Forum for Economic Policy
Wettbewerbsfähigkeit: China und Mexiko im Vergleich
Chinas Exportindustrie ist in den letzten beiden Dekaden stark gewachsen, nicht nur im Vergleich zur Exportindustrie von Industrieländern, sondern auch im Vergleich zur Exportindustrie lateinamerikanischer Volkswirtschaften. Diese Aussage betrifft ausschließlich Exporte des verarbeitenden Bereichs, denn China tritt nicht als Exporteur von landwirtschaftlichen Produkten und Nahrungsmitteln auf dem Weltmarkt in Erscheinung. Im Jahr 2005 betrugen Chinas Industriegüterexporte 762,95 Mrd. US-$. Am wichtigsten waren elektrische und elektronische Geräte mit 172,31 Mrd. US-$, Maschinen mit 149,69 Mrd. US-$, Bekleidungsartikel mit 65,90 Mrd. US-$, optische Geräte mit 25,48 Mrd. US, Möbel mit 22,36 Mrd. US-$, gefolgt von Spielwaren, Schuhen, Eisen und Stahl mit jeweils ca. 19 Mrd. US-$. Im Vergleich dazu betrugen Mexikos Industriegüterexporte im Jahr 2005 ca. 214,21 Mrd. US-$, angeführt von elektrischen und elektronischen Geräten in einem Wert von 52,10 Mrd. US-$, gefolgt von Fahrzeugen mit 32,10 Mrd. US-$, Erdölprodukten mit 31,89 Mrd. US-$ und Maschinen mit 28, 98 Mrd. US-$. Neben Mexiko konkurriert nur noch Brasilien mit China im Bereich der verarbeiteten Güter. Alle anderen lateinamerikanischen Volkswirtschaften sind bedeutende Exporteure von land- und forstwirtschaftlichen Produkten, Fischereierzeugnissen und im Bergbau gewonnenen Rohstoffen wie Kupfer, Zinn, Erdöl und besitzen somit eine weniger entwickelte Industriegüterexportindustrie.
Solche Rohstoffländer sind daher von Chinas Erstarken im Industriegütersektor und Chinas Wirtschaftswachstum nicht negativ, sondern im Gegenteil eher positiv betroffen. Sie können realistischerweise Chinas Nachfrage nach Rohstoffen und Nahrungsmitteln befriedigen helfen. Die chinesische Exportausrichtung und -struktur ist dagegen – neben Brasilien – insbesondere für Mexiko ungünstig, das zwar einen recht starken verarbeitenden Bereich besitzt, aber aufgrund des chinesischen Exportbooms im Bereich der Industriegüter um seine Position auf dem Weltmarkt zu kämpfen hat.
Zur Veranschaulichung: Das Wachstum der chinesischen Exporte übertraf – in Abhängigkeit vom betrachteten Sektor – das Wachstum der Weltexporte und auch das der mexikanischen Exporte im Jahr 2005 im groben Durchschnitt um ca. 10 bis 20 Prozentpunkte. Diese Entwicklung gibt Anlass zu fragen, worauf diese Dynamik Chinas beruht. Ist sie auf niedrigere chinesische Lohnstückkosten, auf chinesisches Wechselkursmanagement, insgesamt niedrigere chinesische Stückpreise (bedingt durch niedrigere Umweltstandards, staatliche Intervention etc.) oder insgesamt auf eine geringere chinesische Produktqualität zurückzuführen?
Zur Klärung dieser Fragen wurde eine kleine Studie angefertigt*, die ein paar Sektoren (Textilien, Bekleidung, Möbel, Eisen und Stahl, Metalle und verarbeitete Metallprodukte, nicht-elektrische und elektrische Maschinen, Industriechemikalien) hinsichtlich chinesischer und mexikanischer Exporterfolge auf Absatzmärkten wie USA, Großbritannien, Deutschland, Spanien, Japan und Korea betrachtet. Die Ergebnisse werden anhand eines erweiterten Ricardianisches Modell abgeleitet. Alle Variablen gehen in das Regressionsmodell in relativen Größen (China im Zähler; Mexiko im Nenner) ein. Gemäß der Analyse wirkt Chinas relativ unterbewertete Währung positiv auf alle chinesischen Industriegütersektoren. Die Lohnstückkostenrelation ist nur für die Sektoren Textilien und Möbel von Bedeutung und damit ein Vorteil für China. Relativ niedrigere chinesische Preise (im Vergleich zu Mexiko) wirken in der Regel positiv für China. Manchmal spielen sie allerdings auch keine Rolle (elektrische und nicht-elektrische Maschinen). Bei Bekleidung und verarbeiteten Metallprodukten signalisiert nach unserer Interpretation ein niedrigerer Preis eine geringere Qualität und umgekehrt.
Insgesamt zeigt die Analyse, dass Mexikos Chancen im Welthandel (auch auf dem US-Markt) durchweg unter Chinas unterbewerteter Währung leiden. Die Lohnstückkostenrelation und die Stückpreisrelation schränken Mexikos Wettbewerbsfähigkeit in vielen Bereichen ein. Im Metall- und Textilbereich böten sich für Mexiko aber Chancen durch den Export qualitativ höher stehender Produkte.
Determinanten des relativen (China/Mexiko) Exporterfolgs und ihre Wirkung (aus Chinas Sicht)

Ein Anstieg des Wechselkurses bedeutet eine Abwertung der chinesischen Währung . Wir geben den Einfluss nur als Trend an (Schätzung mit der SUR-Technik). * signifikant; - - - nicht im Endmodell, da nicht signifikant.
Quelle: Daten von http://www. worldbank.org/trade und World Development Indicators 2006; eigene Berechnungen.