Rinde der Silberweide enthält einen pharmazeutischen Rohstoff, dessen Wirkung bereits den Menschen aus der Frühzeit bekannt war. Man erhält ihn aus getrockneter Rinde zwei- bis dreijähriger Äste. Der älteste Beleg dafür könnte eine Abbildung auf einer Tontafel aus dem Jahre 700 v. Chr. sein. Bei dieser Naturdroge 'Salicis cortex' gibt es eine Reihe positiver Effekte auf unterschiedliche Leiden. So kann sie in geeigneter Form geschluckt werden, um etwa Fieberleiden zu mindern, oder als Salbe aufgetragen werden, um z.B. Blutungen zu stillen. Bereits die Römer und später kundige Personen im Mittelalter haben ihre Erfahrungen mit der heilenden Wirkung der Weidenrinde niedergeschrieben. Seit dem letzten Drittel des vergangenen Jahrhunderts gibt es auch einen Eintrag im Deutschen Arzneibuch (Lagoni, 1999). Der Heileffekt im Körper wird durch Gerbstoffe und Salizylsäure bewirkt. In der Rinde selbst befinden sich allerdings nur die Gerbstoffe und das Glykosid Salizin. Letzteres wird dann durch physiologische Prozesse im menschlichen Organismus zu Zucker und Salizylsäure. Diese bildet das Fundament des bekannten Arzneimittels Aspirin (Schiechtl, 1992). Die synthetisch hergestellte Salizylsäure führte jedoch häufig zu schädlichen Nebenwirkungen insbesondere im Magen- und Darmtrakt. Ein großer Triumph war daher die Synthese einer besser verträglichen Verbindung aus Essigsäure und Salizylsäure des deutschen Chemikers Felix Hoffmann im Jahre 1897. Lange Zeit dominierten Präparate mit künstlich hergestellter Salizylsäure diejenigen aus natürlicher. Erst Engpässe an Schmerzmitteln infolge des 2. Weltkrieges, sowie die bisher nicht gelösten Probleme der Nebenwirkungen, steigerten die Nachfrage nach klassischen Weidenrindenextrakten, die bis in die heutige Zeit anhält (Lagoni, 1999).