21/05/2013:
Atypische Beschäftigung im Dritten Sektor

Die Soziologin Claudia Schmeißer vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) befasst sich in einem aktuellen Forschungsprojekt mit den Veränderungen in Dritte-Sektor-Organisationen und ihren Auswirkungen auf die Arbeits- und Beschäftigungsverhältnisse. Jetzt hat sie Ergebnisse aus ihrer laufenden Arbeit in einem WZB Discussion Paper vorgelegt, das sich der Frage nach der Verbreitung atypischer Beschäftigungsformen in gemeinnützigen Organisationen und deren Auswirkungen auf die subjektive Bewertung der Arbeitsbedingungen durch die Beschäftigten widmet.

Unter dem Begriff Organisationen des Dritten Sektors werden gemeinhin Vereine, gemeinnützige Gesellschaften mit beschränkter Haftung (gGmbHs), gemeinnützige Genossenschaften, Stiftungen und andere Non-Profit-Organisationen gefasst, die weder dem staatlichen noch dem erwerbswirtschaftlichen Sektor zugeordnet werden können und somit einen eigenen Bereich zwischen Markt und Staat bilden. In ihrem Beitrag untersucht Schmeißer die Beschäftigungsstruktur, Arbeitsbedingungen und die Arbeitszufriedenheit im Dritten Sektor. Dabei legt sie ihr Hauptaugenmerk auf den Vergleich von atypisch und normal Beschäftigten.

Wie die Autorin zunächst feststellt, ist atypische Beschäftigung neben der unbefristeten Vollzeitbeschäftigung so weit verbreitet, dass deregulierte und flexibilisierte Beschäftigungsverhältnisse, einhergehend mit einem geringen Anteil an unbefristet Vollzeitbeschäftigten, als „typisch für den Dritten Sektor“ bezeichnet werden können. Mit dafür verantwortlich sind Rückgänge bei der institutionellen Förderung, verstärkte Konkurrenz und zunehmende leistungsorientierter Finanzierung. Diesem Druck versuchen die die Organisationen des Dritten Sektors dadurch standzuhalten, dass sie die Arbeitsverhältnisse zunehmend flexibler gestalten.

Nach Aussage Schmeißers kommen lediglich noch 38 Prozent der Beschäftigten in den Genuss einer unbefristeten Vollzeitstelle. Am weitesten verbreitet ist mit einem Anteil von 39 Prozent die unbefristete Teilzeitbeschäftigung. Eine auffallend hohe Bedeutung haben dabei Minijobs. Ihr Anteil ist im Nonprofit-Bereich mit 15 Prozent beinahe viermal so hoch wie unter allen abhängig Beschäftigten.

In Hinblick auf die subjektive Beurteilung der Situation durch die Beschäftigten muss Schmeißer jedoch feststellen, dass atypisch Beschäftigte ihre Arbeitsbedingungen kaum schlechter bewerten, als normal Beschäftigte. Für die Autorin zeugt dies indirekt „von einer Akzeptanz der Arbeitsbedingungen zugunsten einer Tätigkeit, mit der sie sich identifizieren und in der sie ihre Ansprüche und Erwartungen gut miteinander vereinbaren können“. Faktoren wie Zeitdruck, Arbeitsintensivierung und Einkommen werden zwar kritisch bewertet, doch ist die Mehrheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter insgesamt noch mit ihrer allgemeinen Beschäftigungssituation zufrieden.

Quelle: Schmeißer, C. (2013): Die Arbeitswelt des Dritten Sektors – Atypische Beschäftigung und Arbeitsbedingungen in gemeinnützigen Organisationen. WZB Discussion Paper, SP V 2013–302, Berlin.