Trockenstress bei Bäumen, Ursachen - Strategien - Praxis

Von ANDREAS ROLOFF und weiteren Beiträgen von ANNE DERßLER, BRITT KNIESEL, DORIS KRABEL, LUI MING, ULRICH PIETZARKA und LAURITZS SCHRADER

288 S. 198 Abb. 25 Tab. Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim 2021, 29,95€, ISBN 978-3-494-01858-4.

Ein einsetzender Klimawandel, von vielen Fachleuten schon seit Jahren vorhergesagt, ist da. Die Jahre 2018 bis 2020 haben allen gezeigt, dass wir bereits im Klimawandel angekommen sind. Die Auswirkungen wie eine seit langen zu beobachtende Frühjahrstrockenheit, regional nachlassende Niederschlagsmengen, extreme Hitze und langanhaltende Dürremonate in den Sommern bedeuten für viele Bäume eine enorme Stresssituation. Viele Baumarten zeigen daher, nicht nur, aber vor allem im urbanen Bereich, starke Trockenschäden bis hin zu teilweisen oder kompletten Absterbeprozessen.
Der Herausgeber ANDREAS ROLOFF ist DDG Mitglied und dort für das Fachreferat Parks, Gärten und städtisches Grün zuständig. Er ist Direktor des Instituts für Forstbotanik und Forstzoologie sowie des Forstbotanischen Gartens Tharandt der TU Dresden. Zusammen mit sechs weiteren Wissenschaftler*innen seines Institutes hat er den derzeitigen Stand über Trockenstress bei Bäumen in diesem Buch zusammengefasst.
Das Buch ist in die vier Hauptkapitel Einzelbaum und Trockenstress-Phänomene, Messungen und Konzepte, Handlungsempfehlungen und Fazit gegliedert wobei jedes Kapitel sich aus verschieden Beiträgen zusammensetzt. Nach jedem Beitrag folgt ein Resümee sowie die dazugehörigen Literaturangaben.
Im ersten Kapitel geht es um Trockenstress und wichtige Einflussfaktoren, Anpassungsstrategien bei Bäumen, Unterschiede zwischen Wald, Stadt und Garten-Parkbäumen und um Schadsymtome in Verbindung mit Trockenstress. In den einzelnen Beiträgen werden grundlegende Trockenstressbegriffe wie z.B. der Umgang mit Stress, Trockenstressanpassung, Trockenstresstoleranz sowie der Einfluss des Baumalters, der Herkunft usw. usw. erklärt und anhand von Beispielen erläutert. Es wird sehr schnell klar, das Trockenstress bei genauer Betrachtung viel vielfältiger in seinen Ursachen und Auswirkungen ist, als man allgemein vermutet. Es wird deutlich, Trockenstress kann viele Ursachen und hunderte Ursachenkombinationen haben, sodass man im Einzelfall immer genau hinsehen muss, um festzustellen um was für eine Ursachenkombination es sich wirklich handelt. Hinzu kommen dann noch die Kombinationen mit Pathogenen Ursachen wie Ozon, Schwächeparasiten und Pilzen.
Die Autoren machen deutlich, dass z.B. Auswirkungen von Trockenstress wie Blattfall sowohl positiv, als Schutz vor weiterer Verdunstung aber auch negativ, da ein irreparabler Blattschaden eingetreten ist, gesehen werden kann. Trockenstress ist auch eine Frage des Zeitpunktes. Das Frühjahr ist sehr schlecht. Herbst Winter nicht ganz so tragisch. Und natürlich auch eine Frage des Standortes also Wald, Parkanlage oder Stadt.
Im dem Kapitel Messungen und Konzepte geht es im Wesentlichen um die verschiedenen Typen der Holzanatomie und ihren Einfluss auf den Wassertransport und Speicherung. Aber auch um holzanatomische Anpassungen an den Trockenstress, um die Rückverfolgung von Schadereignissen, die Genetik und um die Beziehung zwischen Baumphysiologie und Trockenstress.
Das dritte Kapitel befasst sich mit praktischen Handlungsempfehlungen für die Baumartenauswahl, Pflanzung und Pflege, wobei eine Vielzahl an unterschiedlich zu berücksichtigenden Faktoren wie z.B. Herbstpflanzung, Naturverjüngung, Substrate, Bewässerung, Mykorrhiza, Pflanzentransport usw. zur Sprache kommen. Es wird auf Baumartenlisten wie die GALK-Liste verwiesen und die aktualisierte KLAM-Liste (Klima-Arten-Matrix 2.0) vorgestellt. In ihr werden 230 Baumarten in 15 verschiedenen Kategorien im Hinblick auf ihre Trockentoleranz und Winterhärte, also auf ihre zukünftige Klimatauglichkeit und Anbauwürdigkeit bewertet. Dem folgen 33 einseitige Baumportraits von Acer buergerianum bis Ulmus pumila. Es sind gewissermaßen die Favoriten unter den Zukunfts- oder Klimabäumen.
Es folgt das Fazit vom Herausgeber ANDREAS ROLOFF, in dem er nochmals darauf hinweist, dass es aufgrund der vielfältigen Einflussfaktoren nicht den Trockenstress und nicht die trockenstresstolerante Baumart gibt. Roloff empfiehlt daher generell geeignete Baumarten, und die möglichst bunt zu Pflanzen da dann sicherlich zumindest einige Arten mit den jeweiligen Standortbedingungen zurechtkommen werden. Auch mit der Konsequenz, dass wir uns dann von unseren geliebten uniformen Alleen verabschieden müssen.
Da niemand das genaue Klimaverhalten der Zukunft kennt, gibt das empfehlenswerte Buch auch keine allgemeingültigen Antworten auf die Frage welchen Baum man denn für die Zukunft pflanzen kann/muss. Es gibt aber, aus der Sicht des heutigen Erkenntnisstandes, praktische Handlungsempfehlungen. Es richtet sich an alle Städteplaner, Architekten, Dendrologen, Landschaftsplaner, Forstleute, Baumschüler und vor allem auch an alle im öffentlichen Bereich mit der Grünplanung/Baumpflanzung befassten Behörden.

VOLKER MENG Hann. Münden-Hemeln