Kriegerische Nachhaltigkeit? Eine Wissensgeschichte militärischer Mensch-Umwelt-Interaktionen, 1670-1780

Spätestens seit dem Bekanntwerden der schwerwiegenden Umweltfolgen des im Vietnamkrieg eingesetzten Entlaubungsmittels "Agent Orange" und den Bildern von brennenden Ölquellen im zweiten Golfkrieg erscheinen Umweltzerstörung und Umweltschutz als eigenständige Themenbereiche moderner militärstrategischer Überlegungen. Eine konsequente Historisierung der Wechselbeziehungen von militärischem Handeln und der menschlichen Umwelt ist jedoch bislang ein Desiderat zwischen den Subdisziplinen der Militär- und der Umweltgeschichte geblieben. Dabei liegen gerade in der Frühen Neuzeit, besonders im 17. und 18. Jahrhundert, wichtige Entwicklungen sowohl in Wahrnehmung und Umgang mit der naturalen Umwelt als auch in Militärtheorie und der Praxis der Kriegsführung.
Das Ziel des Projektes ist, für die Vormoderne nach den Wechselwirkungen von militärischem Handeln und der naturalen Umwelt zu fragen. Hierzu wird in einem Zeitraum von 1650 bis 1750 zusammen mit ausgewählten Fallstudien zur Praxis der Kriegsführung dieses Zeitraums der militärtheoretische Diskurs jener Zeit untersucht, um die spezifischen Wissensbestände und Wahrnehmungsweisen zum Umgang mit Natur und Umwelt herauszuarbeiten. In einer Analyse entlang zentraler Umweltmedien wie Wasser, Wald oder Boden sowie dem Umgang mit ihnen in Kriegszeiten werden verschiedene, in einem Spannungsfeld von ziviler und militärischer Ressourcennutzung angesiedelte Konflikte und Aushandlungsprozesse in ihrer Komplexität sichtbar gemacht und in ihren Argumentationsweisen und Auswirkungen auf die konkrete Kriegspraxis untersucht.