MINDESTLÖHNE:
01/08/2014:
Gaaanz sanfter Einstieg der Fleischbranche in den Mindestlohn
Die Fleischbranche hat es geschafft, auf dem unvermeidlichen Weg in den allgemeinen Mindestlohn noch ein paar Einsparungen rauszuholen. Anfang Mai hatte das Parlament den Weg für den Mindestlohn in der Fleischbranche freigemacht (siehe 08.05.2014). Nach Aufnahme ins Entsendegesetz und Allgemeingültigkeitserklärung ist heute ist die erste Stufe der Vereinbarung in Kraft getreten.
Für etwa 100.000 Beschäftigte wird der Branchenmindestlohn in allen Bundesländern ab heute zunächst 7,75 Euro betragen. Am 1. Dezember 2014 erhöht er sich auf 8,00 Euro. Zum 1. Oktober 2015 steigt der Mindestlohn dann auf 8,60 Euro. Erst zu diesem Zeitpunkt also liegen die Beträge oberhalb des geplanten flächendeckenden Mindestlohns von 8,50 Euro, der ja bereits ab Januar 2015 gelten soll. Der dem Branchenmindestlohn zugrunde liegende Tarifvertrag hat eine Laufzeit bis 31.12.2017.
Ursprünglich sollte der Mindeststundenlohn von 7,75 Euro in der Fleischindustrie bereits zum 1. Juli 2014 verpflichtend sein. Seine Einführung hatte sich jedoch verzögert, da die entsprechende Rechtsverordnung nicht rechtzeitig vom Arbeitsministerium erlassen worden ist.
Trotz der Mindestlohnvereinbarung zeigte sich der Vorsitzende des Caritasrates für Oldenburg, Peter Vossen, skeptisch. Gegenüber NWZ online bezeichnete er die Einführung des Mindestlohns zwar als "substanziellen Fortschritt". Es werde aber darauf ankommen, den "Sumpf krimineller Subunternehmer in der Arbeitnehmer-Überlassung" auszutrocknen. Ziel müsse es bleiben, Werkverträge weitgehend einzuschränken und die Stammbelegschaften in den Betrieben wieder zu stärken.
Trotz des Mindestlohns können deutsche Schlachtbetriebe weiterhin die europäische Konkurrenz unterbieten. In Frankreich etwa zahlen Schlachtbetriebe ihren Angestellten mehr als neu Euro pro Stunde, in Belgien sind es mehr als zwölf Euro. Höhere Löhne werden auch in Dänemark und den Niederlanden gezahlt. So werden wohl auch weiterhin Schweine und Rinder aus halb Europa in Deutschland verarbeitet, weil es hier immer noch am billigsten ist.
Quellen:
NWZ online vom 01.08.2014
FR-online.de vom 13.04.2013: "Niedriglöhne in der Fleischproduktion: Die Tricks der Schlachthöfe"
Weiterlesen:
Efken, J./ Haß, M./ Bürgelt, D./ Peter, G./ Zander, K. (2013): Der Markt für Fleisch und Fleischprodukte [online]. German journal of agricultural economics, Band 62, Heft Suppl., Seiten 67-84.
Efken, J. (2013): Fleischverarbeitung: Kostenvergleich nur bedingt möglich - Vergleich der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Schlacht- und Zerlegebetriebe. Fleischwirtschaft, Band 93, Heft 12.