04/08/2011: Neue Beiträge zum Thema Prekarisierung der Arbeit

Die Augustausgabe der WSI Mitteilungen, der Monatszeitschrift des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung (HBS), widmet sich in einem Themenschwerpunkt der Debatte um die Prekarisierung der Erwerbsarbeit. Die Beiträge behandeln bislang wenig beachtete Dimensionen von Prekarität und schlagen ein erweitertes Prekaritätsverständnis vor, das auch den Blick auf die Prekarisierung im Lebenszusammenhang einbezieht.


Kerstin Jürgens, Professorin im Fachbereich Gesellschaftswissenschaften an der Uni Kassel, plädiert dafür, Prekarisierungstendenzen nicht allein an der Zunahme unsicherer Beschäftigungsverhältnisse festzumachen. Die Unsicherheit der Erwerbslage erfasse vielmehr auch die private Lebenspraxis und wirke sich auf die Einstellungen und Zukunftserwartungen der Betroffenen aus. Weil Prekarität den gesamten Lebenszusammenhang bestimme, müssten arbeitspolitische Strategien breiter ansetzen und sich mit der „Frage nach dem sicheren Leben“ auseinandersetzen.

  • Jürgens, K. (2011): Prekäres Leben. In: WSI Mitteilungen, 64. Jg., Nr. 8, S. 379-385.



  • Der Soziologe Peter Bartelheimer vom Göttinger Soziologischen Forschungsinstitut (SOFI) schlägt vor, zwischen potenziell prekären Erwerbsformen, prekärer Arbeit im Lebenszusammenhang und prekären sozialen Lagen begrifflich zu differenzieren. Weil das Normalarbeitsverhältnis als normativer Bezugspunkt dafür nicht hinreiche, müsse Prekaritätsforschung auch auf den Haushaltszusammenhang und auf die Muster von Erwerbsverläufen rekurrieren.
  • Bartelheimer, P. (2011): Unsichere Erwerbsbeteiligung und Prekarität. In: WSI Mitteilungen, 64. Jg., Nr. 8, S. 386-393.



  • Michèle Amacker, Diplomassistentin an der Universität Fribourg/Schweiz, erläutert einen Ansatz, mit dem Formen von Prekarität erkennbar werden, die über prekäre Erwerbsarbeit hinausgehen. Im Kern geht es dabei um eine akteurszentrierte Analyse, die nicht bei der Beschreibung prekärer Lebenslagen stehen bleibt, sondern auch die Aneignung und Reproduktion der objektiven Bedingungen durch die die Betroffenen. Anhand des dazu verwendeten Konzepts der alltäglichen Lebensführung lasse sich zeigen, dass sich die Prekarität von Lebenslagen erst im Haushaltskontext manifestiere.
  • Amacker, M. (2011):“Da haben wir wenig Spielraum“ – Familienernährerinnen in prekären Lebenslagen. In: WSI Mitteilungen, 64. Jg., Nr. 8, S. 409-415.



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