Methodenentwicklung zur nicht-invasiven DNA-Gewinnung für die Provenienzforschung

Die DNA dient als Speicher unserer genetischen Informationen und kann im Rahmen genetischer Untersuchungen dabei helfen, Informationen über die untersuchten Individuen zu erhalten. So können unter anderem das biologische Geschlecht oder Hinweise auf das äußere Erscheinungsbild einer Person, wie beispielsweise die Augen- oder Haarfarbe, ermittelt werden. Da die DNA je zur Hälfte von den biologischen Eltern an ihre Nachkommen weitergegeben wird, erlaubt die Untersuchung bestimmter genetischer Marker auch die Rekonstruktion von Verwandtschaftsverhältnissen, sogar über mehrere Generationen hinweg. Weiterhin sind bestimmte genetische Marker in bestimmten Bevölkerungsgruppen häufiger oder gar ausschließlich anzutreffen, wodurch Rückschlüsse auf die biogeographische Herkunft einer Person gezogen werden können.

Die DNA, die in jeder Zelle des Körpers und somit auch in den Knochenzellen vorhanden ist, kann in skelettierten menschlichen Überresten für hunderte Jahre erhalten bleiben. Genetische Untersuchungen bieten daher für die Provenienzforschung neben geschichtswissenschaftlicher und ethnographischer Forschung eine herausragende Ergänzung. Wenn die Herkunft menschlicher Überreste, wie beispielsweise Schädel in universitären oder musealen Sammlungen, ungeklärt ist, kann eine genetische Untersuchung Hinweise zur Herkunft liefern. Ebenso können konkrete Verdachtsfälle durch einen Abgleich der DNA der Überreste mit der DNA heutiger Nachkommen bestätigt oder widerlegt werden.

Allerdings sind Forschende zum Teil damit konfrontiert, dass die Überreste der Ahnen in manchen Glaubensrichtungen und Kulturen als heilig angesehen werden, sodass eine herkömmliche Untersuchung, die die Zerstörung eines kleinen Teils der Überreste erfordern würde, nicht durchgeführt werden soll.

In dem vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderten Projekt „Methodenentwicklung zur nicht-invasiven DNA-Gewinnung aus menschlichen Schädeln für die Provenienzforschung“ untersuchen wir die Möglichkeit, DNA-Proben von menschlichen Schädeln zu isolieren, ohne diese dafür beschädigen zu müssen. Damit sollen die Möglichkeiten der genetischen Untersuchung zur Bestimmung der biogeographischen Herkunft und der Rekonstruktion von Verwandtschaft mit dem Wunsch heutiger Nachkommen über die Unversehrtheit der Überreste ihrer Ahnen vereint werden.