Der Neue Pauly

Quelle: B.B. u. J.D.-G. Gandaritis. Der Neue Pauly. Stuttgart 2000, S. 776.


Gandaritis. Landschaft am Kābul. Nach Herodot (3,91) bildeten im altpers. Reich die Gandarioi zusammen mit den Stämmen der Sattagyadai, Aparytai und Dadikai die siebte Satrapie, die im westentlichen das vom Kophen durchflossene Alpengebiet Kabulistans zw. Paropanisos (Hindukusch) und dem oberen Indus und das genannte Gebirge selbst umfaßte.
Trotz schwieriger Pässe längs des Kophen dienten die Wege durch die G. spätestens seit dem 4. Jt. v. Chr. als Handelsstraßen aus dem Industal nach Westen und Norden, sowie als Einfallsweg zahlreicher Eroberer, der indoarischen »Inder«, der Achämeniden, der Makeonen unter Alexander d. Gr., der Saken, Parther, Araber, Türken, Afghanen und Mongolen. Von hier aus entstand ein mächtiges griech.-ind. Reich, dessen einflußreichster König ➡ Menandros war (um 100 v. Chr.).
Unter den ➡ Graeco-Baktriern und den Kuschanen (→ Kushan) war die G. eine blühende buddhistische Kulturlandschaft, in der sich gräko-röm. und nomadische Kunst mit ind. Inhalten und Trad. zur Gandhara-Kunst verband (2.-3. Jh. n. Chr.). Ihr Formenbestand beeinflußte bestimmte Kunststile Nordindiens und spielte eine wichtige Rolle in der Ausbreitung des Buddhismus nach Zentralasien und China.

1 Auboyer,J. Afghanistan und seine Kunst, 1968.
2 Rosenfeld, J.M. The Art of the Kushans, 1967.

B.B. u. J.D.-G.