Summer School „Bildlichkeit und Bildgewalt in Spätantike und Frühislam

Bericht über die Summer School „Bildlichkeit und Bildgewalt in Spätantike und Frühislam“ vom 20.-26.7.2025 in Göttingen von Iris Habersack.

Die Freude über die Nachricht, dass ich zur Summer School zugelassen worden sei, war groß. Der darin angekündigte Reader zur Vorbereitung (ich meine mich zu erinnern, dass in der Ausschreibung von 200 Seiten die Rede war) ließ aber auf sich warten und kam erst knapp drei Wochen vor Kursbeginn, umfasste über 1500 Seiten und löste Stress aus. Wie sollte ich das alles mitten in der heißen Phase der Modulabschlussprüfungen lesen, geschweige denn gründlich vorbereiten?

Voller Erwartung auf die übrigen Teilnehmenden begab ich mich am Sonntagnachmittag zum Gänseliesl, dem Wahrzeichen Göttingens, und traf dort auf freundliche, aufgeschlossene Gesichter. Während des Stadtrundgangs und bei einer Schorle am Alten Rathaus lernte ich die ersten Mitstudierenden kennen. Sie kamen aus Österreich und der Schweiz, aus Bonn, Berlin, Tübingen und Göttingen. Auch die Fächer waren bunt gemischt: Archäologie, Kunstgeschichte, Politik, Islamwissenschaft, moderne Indienstudien, Literaturwissenschaft. Nach dem hervorragend in das Thema einführenden Eröffnungsvortrag ging es zum Begrüßungsdinner beim Italiener. Jetzt saß ich zwischen zwei Studentinnen aus Tunesien und den sie begleitenden Dozentinnen. Sofort ergab sich ein angeregtes Gespräch.

Die Arbeitstage waren thematisch klar gegliedert, die Vorträge hatten eine sinnvolle Abfolge. Darüber staunte ich, denn die ReferentInnen von nah und fern - durchweg ausgewiesene ExpertInnen ihres Fachs - sind in ihrer Terminplanung sicher nicht super flexibel. Da die Teilnehmenden aus unterschiedlichen Studienfächern kamen, waren die Dozierenden gezwungen, ihre Vorträge allgemeinverständlich zu gestalten. Wenn etwas unklar war, wurde ungezwungen nachgefragt. Die unterschiedlichen Studienfächer boten zugleich die Möglichkeit, in Pausengesprächen sich gegenseitig zu befragen bzw. selber Auskunft zu geben.

Die Summer School bot eine außergewöhnliche und fruchtbare Gelegenheit, die Bildlichkeit der Spätantike aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten. Immer wieder entstanden Querverbindungen. Insbesondere die Tageszusammenfassungen halfen bei der Verknüpfung der Beiträge.
Inspirierend waren die praktischen Anteile der Tagung:
– illustrierte arabische Handschriften im Original in Gotha zu betrachten,
– arabische Münzen in den eigenen Händen zu halten und zu bestimmen,
– mit einem Imam zu reden, der bereitwillig über den Umgang mit Bildern, aber auch über andere Fragen zur muslimischen Glaubenspraxis Auskunft gab,
– Einblick in aktuelle Forschungsarbeit samt der offenen Fragen zu nehmen.

Insgesamt wurde deutlich, dass vieles wesentlich weniger gesichert und eindeutig ist, als es in den Standardwerken dargestellt wird. So kann beispielsweise nicht pauschal von einem „Bilderverbot“ im Islam gesprochen werden, dazu ist der Islam viel zu plural und divers. Auch die Rede vom Ikonoklasmus überzeugt nun nicht mehr, eher ist „Bildmodifikation“ angemessen.
Die Bereitschaft aller Teilnehmenden, Lehrender wie Studierender, gemeinsam Neues zu entdecken und miteinander zu lernen, zeichnete diese Arbeitswoche aus. Die Gruppe funktionierte ausgesprochen gut. Das Arbeitsklima war gekennzeichnet durch aufmerksames aufeinander Hören, anregende Beiträge, spannende Fragen, disziplinierte Pünktlichkeit, Konzentration und guter Laune.
Zum Gelingen trug auch der angenehme Rahmen bei: ein großzügiger Raum (eine Verdunklungs-möglichkeit zum besseren Projizieren der Bilder wäre wünschenswert gewesen) und liebevolle Pausenverpflegung mit Tee/Kaffee/Kaltgetränken und Obst/Keksen/Knabberkram. Die auswärtigen Studierenden lobten darüber hinaus die gute Unterbringung im Hotel und die Betreuung bei Mobilität und sonstigen auftretenden Fragen.

Die einhellige Meinung im Abschlussgespräch war: „Gerne wieder!“