Holzeigenschaften und Holznutzung


Das Holz der Edelkastanie


Die Farbe und die Struktur (Textur) des Edelkastanienholzes ähnelt dem Holz der Eiche. Castanea sativa ist ein Kernholzbaum, d. h. die Baumart bildet einen regelmäßigen Farbkern aus (Grosser 1998). Das Kernholz ist nach Lohmann (2015) der zentral gelegene Holzteil im Baumstamm. Die dunklere Färbung bei einem Farbkern entsteht durch die Einlagerung von Farbstoffen (Kernstoffen) (Lohmann 2015). Bei Kernholzbäumen ist das äußere Splintholz heller und weicher als das Kernholz (Stinglwagner et al. 2005). Bei der Edelkastanie ist das Splintholz schmal und grauweiß gefärbt (Wagenführ 2007). Das frische Kernholz weist eine gelblichbraune oder hellbraune Färbung auf, die bis dunkelbraun nachdunkelt (Grosser 1998). In Abbildung 17 ist links der natürliche und rechts daneben der Farbton von lackiertem Edelkastanienholz erkennbar.


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Abbildung 17: Holz von Castanea sativa (links unbehandelt, rechts lackiert)
(Foto: proHolz Austria)



Die Edelkastanie ist eine ringporige Laubbaumart (Grosser 1998). Diese Ringporigkeit wird im Sprossaufbau in den Abbildungen 18 und 19 deutlich. Dabei handelt es sich um lichtmikroskopische Aufnahmen, die einen Querschnitt durch einen Trieb der Edelkastanie zeigen.


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Abbildung 18: Querschnitt durch einen Trieb der Edelkastanie
(25-fache Vergrößerung) (A: Periderm, B: Rindenparenchym, C: Sklerenchym, D: Bast (Siebteil/Phloem), E: Frühholz mit ringförmig angeordneten Poren (Ringporigkeit), F: Spätholz und Jahrringgrenze, G: Holzteil (Xylem),
H: Markparenchym) (Abbildung: G. Stettner nach Stinglwagner et al. 2005; Kück und Wolff 2014)



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Abbildung 19: Querschnitt durch einen Trieb der Edelkastanie
(100-fache Vergrößerung) (A: Periderm, B: Rindenparenchym, C: Sklerenchym, D: Bast (Siebteil/Phloem), E: Frühholz mit ringförmig angeordneten Poren (Ringporigkeit), F: Spätholz und Jahrringgrenze, G: Holzteil (Xylem))
(Abbildung: G. Stettner nach Stinglwagner et al. 2005; Kück und Wolff 2014)



Ringporige Baumarten wie die Edelkastanie bilden im Frühholz große Poren aus, die einen mehrreihigen Ring ergeben (siehe Abbildungen 18 und 19). Das Frühholz wird zu Beginn der Vegetationsperiode (Wachstumsperiode) entwickelt. Die Poren (Gefäße) transportieren Wasser und Nährsalze im Baum (Stinglwagner et al. 2005). Gegen Ende der Vegetationsperiode wird das Spätholz angelegt (Lohmann 2015). Die Edelkastanie bildet nach Grosser (1998) im Spätholz nur sehr feine Poren aus (Abbildungen 18 und 19). Das Frühholz und das Spätholz bilden zusammen einen Jahrring (Stinglwagner et al. 2005). Die ringporige Edelkastanie weist mit den großen Frühholzporen und den feinen Spätholzporen ausgeprägte Jahrringgrenzen auf (Abbildungen 18 und 19) (Grosser 1998).

Die Edelkastanie besitzt ein relativ hartes und dichtes Holz. Es ist mittelschwer bis schwer und hat gute Festigkeits- und Elastizitätseigenschaften (Grosser 1998). Außerdem ist das Holz gerbstoffreich und widerstandsfähig gegen Feuchtigkeit (Stinglwagner et al. 2005). Nach Grosser (1998) zeigt sich besonders das Kernholz als sehr witterungsbeständig. Unter Wasser gehört das Edelkastanienholz zu den dauerhaftesten einheimischen Holzarten (Grosser 1998). Nach Wagenführ (2007) ist das Kernholz auch recht pilz- und insektenfest.

Das Holz der Edelkastanie ist manuell und maschinell gut zu bearbeiten. Auch die Oberfläche des Holzes lässt sich gut mit Farben, Lasuren und Lacken behandeln (Grosser 1998). Ein Holzfehler, der bei Castanea sativa auftritt, ist die Ringschäle (Wagenführ 2007). Im lebenden Baumstamm entsteht die Ringschäle durch Risse im Stamm, die sich entlang des Verlaufes eines Jahrringes ausbilden (Lohmann 2015). Die Enden der Risse schließen sich in vielen Fällen zu einem Ring zusammen (Stinglwagner et al. 2005). Die Ringschäle führt bei der Edelkastanie häufig zu einer Entwertung des Holzes (Hein et al. 2013).


Nutzung des Holzes der Edelkastanie


Das Holz der Edelkastanie ist vielseitig verwendbar. Aufgrund der hohen Dauerhaftigkeit und Witterungsbeständigkeit wird das Holz gerne als Stangen- und Pfahlholz genutzt (Grosser 1998). Die im Holz enthaltenen konservierenden Stoffe ermöglichen eine Haltbarkeit von mehr als 20 Jahren (Lang 2007). Das Edelkastanienholz findet u.a. eine Verwendung als Telegrafenstangen, Hopfenstangen, Weidenpfähle, Zaunpfähle und vor allem als Weinbergpfähle. Auch im Garten- und Landschaftsbau kommt das Holz zum Einsatz. In den Alpen wird das dauerhafte Holz im Lawinenverbau verwendet (Grosser 1998). Das beständige Edelkastanienholz kann auch für die Herstellung von Spielgeräten auf Spielplatzanlagen genutzt werden, um den Einsatz von Imprägniermitteln zu vermeiden (Grosser 1998). In Abbildung 20 ist ein Spielgerät aus Edelkastanienholz auf einem Spielplatz zu sehen.


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Abbildung 20: Spielgerät aus Edelkastanienholz auf einem Spielplatz
(Foto: D. Hölling / WSL)



Die Edelkastanie eignet sich zur Produktion von Eisenbahnschwellen und für den Wasserbau. Früher wurde das dauerhafte Holz auch im Schiffsbau eingesetzt (Grosser 1998).
Das Edelkastanienholz findet Verwendung für Deckenbalken, Bodenlagen, Rahmen, Türen, Fenster, Wandvertäfelungen, Treppen oder Parkett (Grosser 1998; Wagenführ 2007). Außerdem wird das Holz der Edelkastanie im Möbelbau z.B. in massiver Form oder als Furnierholz für großflächige Möbelfronten genutzt (Grosser 1998). Durch die ausgeprägte Wetterfestigkeit eignet sich das Holz auch für Gartenmöbel (Lang 2007). Eine weitere Verwendung des Edelkastanienholzes ist die Anfertigung von Fassdauben (Wagenführ 2007). Besonders in Italien wird das Holz für Weinfässer und Ölgefäße genutzt (Grosser 1998). Das dekorative Holz lässt sich gut bearbeiten und kann als Ausgangsmaterial für Drechsler- und Schnitzarbeiten dienen (Grosser 1998). Früher wurden aus dem Holz der Edelkastanie auch Gerbstoffe gewonnen (Lohmann 2015).