Die ‚Trüffelschweine’ der Literatur – Literarische Zeitschriften und ihre Funktionen im Literaturbetrieb

Komparatistik - finanziert aus Studiengebühren
HS; Do 14.15-15.45, VG 3.107

Die gegenwärtige Situation der deutschsprachigen Literaturzeitschriften ist geprägt durch ein Nebeneinander von großen älteren Zeitschriften (überwiegend Gründungen aus den 1950er und 1960er Jahren, wie Akzente oder Text + Kritik), einer sich ständig verändernden Zahl von Neugründungen aus den letzten beiden Jahrzehnten (wie etwa Edit, Bella Triste oder Kritische Ausgabe) sowie einiger weniger Publikumsorgane mit großer Auflagenzahl und entsprechender öffentlicher Breitenwirkung wie Literaturen oder Volltext. Als sogenannte ‚Entdeckermagazine’ publizieren einige dieser Zeitschriften vorwiegend neue, bislang ungedruckte Texte, andere beschäftigen sich als ‚Reflexionsorgane’ vor allem mit der kritischen Einordnung von bereits gedruckter Literatur und der Diskussion von zeitgenössischen literarischen Strömungen.
Im Seminar soll zunächst ein Überblick über die Breite der deutschsprachigen Zeitschriftenlandschaft vermittelt werden, um dann in einem zweiten Schritt der Frage nach Reichweite und Bedeutung der verschiedenen Zeitschriften nachzugehen. Dazu sollen unter anderem folgende Fragen bearbeitet werden: Inwiefern können Literaturzeitschriften als Wertungs- und Kanonisierungsinstanzen wirksam werden? Welche Funktionen können die Zeitschriften für ihre ‚Macher’, die veröffentlichten Autoren und für die literarische Landschaft einnehmen? Wer liest eigentlich Literaturzeitschriften und warum? Was für eine Literatur erscheint überhaupt in Literaturzeitschriften? Anhand von Fallstudien sollen exemplarische ‚Karrieren’ von Autoren, Redakteuren und Zeitschriften analysiert werden. Dabei soll auch die wirtschaftliche Situation von Literaturzeitschriften berücksichtigt werden: Welche Abhängigkeiten von Verlagen und Förderstrukturen beeinflussen evtl. die kreative Bewegungsfreiheit der Redaktionen? Und wie beeinflussen die Zeitschriften in ihrer Gesamtheit das Gesicht der deutschsprachigen Literatur?
Der Schwerpunkt der Veranstaltung wird auf den deutschsprachigen Literaturzeitschriften liegen. Nicht zuletzt soll jedoch auch ein Ausflug in die englisch- und französischsprachige Magazinlandschaft unternommen werden, indem wir uns z.B. Le Monde des livres, La Nouvelle Revue Française oder The New York Review of Books, aber auch dezidiert zweisprachige Zeitschriften wie La mer gelée anschauen.
InteressentInnen werden gebeten, sich vor Semesteranfang unter anzumelden und dabei kurz mitzuteilen, ob und welche Literaturzeitschriften sie bereits kennen oder vielleicht sogar regelmäßig lesen.