Magie im Islam: Zwischen Glaube und Wissenschaft (11. bis 13. Juli 2012)

Magie ist der Versuch, den natürlichen Lauf der Dinge durch Anrufung einer übernatürlichen Macht zu beeinflussen. Der Begriff „Magie“ bezieht sich dabei auf geheime Kräfte, welche Geistern und Dämonen, aber auch dem bösen Blick oder gewissen Handlungen wie Beschwörungen, Zauberpraktiken, der Anwendung von Amuletten und Talismanen sowie Praktiken der Zukunftsprognostik innewohnen. Häufig wird die Magie der Wissenschaft und der Religion entgegengestellt, obwohl die Grenzen dieser drei Bereiche fließend sind.

Im Islam stellt sich die Magie als ein phantasiereiches und sehr vielschichtiges synkretistisches Gefüge dar, in welchem sich die o.g. grundsätzlichen Charakteristika sämtlich wiederfinden. Zudem ist die Magie im Islam ein Bereich, in welchem sich altorientalische, jüdische und christliche und genuin islamische Elemente kreativ vermengten, und dessen Praktiken sich im islamischen Volksglauben bis in die Gegenwart erhalten haben. Das „blaue Auge“ zum Schutz vor dem bösen Blick beispielsweise ist in vielen Teilen der islamischen Welt ein nahezu alltäglicher Gegenstand. Gleichermaßen weit verbreitet ist der Gebrauch von Räuchermitteln zum Schutz vor Dämonen. Zahlreiche magische Handlungen im Islam, insbesondere der Schrift- und der Wortzauber, sind dabei, wie im jüdischen und christlichen Volksglauben auch, in einem mystisch-religiösen Kontext zu verstehen.

Unter diesen Prämissen setzt sich der Workshop zum Ziel, Inhalte, Erscheinungsformen und Praktiken der im Islam als „magisch“ gewerteten Handlungen zu hinterfragen und ihre geistesgeschichtlichen Kontexte im Spiegel von Religion und Wissenschaft volkskundlich, philologisch und naturwissenschaftlich zu analysieren.

Der Workshop wurde von Prof. Dr. Ingrid Hehmeyer, (Fellow 2011/12) und Prof. Dr. Sebastian Günther (Seminar für Arabistik/Islamwissenschaften, Göttingen und Assoziierter des Lichtenberg-Kollegs 2011/12) initiiert.