Militärische Gewaltkulturen - Illegitime militärische Gewalt von der Frühen Neuzeit bis zum Zweiten Weltkrieg


Die Forschergruppe „Militärischen Gewaltkulturen" hat den Anspruch, ein wichtiges Desiderat sowohl der Militärgeschichtsschreibung als auch der Gewaltforschung zu schließen: Durch die Einführung des Konzepts der „militärischen Gewaltkulturen" soll eine Möglichkeit geschaffen werden, das durch zahlreiche Einzelfallstudien dokumentierte, teilweise sehr unterschiedliche Gewalthandeln regulärer Streitkräfte systematisch zu beschreiben und zu erklären. „Militärische Gewaltkulturen" werden definiert als die von den Angehörigen eines kollektiven militärischen Gewaltakteurs eines Staates oder staatsähnlichen Gebildes ausgehenden Gewaltpraktiken und der zugehörigen Deutungszuweisungen und Diskurse.
Die Forschergruppe untersucht, auf welche Weise und in welchem Ausmaß sich von der Frühen Neuzeit bis hin zur Zeitgeschichte spezifische militärische Gewaltkulturen in den regulären Armeen der europäischen Großmächte ausbildeten. Im Rahmen der Teilprojekte wird versucht, die – wie alle kulturellen Phänomene – fortwährender Veränderung unterworfenen militärischen Gewaltkulturen in synchronen und diachronen Studien zu identifizieren, deren Bestimmungsfaktoren herauszuarbeiten und ihre Bedeutung und ihren Erklärungswert für das militärische Gewalthandeln der jeweiligen regulären Gewaltakteure einzuordnen. Im Mittelpunkt des Forschungsinteresses steht dabei zeitgenössisch als illegitim aufgefasste physische Gewalt sowohl in Kriegs- als auch in Friedenszeiten, weshalb wiederholt die Frage nach den sich wandelnden Maßstäben der Legitimität und Illegitimität von Gewalt und Bedingungen für den Wandel gestellt werden wird. Beteiligt sind die HU, die FU, das ZZ sowie die Universitäten Göttingen und Bochum. Zudem kooperiert die Forschergruppe mit dem ZMSBw in Potsdam. Sprecher ist Prof. Sönke Neitzel.

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Teilprojekt 2: Gewaltpraktiken und Gewaltdiskurse im Siebenjährigen Krieg (1756–1763)
Teilprojektleiter: Marian Füssel
Doktorand/in: Otto Ermakov