Geschichte der Altorientalistik an der Universität Göttingen

Betrachtet man die Entwicklung der Assyriologie, so ist schnell zu erkennen, dass der Universitätsstandort Göttingen von Anfang an eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des Faches gespielt hat.

Im Jahr 1802 kam es zu einer Art Wette zwischen dem Göttinger Gymnasiallehrer Georg Friedrich Grotefend (*9.Juni 1775 in Hann.Münden †15.Dezember 1853 in Hannover) und einem Freund. Grotefend, als sechstes Kind des Schuhmachermeisters Johann Christian Grotefend, besuchte die Lateinschule seiner Heimatstadt und schrieb sich im Mai 1795 bei der Georg-August-Universität Göttingen für die Fächer Theologie und Philologie ein. Gefördert wurde Grotefend an der Universität durch den Theologen Thomas Christian Tychsen und ganz besonders von Christian Gottlob Heyne. Schon während des Studiums wurde Grotefend durch Heyne mit der Unterrichtung der Unter- und Mittelstufenschüler in Latein beauftragt. Nach dem Studium unterrichtete er 18 Jahre am Gymnasium Frankfurt, welches später in Goethe-Gymnasium umbenannt wurde. Ab 1821 bekleidete Grotefend am Lyceum in Hannover die Stelle des Direktors. Bis zu seiner Pensionierung 1849 blieb Grotefend in Hannover, wo er 1853 auch verstarb und beigesetzt wurde. Die Grundlage jener besagten Wette stellte nun eine Diskussion von Fiorillo und Grotefend dar, in der es darum ging, ob es möglich sei, eine Inschrift zu entziffern, von der weder die Schrift, noch die Sprache noch der Inhalt bekannt sei. Grotefend, von dem bekannt war, dass er sich gerne mit Rätseln und Geheimschriften beschäftigte, vertrat die Meinung, dass dies durchaus möglich sei, woraufhin ihn sein Freund aufforderte, dies doch anhand einer der Keilschriften zu versuchen. Bei dieser Keilschrift handelte es sich um eine Inschrift, die in der Nähe der Paläste des Dareios I. und des Xerxes im antiken Persepolis, auf der Felswand „Naksch-i-Rustam“ gefundenen wurde. Hoch über der Erde waren hier vier Gräber der Sassanidenkönige in den Fels gehauen und mit Inschriften versehen worden. Die äußere Fassade des Grabes Dareios´ I. zierte eine Inschrift, die in drei verschiedenen Sprachen abgefasst war. Dareios I. hatte im Jahr 520 v. Chr. seiner königlichen Kanzlei den Auftrag gegeben, eine eigene Schrift zu „erfinden“, da es ihn verdross, dass das Persische Großreich keine eigene Schrift besaß. Die Schreiber „bastelten“ in kurzer Zeit eine künstliche Silben- und Buchstabenkeilschrift, die, und das ist für die Keilschriftentzifferung das Entscheidende, nur aus 37 Zeichen bestand. Die weiteren Keilschriften, die bisher gefunden waren, besaßen teilweise mehrere hundert Silben- und Wortzeichen und waren daher für eine Entzifferung „aus sich heraus“ nicht geeignet. Die Inschrift, die Grotefend für seinen Entzifferungsversuch zu Grunde legte, war nun eben jene Trilingue des Dareios´, welche neben einer elamischen und einer babylonisch-assyrischen auch eine altpersische Version enthielt und damit für eine Entschlüsselung am einfachsten erschien. Der königliche Bibliothekar Fiorillo stellte Grotefend die benötigten Unterlagen zur Verfügung, darunter als Hauptquelle den Reisebericht eines ehemaligen Göttinger Mathematikstudenten, Carsten Niebuhr (1733-1815) , welcher unter anderem eine sorgfältige Abzeichnung der Inschriften bei Persepolis angefertigt hatte. Mit diesem Material gelang es Grotefend innerhalb von sechs Wochen zum ersten Mal in der Geschichte der Neuzeit die Grundlagen der altpersischen Keilschrift zu entziffern. Damit gelang ihm überhaupt die erste Entzifferung einer Keilschrift. Die Fähigkeiten, die er dabei einbrachte, hatte er sich schon in den Jahren davor angeeignet, unter anderem mit dem Versuch eine Universalschrift zu „erfinden“. Insgesamt gelang es Grotefend 1802 zehn altpersische Keilschrift- und ein Wortzeichen richtig zu entziffern, 1815 kam noch ein weiteres Zeichen hinzu. Damit wurde in Göttingen durch Grotefend ungefähr ein Drittel der altpersischen Keilschriftzeichen entziffert und den weiteren Entzifferungsversuchen der Weg geebnet.

Ihm folgte der Schüler des Leipziger Assyriologen Delitzsch, Paul Haupt. Haupt, am 25. November 1858 in Görlitz geboren, absolvierte sein Studium 1876-1878 an der Universität Leipzig und schloss dieses 1879 mit einer Dissertation ab, die den Titel „Die sumerischen Familiengesetze“ trug. Im Anschluss studierte Haupt ein weiteres Jahr in Berlin. Am 18. Dezember 1880 wurde er an der Universität Göttingen mit einer Arbeit „Über einen Dialekt der sumerischen Sprache“ habilitiert. Geprägt und unterstützt wurde Haupts Habilitationsschrift vornehmlich von Paul de Lagarde, der in Göttingen das Ordinariat für orientalische Sprachen innehatte, allerdings eine stark umstrittene Persönlichkeit war und selbst keinen Zugang zur Assyriologie gefunden hat. Haupt hatte vor seiner Habilitation entdeckt, dass es im Sumerischen zwei Dialekte gab, Emegi.r, den Hauptdialekt und Emesal. Diese Erkenntnis war insofern von grundlegender Bedeutung, da in der Zeit einige Forscher dem „Antisumerismus“ anhafteten. Mit seiner Entdeckung und Belegung der Dialekte nahm Haupt diesen Wissenschaftlern ihre Argumentationsgrundlage. Nichtsdestotrotz hielt sich die Richtung noch längere Zeit. Im Sommersemester 1881 nahm Haupt seine Lehrtätigkeit als Privatdozent in Göttingen auf. In seiner Göttinger Zeit ist als weiterer wichtiger Meilenstein sein Buch „Akkadische und sumerische Keilschrifttexte“ erschienen, welches zusätzlich zu akkadischen Texten auch Texte in den beiden bekannten sumerischen Dialekten vorlegte und zudem noch eine kurzen Abriss der sumerischen Grammatik enthielt, der erst 30 Jahre später überholt wurde. Für die Forschung wurde dieses Werk so unentbehrlich, dass es noch im Jahr 1975 nachgedruckt worden ist. Zu Haupts Werken kommt noch eine Keilschriftedition des Gilgamesch-Epos hinzu, die noch bis ins Jahr 1980 kaum etwas von ihrem Wert eingebüßt hatte. 1883 wurde Haupt eine Professur an der John Hopkins University in Baltimore angeboten, die er auch antrat, wobei er die Sommersemester der Lehre in Göttingen vorbehielt. Im Jahr 1889 wechselte Haupt dann endgültig nach Baltimore und nahm die amerikanische Staatsbürgerschaft an, wo er bis zu seiner Emeritierung lehrte und am 15. Dezember 1926 verstarb.

Nach einer Periode von fast 25 Jahren erhielt die assyriologische Forschung in Göttingen erst im Jahr 1912 wieder einen neuen Vertreter des Faches. Ernst Georg Klauber, 1887 in Österreich geboren, reichte im Sommer 1912 eine Habilitationsschrift mit dem Titel „Politisch-religiöse Texte aus der Sargonidenzeit“ in Göttingen ein. Zuvor hatte Klauber 1906/7 zwei Semester in Wien studiert, anschließend vier Semester in Leipzig. Dort wurde er 1910 mit einer Dissertation über „Assyrisches Beamtentum“ promoviert. Nach erfolgter Habilitation im Jahr 1913 lehrte Klauber für zwei Semester (WS 1913/14 und SS 1914) in Göttingen. 1914 musste Klauber auf Grund des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs nach Wien zurückkehren. Am 8. Oktober 1914 starb Klauber im Kampf. Sein wissenschaftlicher Nachlass, welcher unter anderem von Klauber selbst angefertigte Kopien von Traumomina aus dem British Museum enthielt, befindet sich noch heute im „Oriental Institute of the University of Chicago“. Seine Privatbibliothek vermachte er der Universität Göttingen, allerdings ist diese, zusammen mit dem nahezu ganzen Bestand des Seminars, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg fast völlig zerstört worden.

Im Dezember 1933 wurde Wolfram von Soden, geboren am 19. Juni 1908 in Berlin, in Göttingen habilitiert. Seine Promotion hatte von Soden 1931 in Leipzig bei Benno Landsberger vollendet. Im Mai 1934 erhielt von Soden einen Lehrauftrag in Göttingen, der 1936 zu einem ExtraOrdinariat für Assyriologie und Arabistik ausgeweitet wurde. Im Jahr 1940 berief man von Soden als Ordinarius an die Universität Berlin. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde von Soden in Berlin entlassen und kehrte auf Umwegen wieder nach Göttingen zurück, wo er seine Wohnung die ganze Zeit über behalten hatte. Schon 1948 hatte von Soden durch sein „Akkadisches Syllabar“ bewiesen, dass er hohe wissenschaftliche Qualitäten zu bieten hatte. Trotzdem erteilte man ihm erst 1950 nach einigem Hin und Her einen unbezahlten befristeten Lehrauftrag für Assyriologie in Göttingen. Mit der Professur wurde er allerdings nicht bedacht. 1934 war von Soden in die SA eingetreten, war aber bis 1944 nicht Mitglied der NSDAP. Durch eine Art „Zwangseingliederung“ erfolgte dann der Eintritt in die Partei. Trotz einer Entlastung bei der Entnazifizierung der Alliierten, standen Angehörige der Fakultät von Soden noch immer kritisch gegenüber. Nichtsdestotrotz arbeitete von Soden weiterhin an grundlegenden wissenschaftlichen Projekten. So erschien im Frühjahr 1952, nach vierjähriger Arbeit, der „Grundriss der akkadischen Grammatik“, der bis zum heutigen Tag noch immer seinen festen Platz im Unterricht und in der Wissenschaft hat. Im Anschluss stand gleich ein weiteres Unternehmen an, mit dessen Ausführung von Soden betreut wurde. Anhand eines unvollendeten Manuskriptes von Bruno Meissner entstand das „Akkadische Handwörterbuch“, ebenfalls ein Meilenstein in der Geschichte der Assyriologie. Durch den persönlichen Einsatz von Benno Landsberger für von Soden wurden diesem Anfang 1953 eine Diätendozentur und kurz darauf im gleichen Jahr eine außerplanmäßige Professur in Göttingen angetragen. Im Jahr 1954 erhielt von Soden einen Ruf an die Universität Wien, wo er als Ordinarius wirken sollte. Da Göttingen sich nicht auf Bleibeverhandlungen einließ, folgte er im Dezember 1954 dem Ruf und brachte der Wiener Orientalistik in den folgenden Jahren ein hohes Ansehen. 1961 erhielt von Soden erneut einen Ruf, diesmal nach Münster, wo er dann bis zu seiner Emeritierung 1976 wirkte. Am 6. Oktober 1996 verstarb von Soden in Münster. Der in Göttingen entstandene „Grundriss der akkadischen Grammatik“ und das hier begonnene „Akkadische Handwörtbuch“ gehören zweifellos zu den größten Leistungen der Altorientalistik im 20. Jh. und sind auch für die wissenschaftliche Arbeit des 21. Jh. unverzichtbar.

In der Zeit zwischen 1940 und 1949, als von Soden als Ordinarius in Berlin tätig und später in Kriegsgefangenschaft war, war der Lehrstuhl in Göttingen nicht verwaist geblieben, sondern wurde mit Adam Falkenstein (*17.September 1906 †16.Oktober 1966) besetzt. Allerdings konnte auch dieser seine Lehrtätigkeit auf Grund des Krieges und einer danach erfolgten Internierung erst ab dem Wintersemester 1946/47 ausfüllen. Erschwert wurden ihm die Lehre und vor allem die Forschung dadurch, dass die Bibliothek des Vorderasiatischen Seminars bei einer Explosion im Bergwerk Volpriehausen fast vollständig zerstört worden war. Auch seine Privatbibliothek war ihm zu diesem Zeitpunkt nicht zugänglich. Trotz dieser Schwierigkeiten gelang ihm in seiner Göttinger Zeit die Vollendung einer zweibändigen „Grammatik der Sprache Gudeas von Lagasch“, einem Werk, welches die Kenntnisse der sumerischen Grammatik immens erweiterte und Falkensteins Forschungsschwerpunkt, die Sumerologie, unterstrich. 1949 folgte Falkenstein einem Ruf nach Heidelberg, wo er zunächst ein Exraordinariat für Semitische Philologie, welches später in ein Ordinariat umgewandelt wurde, innehatte und bis zu seinem Tod arbeitete. Obwohl Falkensteins Schwerpunkt der Sumerologie galt, muss betont werden dass er sich als „vollwertiger“ Altorientalist ebenfalls intensiv mit dem babylonischen Ritual, der Akkadistik und Semitistik, der altmesopotamischen Geschichte und Mythologie, sowie dem Keilschriftrecht und der Vorderasiatischen Archäologie beschäftigt hat. Sein Werk prägte, schriftlich und mündlich (durch seine Schüler) überliefert, die deutsche und die internationale Wissenschaft, ganz besonders im Bereich der Erforschung der sumerischen Sprache und Literatur.

Ab dem Wintersemester 1957/58 erhielt Rykle Borger einen Lehrauftrag an der Universität Göttingen. Borger, am 24.Mai 1929 in Wieuwerd/Niederlande geboren, studierte von 1946-53 an der Universität Leiden Orientalistik und Theologie. Dort erfolgte im Jahr 1953 die Promotion mit einer Arbeit „Die Inschriften Asarhaddons, Königs von Assyrien“. Ab 1954 war Borger in Göttingen bei von Soden als Hilfskraft an dessen Arbeit am AHw beteiligt und führte diese Arbeit später bis 1957 in Wien fort. Gegen Ende des Jahres 1958 folgte die Habilitation Borgers mit der „Einleitung in die assyrischen Königsinschriften. Erster Teil: Das zweite Jahrtausend vor Chr.“ und 1959 die Umwandlung des Lehrauftrags in eine Diätendozentur. Nachdem Borger 1961 einen Ruf als Nachfolger von Sodens an die Universität Wien erhielt, trug ihm die Universität Göttingen ein neu zu gründendes Ordinariat für Assyriologie am „Seminar für Keilschriftforschung“ an, welches Borger 1962 antrat. Borger, der bis zu seiner Emeritierung am 30. September 1997 in Göttingen blieb, leistete in dieser Zeit wichtige Arbeit für die Altorientalistik im Ganzen und für das Fach in Göttingen im Speziellen. 1975 organisierte er die „Rencontre Asssyriologique Internationale“ in Göttingen, die weltweit größte Tagung von Altorientalisten. An Arbeiten sind von ihm in den vielen Jahren am Standort solch unentbehrliche Werke wie das „Handbuch der Keilschriftliteratur Vol. 1-3“ (Berlin 1967-75) entstanden, welches die gesamte Sekundärliteratur des Faches bis 1974 aufführt und damit unentbehrlich sowohl für Studenten als auch für Wissenschaftler wurde. Auch die „Babylonisch-assyrischen Lesestücke“ (Rom 1979), ein Lehr- und Lesebuch, waren Antwort auf ein drängendes Desiderat an geeignetem Lehr- und Lernmaterial. Ein drittes grundlegendes Werk ist die „Assyrisch-babylonische Zeichenliste“ (Kevelaer 1978), die 2003 stark überarbeitet und erweitert als "Mesopotamisches Zeichenlexikon" in Münster neu gedruckt wurde und für die Transliteration altorientalischer Texte unentbehrlich ist. Die erwähnten Arbeiten sind allerdings nur eine kurze Momentaufnahme der überaus fruchtbaren Tätigkeiten Borgers. Borger legte die Arbeit mit der Emeritierung nicht nieder, sondern nahm sich unter anderem vor, auch in seinem jetzigen „Ruhestand“ das HKL auf einen aktuellen Stand zu bringen.

Mit Brigitte Groneberg (*9.April 1945 in Regensburg) folgte im Wintersemester 1999/2000 eine Wissenschaftlerin dem Ruf nach Göttingen, die schon durch ihre Promotion 1972 in Münster ("Untersuchungen zum hymnisch-epischen Dialekt der altbabylonischen Texte"), indirekt in eine Verbindung mit Göttingen trat: Denn ihr Doktorvater war Wolfram von Soden. Groneberg absolvierte ein Studium der Klassischen Archäologie und Assyriologie (Altorientalistik), der Vorderasiatischen Archäologie, der Islamkunde und Semitistik in Münster und Tübingen. Von 1974-1975 war sie Mitarbeiterin am Sonderforschungsbereich 19 „Atlas des Vorderen Orients“ in Tübingen. Darauf folgten 12 Jahre als Assistentin am Altorientalischen Seminar der Eberhard-Karls Universität Tübingen. 1985 habilitierte sich Groneberg eben dort mit dem Werk „Syntax, Morphologie und Stil der jungbabylonischen ´hymnischen` Literatur. Teil 1 Grammatik, Teil 2 Belegsammlung und Textkatalog“. Nach Forschungs- und Arbeitsaufenthalten in Chicago (Mitarbeit am „Chicago Assyrian Dictionary“ 1976/77 und 1987) und Paris (als "directeur de recherche" in der équipe von Mari des „Centre national de la recherche scientifique“), nahm sie zum Wintersemester 1990 den Ruf auf eine Professur für Altorientalistik der Universität Hamburg an. Von dort aus wurde sie 1999 nach Göttingen berufen, wo sie bis zum Sommersemester 2008 als geschäftsführende Direktorin, bis zum Sommersemester 2010 als Professorin für Altorientalistik wirkte; hier an der Universität Göttingen war sie überdies von 2006 bis 2008 als Vizepräsidentin für die Lehre tätig. Gronebergs Forschungsschwerpunkte sind die babylonisch-assyrische Grammatik und Grammatiktheorie, mesopotamische Religionsgeschichte, mesopotamische Literatur und die Wissenschaftsgeschichte der Assyriologie. Zu ihren bekanntesten Werken gehören die Bücher „Die Götter des Zweistromlandes“ (München 2004) und "Lob der Ischtar" (Groningen 1997). Groneberg wurde 1996 mit der Medaille des Collège de France "Francois I." ausgezeichnet.

Zum Sommersemester 2008 übernahm Annette Zgoll (*1970 in Freiburg i. Brsg.) die Stelle als Geschäftsführende Direktorin und folgte damit dem Ruf auf eine Christian-Gottlob-Heyne-Professur nach Göttingen. Zgoll wurde 1996 mit der Arbeit „Der Rechtsfall der En-hedu-Ana im sumerischen Lied nin-me-schara“ promoviert, für die sie 1998 den Promotionspreis der Universität München erhielt. Schon in der Schulzeit erhielt sie Preise für Leistungen in „alten Sprachen“ . Ihr Grundstudium absolvierte Zgoll an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster in den Fächern Altorientalische Philologie und Altertumskunde, Ägyptologie und Altes Testament von 1988-1990. Das Hauptstudium setzte sie von 1990-1992 an der Ludwig-Maximilians-Universität München fort, an der sie dann auch das Promotionsstudium absolvierte. Im Anschluss an die Promotion wechselte Zgoll an die Universität Leipzig, wo sie von 1999-2002 als Wissenschaftliche Assistentin am dortigen Altorientalischen Institut arbeitete. Im Oktober 2001 habilitierte sie sich in Leipzig mit einer Arbeit über „Traum und Welterleben im Antiken Mesopotamien. Beiträge zu einer Kulturgeschichte des Träumens“. Im Jahr 2002 wurde sie Wissenschaftliche Oberassistentin und erhielt die Ernennung zum „Dr. habil“ und zur Privatdozentin mit einer Lehrbefugnis für Altorientalistik an der Universität Leipzig. Während des Sommersemesters 2003 übernahm Zgoll dort die Geschäftsführung des Altorientalischen Institutes. Professor Zgolls bisherige wissenschaftliche Arbeiten repräsentieren die zentralen Bereiche des Faches Altorientalistik: Editionen, Textkritik, Grammatik- und Lexem-Forschung an sumerischen und akkadischen Quellen (2.-1. Jt. v. Chr.), historische Forschung (3.-1. Jt. v. Chr.), literaturwissenschaftliche Analysen sumerischer und akkadischer Texte (3.-1. Jt. v. Chr.), kulturwissenschaftliche Studien (3.-1. Jt. v. Chr.) zum Welt- und Menschenbild im Alten Orient. Die hier getesteten methodischen Zugriffe auf Keilschriftquellen sind Grundlage für ihre neuen Zugänge zur Mythosforschung, der sie seit Jahren Impulse gibt; gemeinsam mit Mitarbeitern des Seminars für Altorientalistik und mit Kolleginnen und Kollegen der Philosophischen Fakultät und der Theologischen Fakultät ist Zgoll dabei, einen Forschungsschwerpunkt Mythosforschung innerhalb der Universität Göttingen aufzubauen.

Friederike Schulze