Dr. Kianoosh Rezania

geboren 1972 in Teheran / Iran

Projekt:

Raumkonzeption im früheren Zoroastrismus. Kosmische, kultische und soziale Aspekte (gefördert von DFG).

Beschreibung:
Der Themenbereich der Raumvorstellung in den religiösen Auffassungen schließt sowohl Räume sinnlich wahrnehmbarer Gegenstände als auch Räume, die sich in Sinnkonstellationen herausbilden, ein. Er deckt somit verschiedene Aspekte von Raum ab: Raumgottheiten, die Thematisierung von Raum in den kosmogonisch-kosmologischen Texten, kosmographische Konzeptionen, jenseitige Raumvorstellungen, das Raumordnungssystem in Ritual und Kultort sowie die Zusammenhänge sozialer mit kosmischen und kultischen Raumstrukturen. Der Zoroastrismus, die Religion Zarathustras, ist die älteste und bedeutendste Ausprägung der altiranischen Kultur. Er besteht seit drei Jahrtausenden bis zum heutigen Zeitpunkt in Iran und Indien fort. In diesem Vorhaben werden die Raumkonzeptionen dieser Religion und ihre geschichtliche Entwicklung auf der Grundlage der kulturwissenschaftlich ausgerichteten Religionswissenschaft herausgearbeitet. Das Material wird dabei vornehmlich aus den älteren zoroastrischen Texten, den avestischen und altpersischen Texten (ca. 1000–300 v. Chr.), anhand präziser sprachwissenschaftlicher Analysen entnommen. Dieses Forschungsvorhaben leistet einerseits einen entscheidenden Beitrag zu einem umfassenderen Verständnis des Zoroastrismus, andererseits geht aus ihm zuverlässiges historisches Material für weitere kulturwissenschaftliche Erforschungen des Raumkonzepts auf einer kulturübergreifenden Ebene hervor.
Das Projekt setzt es sich zum Ziel, die zoroastrische Raumvorstellung mit ihren verschiedenen Aspekten in Anbetracht ihrer historischen Entwicklungen – beschränkt auf die Darstellungen in den altiranischen Texten – zu erforschen und eine detaillierte Charakterisierung räumlicher Konzeptionen anzubieten. Dies wird – wie im Titel des Vorhabens angedeutet – in dreierlei Hinsicht durchgeführt:


  • Kosmisch: Die Thematisierung von Raum in den altiranischen Texten wird in diesem Forschungsvorhaben untersucht. Dabei wird den kosmographischen Vorstellungen und ihren Raumordnungsprinzipien auf den Grund gegangen. Die jenseitigen Raumkonzeptionen sowie die damit kohärierende Auffassung von Tod als Ortswechsel vom Diesseits zum Jenseits werden in diesem Zusammenhang abgehandelt.


  • Kultisch: Den räumlichen ordnungsstiftenden Prinzipien in dem oder durch den Kultort sowie auch anhand ritueller Handlungen – Orientierungen, Bewegungen, Haltungen, etc. – wird Rechnung getragen, wobei ausschließlich Priesterrituale und Übergangsriten analysiert werden. Das Vorhaben strebt an, die räumlichen Charakteristika von zoroastrischen Kultorten und Kultbauten zu ermitteln. Es beabsichtigt, die geschichtliche Entwicklung von Kultort zu Kultbau im Rahmen der Entwicklung des Raumkonzepts in dieser Religion zu konstatieren.


  • Sozial: Mit den erworbenen Kenntnissen über die kosmischen und kultischen Aspekte von Raum nimmt sich das Projekt vor, die damit einhergehenden gesellschaftlichen Raumstrukturen und die symbolischen Raumordnungssysteme herauszuarbeiten. Somit wird die soziale Bedeutung der kosmographischen und jenseitigen sowie der rituellen Raumstrukturen untersucht.



Wissenschaftlicher Werdegang:
1991-96

Studium der Informatik an der Technischen Universität Sharif Teheran, Abschluss: Bachelor of Science.


1996-98

Studium der Informatik an der Technischen Universität Sharif Teheran, Abschluss: Master of Science.


1999-2002

Studium der Altiranischen Kultur und Sprachen an der Universität Teheran, Abschluss: Magister.


01.2004- 12.2006

Kollegiat des Graduiertenkollegs 896: „Götterbilder – Gottesbilder – Weltbilder: Polytheismus und Monotheismus in der Welt der Antike“, Georg-August-Universität Göttingen.


04.2004- 09.2008

Promotion in der Altiranistik an der Georg-August-Universität Göttingen über das Thema „Die zoroastrische Zeitvorstellung: eine Untersuchung über Zeit- und Ewigkeitskonzepte und die Frage des Zurvanismus“; gefördert vom Deutschen Akademischen Austauschdienst; abgeschlossen am 1. Sep. 2008 mit summa cum laude.


12.2008- 01.2011

Stipendiat des Graduiertenkollegs 896: „Götterbilder – Gottesbilder – Weltbilder: Polytheismus und Monotheismus in der Welt der Antike“, Georg-August-Universität Göttingen; Forschung über das Thema „Mazdakiten als Angehörige einer religiösen Bewegung in der Sasanidenzeit“.


Seit
02.2011

Wissenschaftlicher Mitarbeiter (DFG-Drittmittel) des Seminars für Iranistik der Georg-August-Universität Göttingen.


Schwerpunkte:

Zoroastrismus; mündliche Tradition; Zeitvorstellung; Raumvorstellung.